Bekannte Sagen aus Westönnen erzählen von der „Grundlosen Kuhle“, den „Rappen von der Grundlosen Kuhle“, dem „Aufhocker“, den „Katzen von Mawicke“, dem „Grauen Hund vom Kreuzweg“ und von dem „Ungetüm auf dem Miälkpad“.
Zu denn bekannten Sitten und Gebräuchen in Westönnen gehören gewiss die Sternsinger, das Sammeln der Kinder zu Karneval, das Ratschen und Klappern zu Ostern, die Osterfeuer, das Totenläuten, die Polterabende.
Die Sternsinger
Nicht Kinder als hl. drei Könige, sondern gleich ein Dutzend Erwachsene sind jährlich vom 1.Januar bis 8.Januar in Westönnen als Sternsinger unterwegs, allesamt Mitglieder der Trommlercorps „Einigkeit“ und einige befreundeter Helfer.
Neben den üblichen „drei Königen“ gehen noch mit „zwei Sternträger“ mit achteckigen, drehbaren Sternen. Dann jemand, der den Krippenkasten in Form eines Bauchladens trägt. Auf der Krippe steht die Kasse für die Geldspenden. Die gespendeten „Naturalien“ werden in einem Koffer getragen, dessen Träger „Drömmelken“ genannt wird. Er betritt als letzter das Haus, und geht auch wieder als letzter hinaus- weshalb ihm scherzhaft unterstellt wird, er „drömmele“, d.h. trödele. Ein weiterer Sternsinger hat einen Strohbesen bei sich, um symbolisch das Unglück hinauszufegen.
Bei dem Vortrag ihres Liedes wird die Gruppe von einem „Ziehharmonikaspieler“ begleitet. Dieses uralte Instrument heißt „Trecksack“. Zu der Gruppe gehört zudem ein „Hirte mit Krummstab“, der für die Einhaltung des Zeitplanes sorgen soll, sowie ein „Soldat“, der der Gruppe vorangeht und bei den Häusern anschellt- er gehört dazu, seit im letzten Krieg ein Soldat die Gruppe begleitet hat. Zudem fährt ein Treckerfahrer die Gruppe, und es gibt ggf. einen Helfer, der die Wege mit einer Stablampe ausleuchtet. Text und Melodie des „Sternsingerliedes“ sind seit Anfang mündlich überliefert.
Der Text des Liedes:
Es kam die gnadenvolle Nacht, hell leuchtete des Mondes Pracht. Wie freute sich der Engelschar, als Jesus Christus geboren war.
Oh sehet die ärmliche Krippe dar, umgeben von Reichtum und Pracht. Drei mächtige Könige eilten herbei, sie folgten dem Stern in der Nacht.
Sie fanden der Jungfrau eignen Sohn und brachten ein Opfer ihm dar. Sie knieten am höchsten Gottesthron, voll Andacht zur göttlichen Macht.
Sie beten für den erschaffnen Sohn, für diese so irdische Welt.
Sologesang: Freut euch ihr Engelschar und jauchzet immerdar, seht ihr das Himmelskind, so herrlich lieb und mild, oh große Freude.
Alle: Oh große Freude. Sie haben uns eine Bescherung gegeben, der liebe Gott lass euch in Frieden leben. In Frieden und Freuden all immerdar, das wünschen wir euch zum neuen Jahr. Das neue Jahr Glückseligkeit, von nun an bis in all Ewigkeit.
Beim Fegen: Wir haben gesungen in diesem Haus, und kehren das Unglück mit dem Besen heraus.

Die Spenden bekommen die Kindertagesstätte und der Kindergarten St. Cäcilia.
