Anfang des 17. Jahrhunderts, von ca 1600 bis 1616, war Paul Mecklerus (Paulus Meclearius) Pfarrer der St. Cäcilia Gemeinde Westönnen. Leider sind aus dieser Zeit die Urkunden und Akten recht spärlich, so dass wir nur wenige Informationen aus dem Leben des Pfarrers haben.
Zur Zeit sind uns aus den Archiven in Münster und Köln, sowie aus der Literatur folgende Daten bekannt. Im sauerländischen Grevenstein ist Paul Mecklerus um 1570 geboren. Studiert hat er in Münster und erhielt dort auch die Tonsur und die Minores, also die niedrigen Weihen, sowie die Subdiakonatsweihe am 8. März 1596; die Diakonatsweihe folgte am 30. März 1596. Zur Priesterweihe gab es keine Hinweise aus Münster, vermutlich fand diese in Köln statt.
Aus den Weiheregistern des Bistums Münster 1593 bis 1674; von Wilh. Kohl, Münster 1991; geht hervor, dass Paul Mecklerus 1600 Pfarrer zu Busdorf in Paderborn und 1624 schließlich Pfarrer in Salzkotten war. Laut Rudolf Preising in seiner Schrift „Westönnen, Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe im Kurkölnischen Amte Werl“ Münster 1977, war er Pfarrer in Westönnen von 1600 und 1616. Hierzu mein Beitrag bei WESTÖNNEN ONLINE vom 17. Februar 2005 „Ein neuer Westönner Pfarrer 1600“.
Was hat die ganze Geschichte nun, wie im Titel genannt, mit Hexerei zu tun?
Am 09. September 2012 habe ich bei WESTÖNNEN ONLINE folgenden Artikel veröffentlich: „Hexe Clara Fye und der Pfarrer von Westönnen“. https://www.westoennen.de/hexerei-in-westoennen/ Kurz zusammen gefasst handelte es sich um folgende Begebenheit: Der Westönner Pfarrer richtete 1616 einen Brief an den Rat und Bürgermeister der Stadt Sendenhorst im Münsterland. Er berichtete über eine Frau, Clara Fye mit Namen, aus Sendenhorst, die mit einem Mann aus Westönnen wegen „Freierei … im streite lag“. Die betreffende Frau wurde von dem Pfarrer quasi als „Hexe“ beschuldigt und angezeigt. Leider waren solche Beschuldigungen nicht nur grotesk, sie konnten für die Betroffenen tödlich sein.
Nun wurde in einer Schrift aus dem Stadtarchiv Soest ein zweites Ereignis zu diesem Thema entdeckt. Aus dem Schriftband:
Ludwig Rademacher: „Annales oder Jahr-Bücher der Ur-alten und weitberühmten Stadt Soest.“ Herausgegeben von Gerhard Köhn; Band 3 Stadtarchiv Soest 1999
erfahren wir:
Anno 1603
7. April ist ein hiesiger Soester Bürger, in der Sandwelle wohnend, den einige Lips Cassate, andere Floing nennen, mit seinen zwei leibhaft vom Teufel bessenen Töchtern nach Westönnen gelaufen und von dem Pfaffen daselbst bannen lassen. Der Exorzista tät sein Bestes und plagte den armen Teufel so lange bis er versprach, er wolle ausfahren, wenn ihm nur in des Mädchens Lumpen zu bleiben erlaubt sei. Er war des zufrieden, sagte: „Halt Gast die begehrten Lumpen, aber packe dich nun auch“. Diese Worte waren kaum gesprochen, so drehte der Teufel dem Mädchen, so auf dem Altar lag, den Hals um und sagte unter Anhören vieler Zuschauer: „Nun bin ich wieder in die alten Lumpen gefahren“.
Als der tote Körper zur Stadt gebracht, ließ Magistratus befehlen, ihn nicht auf dem alten Kirchhof, sondern draußen ohne Klang und Gesang zu verscharren. Der Vater, weil er wider des Rates Verbot und des Ministerii Warnung obiges tentiert, wurde mit Weib und Kindern aus der Stadt verwiesen.

Nach dieser Geschichte sind zum Stichwort „Exorzismus“ einige Erklärungen nötig. Exorzismus = Beschwörung und meint die Abwehr von Dämonen, ein im Namen Gottes an den Teufel gerichteter Befehl, Menschen oder Gegenstände zu verlassen bzw. sie in Ruhe zu lassen. Vollmacht und Exorzismus stammen von Christus. (Mk 1,25)
Der Exorzismus wurde meist von Priestern vorgenommen, die in der 3. Stufe der 4 niedrigen Weihen, einer Durchgangsstufe zur Priesterweihe entsprechend unterwiesen wurden. Die Beschwörung des Teufels sollte möglichst in der Kirche vollzogen werden. Dies erklärt auch, warum das Mädchen in der Westönner Kirche auf dem Altar(tisch) lag. Leider ist hier die Teufelsbannung, wie der Text von 1603 zeigt, nicht gelungen.
Die Hexenverfolgung war, anders als viele Menschen meinen, kein Phänomen des Mittelalters, sondern der Frühen Neuzeit.
Allein im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation fielen ihr mindestens 25.000 Menschen zum Opfer. Zu den frühen Gegnern der Hexenverfolgung zählte der Jesuit Friedrich Spee (1591-1635). Er hatte wesentlichen Anteil am Ende der Hexenverfolgung.

Hinweis: „Du Hexe! Opfer und ihre Häscher“
Unter diesem Titel zeigt das Sauerland Museum Arnsberg zurzeit eine Sonderausstellung, die mehr als ein Rückblick auf die Hexenverfolgung im Herzogtum Westfalen ist. (bis September 2022)
Quellangaben
“ Titelblatt der Schrift: Gerichtsbarkeit im kurkölnischen Sauerland“
Herausgeber: 1984 Schieferbergbau-Heimatmuseum Schmallenberg-Holthausen
Bildquelle: aus dem o.g. Buch Gerichtsbarkeit im kurkölnischen Sauerland, Titelbild und aus S. 243