Wenn die Musikkapelle aus Müschede gemeinsam mit Franz Sauer, beim Frühschoppen der St. Sebastianus Schützenbruderschaft, das WESTÖNNER HEIMATLIED anstimmen, dann ist sicherlich einer der Höhepunkte des Westönner Schützenfestes, erreicht.
Wer aber war der Texter und Komponist dieses Liedes? Einige wenige wissen, dass es sich um den Bochumer Studienrat Heinz Meyer handelt.
St.R. Meyer hat das Lied als sein op(us)45 Weihnachten 1952 in Münster niedergeschrieben. Am Kommersabend, der Feier zum 100 jährigen Bestehen des MGV Cäcilia Westönnen, am 15. Mai 1954, hat der MGV in Begleitung der Feuerwehr-Kapelle, das Westönner Heimatlied vorgetragen; und es dirigierte der Komponist.
Wir möchten hier das Leben und Lebenswerk des Heinz Meyer der Westönner Bürgerschaft etwas ausführlicher vorstellen. Heinz Meyer wurde am 10.11.1888 in Witten, als Sohn des Kaufmanns Wilhelm Meyer und der Lehrerin Johanna Ellinghaus, geboren. Von 1894 bis 1898 besuchte er die Volksschule in Witten, und ging anschließend bis 1903 auf das Realgymnasium zu Witten.

Die Eltern erkannten schon früh, dass er sehr musikalisch begabt war. Er erhielt recht bald Klavier- und noch weiter Orgel- und Geigenunterricht. Von 1904 an besuchte er das Königlich Katholische Lehrer-Seminar zu Werl. Mit einem sehr guten Zeugnis über die erste Lehrerprüfung vom 24. März 1909 beendete er diese Ausbildung. Zum ersten April 1909 wurde er mit seiner ersten Schulstelle in Oedingen bei Elspe im Sauerland betraut. Neben seinem Schuldienst war er in der Kirchengemeinde auch als Organist und Küster tätig. Anschließend fand er in seiner Heimatstadt Witten 1913 bis 1920 seine zweite Lehrerstelle. In dieser Zeit, und zwar am 3. April 1918, heiratete er die Maria Elfriede Ebell gt. Schulte, eine 1894 geborene Tochter des Landwirt Heinrich Ebell gt. Schulte und der Maria Poggel gt. Luhmann, aus Westönnen.
Für die Zeit vom 1. Oktober 1920 bis Ende März 1922 ließ er sich vom Schuldienst beurlauben, um am Akademischen Institut für Kirchenmusik Berlin zu studieren und sich musikalisch weiter zu bilden. Anschließend erhielt er eine Stelle als Musikerzieher und Lehrer an der Bochumer Hildegardisschule, ein staatlich neusprachliches Mädchengymnasium.
In Bochum wohnte er bis zur Zerstörung seiner Wohnung durch die Kriegswirren, um dann 1945 nach Westönnen, auf den elterlichen Hof seiner Frau, eine vorläufige Wohnstätte zu finden. 1951 zog er nach Münster wo er am 23. August 1964 starb und auf dem Waldfriedhof Lauheide begraben wurde. Seine Frau Frieda (Elfriede) Maria starb 16 Jahre später, am 21. August 1980 in Nottuln/Krs. Coesfeld.
Kommen wir zurück auf sein musikalisches Wirken. Neben seinem Schuldienst wirkte er als Pianist und Orgelspieler. Er spielte in einem Trio mit Geiger und Cellist vom Städtischen Orchester Bochum. Seine musikalische Hauptarbeit bestand jedoch im Komponieren verschiedenster Musikwerke. Die Spannweite reichte vom Marsch bis Walzer; und weiter von religiösen bis profanen Werken.
Hier einige Textbeispiele: 1921= In memoriam Konzert-Fantasie op.15; 1941/45=Spanische Rhapsodie – nach original-spanischen Motiven für Klavier op.43 ; 1953=Tantum ergo op.46; 1927/35= Weihnachtsoratorium op.23
Das letztgenannte Werk hatte er seiner Mutter gewidmet. Ferner schrieb er: Dieses Werk hat meine besondere Liebe und Pflege, sowie die größte und eindrucksvollste Aufführungszahl erhalten.
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, alle Kompositionen aufzuzählen. Allein im Musikarchiv im Stadtarchiv Hagen sind über 35 Titel deponiert. Im Archiv der Stadt Werl lagern drei Titel, darunter auch das WESTÖNNER HEIMATLIED. Heinz Meyer notiert auf dem Deckblatt: „Westönner Heimatlied (Marschlied) komponiert nach eigenem Text von Heinz Meyer op.45; Münster – Weihnachten 1952.“
Zum Schluß noch eine Notiz von Heinz Meyer auf dem Deckblatt seiner Komposition: Spanische Rhapsodie.
„Bochum im Kriege 1939/44 – beendet im Frieden 1945
Westönnen, 23/IX.45
Quellen: Stadtarchiv Münster; Schreiben v. 6.8.2019
Stadtarchiv Werl; Akten Nr. 3706 u.6333
Stadtarchiv Hagen; Westf.Musikarchiv; Akte H.Meyer
Stadtarchiv Witten; Akte 8/81/ZZ/Nr.200.243