Karneval
Wie es sich für eine katholische Gegend gehört, wird auch in Westönnen Karneval gefeiert- eine Prunksitzung gibt es zwar leider seit einigen Jahren nicht mehr, aber der Kostümball „Rosenmontagsball“ des Sportvereins und des Gesangvereins in der Schützenhalle ist eine tolle Veranstaltung und zieht viele Gäste aus Nah und Fern an. Der Weiberkarneval der Frauengemeinschaft an Weiberfastnacht (Donnerstag vor Rosenmontag) ist schon legendär. Zudem gibt es noch eine Kinderkarnevalsveranstaltung
Manchmal gehen Rosenmontag noch Kinder von Haus zu Haus, singen ein Lied und erbitten eine kleine Gabe:
„Lüttke, lüttke Fastenacht,
wui hiät gehoart, ui hiät geschlacht,
ui hiät saone dicke Wurst gemakt,
git us uine, git us uine,
ower nit soä´ne ganze kluine.
Lott dat Meßken gluien
bis midden in de Suien.
Lott us nit sao lange stohn,
Mott no´n bittken wigger gohn.“
„Kleine, kleine Fastnacht,
wir haben gehört, ihr hättet geschlachtet,
und hättet so eine dicke Wurst gemacht,
gebt uns eine, gebt uns eine,
aber nicht so eine ganze Kleine.
Lasst das Messer gleiten
bis mitten in den Schinken,
(ob ´ne Mettwurst oder´n Ei
das ist uns einerlei)
Laßt uns nicht so lange stehn,
müssen noch ein bischen weiter gehen.“
Das Ratschen und Klappern
Das Totenläuten
Bei Eintreffen der Todesnachricht im Pfarrhaus wird an der Küsterbank zunächst 3 x 3 die Bauernglocke angeschlagen. Bei einem Bauern wird sodann die Bauernglocke geläutet, bei einem Erwachsenen wird die Totenglocke geläutet, ca. 5 Minuten. Wenn der Erwachsene aus Westönnen selbst kommt, wird mit der Kinderglocke ca. 3 Minuten nachgeläutet. So kann man erkennen, ob der Verstorbene aus Westönnen, oder aus den anderen Gemeinden der Pfarrei kommt. Bei einem Kind unter 12 Jahren wird die Kinderglocke ca. 3 Minuten geläutet, kommt das Kind aus Westönnen, wird mit der alten Engel- des- Herrn- Glocke noch 3 Minuten nachgeläutet.
Polterabend
Am Polterabend, das ist gewöhnlich der Abend vor der Hochzeit, findet ein großes Fest für Freunde, Bekannte und Nachbarn statt. Diese „poltern“, d.h. sie werfen Töpfe und Flaschen entzwei, denn Scherben sollen ja bekanntlich Glück bringen. Es gab Jahre, an denen nicht nur Töpfe und Scherben, sondern auch reichlich Stroh, Bierdeckel und Biertulpen auf dem Grundstück verstreut wurden. Dies war aber nur eine übermütige Unsitte, die bald wieder nachließ.
Manchmal ( heute weniger) wird dem früheren Liebhaber der Braut oder umgekehrt Kaff oder Häcksel von einer Haustür zur anderen gestreut.
Und nach der kirchlichen Trauung spannen oft Kinder Seile vor der Kirchtür, um dem jungen Paar vor Freigabe des Weges eine Ablösung durch Geld oder Süßigkeiten zu entlocken.
Grundlose Kuhle
Zwischen Westönnen und Schloss Lohe liegt ein kleiner, vom Schilf umrahmter Teich. man nennt ihn die „Grundlose Kuhle“, denn er geht hinab bis zum Mittelpunkt der Erde und steht hier mit anderen bodenlosen Teichen und allen Weltmeeren in Verbindung. Wiederholt hat man schon versucht, seine Tiefe zu messen. Man band Steine und mit Steinen angefüllte alte Eimer an Seile oder Ketten und ließ sie hinabsinken. Doch fand man keinen Grund. Wohl aber machte man die Erfahrung, dass das untere Ende des Seils abgebrannt und die unteren Glieder der Kette abgeschmolzen waren, als man Seil oder Kette wieder emporzog. Denn unten tief brennt das Feuer der Hölle!

Vor Zeiten gab es aber noch keine „Grundlose Kuhle“. Sie ist wie folgt entstanden: Dort, wo jetzt der Teich liegt, stand einst ein stolzes Schloss. Eines Abends wurde ein großes Trinkgelage abgehalten. Als der Übermut und die Ausgelassenheit auf´s Höchste gestiegen waren, schickte man einen Boten zum Pfarrer mit der Bitte, einem Kranken die letzte Wegzehrung zu bringen. Der Pfarrer kam, und man führte ihn in den Stall, zu einem kranken Schwein. Da verließ der Geistliche tief entrüstet das Schloss und verfluchte es. Und siehe, das stolze Schloss versank mit Mann und Maus sogleich in den Abgrund. Wasser quoll aus der Tiefe hervor und füllte das Loch. So ist die „Grundlose Kuhle“ entstanden.
Die Rappen an der Grundlosen Kuhle
Ein Bauer in Westönnen besaß zwei Rappen, die sehr wild waren. Nur ein Knecht konnte mit ihnen umgehen.
Eines Tages zog der Knecht hinaus, um den Acker zu bestellen. Dieser lag an der „Grundlosen Kuhle“. Die Tiere waren an diesem Tage besonders wild und störrisch. Wild peitschend hieb er auf die Hengste ein. Diese bäumten sich gewaltig auf , sprangen in das Wasserloch und rissen den Knecht mit sich. Über Mensch, Tiere und Pflug schloss sich auf nimmer Wiedersehen der schwarze Schlund…
Der aufhockende Geist
Eine Frau kehrte eines Abends von Mawicke nach Westönnen zurück.

Als sie Potthofs Kreuz am Dorfeingang erreichte, sprang ein unsichtbares Etwas auf ihre Schultern. Sie schleppte die schwere Last ungefähr 200 Schritt weiter bis zur Wallbeke, wo sie plötzlich Erleichterung spürte. Dieses Vorkommnis wiederholte sich regelmäßig, bis die Frau einen anderen Weg einschlug.
Nach alter Überlieferung soll Potthofs Kreuz zur Erinnerung an einen Mord aufgestellt worden sein. Die Frau glaubte, dass der Geist des Mörders sich ihr „aufhocke“ und bei der Wallbeke wieder abspringe.
Die Katzen von Mawicke
Vor zweihundert Jahren belagerten nachts große, bunte Katzen die Wege, die von Westönnen nach Mawicke führten. Sie umringten und belästigten den Wanderer und suchten ihm den Weg zu versperren.
Sie folgten ihm bis zum Dorfeingang und verschwanden erst, wenn die Haustüre geöffnet wurde. Es kam sogar vor, dass sie in die Häuser drangen, und man hatte Mühe, sie wieder fortzujagen. Sie sprangen an den Leuten empor und zerrissen ihnen die Kleider.
Der graue Hund am Kreuzweg
An einem Abend, als der Mond recht hell schien, ging ein Mann von Westönnen nach Oberbergstraße.
An einer Wegekreuzung begegnete ihm ein grauer Hund von der Größe eines Esels. In seiner Angst schlug der Mann mit dem Stock nach dem Hund. da stand ein Bekannter vor ihm, der vor einigen Tagen gestorben war. Der Mann lief fort und schrie um Hilfe, der Geist aber verschwand…
Das Ungetüm auf dem Miälkpad
In einer mondhellen Frühlingsnacht kam ein Landwirt aus Westönnen von der Haar.
Er benutzte den sog. Miälkpad. Als er sich einem alten, tiefen Hohlweg näherte, kam sein weißer Hund, der vorausgelaufen war, winselnd zurück und verkroch sich hinter ihm. Und nun hörte der Landwirt in der Ferne ein Brausen, das näher und näher kam. Zugleich sah der Mann in der Ferne ein Licht schimmern, das sich rasch näherte und als zwei große , glühende Augen im Hohlweg auftauchten. Und dann sprang ein riesengroßer Hund mit hochstehendem buschigen Schwanz und schwarzen, krausen Haaren so nahe an dem vor Schreck Erstarrten vorbei, dass der Arm gestreift wurde. Der Boden dröhnte, als das Ungetüm sausend vorbeijagte.
Der geängstigte Bauer nahm sich vor, niemals mehr so spät von der Haar nach Hause zu gehen. Und der Hund, der war von diesem Tage an so schüchtern, dass er sich kaum noch nach draußen traute.