Wallfahrten
Die Wallfahrt des Kirchspiels St. Cäcilia Westönnen zur Mutter Gottes nach Werl
In diesem Jahr 2011 feiern wir das 350. Jubiläum der Werler Marienwallfahrt, 1661 wurde das Gnadenbild der Muttergottes von Soest nach Werl überführt. Seit etwa dieser Zeit pilgern auch die Westönner Gläubigen jedes Jahr zu „ihrer“ Gottesmutter nach Werl. 1667 wird die Westönner Wallfahrt erstmals erwähnt. Die Gemeinde ging damals am Fest Mariä Heimsuchung nach Werl und schloss sich mit anderen der Großen Prozession an.
Die Westönner haben den guten Brauch der Gemeindewallfahrt über die Jahrhunderte bis in die heutige Zeit gepflegt und beibehalten. Der ursprüngliche Wallfahrtstermin am Fest Mariä Heimsuchung wurde vor einiger Zeit auf den letzten Sonntag im September verlegt.
An diesem Tag versammelt sich die Gemeinde jedes Jahr vor der Westönner Pfarrkirche. Es wird von der geistlichen Leitung ein Gebet und eine kleine Einführung gesprochen, bevor sich die Prozession unter dem Glockengeläut der Westönner Kirche in Bewegung setzt. Vorweg gehen die Ministranten mit dem alten Vortragekreuz aus dem Jahre 1703 und den vier Kirchenfahnen. Es folgen die Vorbeter und die geistliche Leitung. Im Anschluss pilgern die Fahnenabordnungen der jeweiligen Vereine und die Gläubigen. Die Frauengemeinschaft, die beiden Schützenbruderschaften aus Westönnen und Mawicke, die Avantgarde Westönnen, die Jungschützen Mawicke und die BdSJ-Gruppen nehmen als Vereine an der Wallfahrt teil. Aus dem Kirchspiel Westönnen gehen jedes Jahr zwischen 250 und 300 Pilger zu Fuß mit nach Werl.
Auf dem Hinweg werden die schönen Marienlieder gesungen und gemeinsam die fünf Gesätze vom glorreichen Rosenkranz gebetet. Es werden aber auch persönliche, kirchliche und weltliche Anliegen mit in das gemeinsame Gebet eingeschlossen und so zur Muttergottes mitgenommen.
Die Gemeinde geht immer einen festen Prozessionsweg nach Werl. Der Weg beginnt an der Westönner Kirche, dann geht es durch die Westönner Bachstraße, die Mummelstraße, die Weststraße, Am Krummen Rücken, durch die Westönner Flur bis nach Ostuffeln, wo die Prozession von der dortigen Kapellenglocke auf ihrem Weg begrüßt wird. Von Ostuffeln geht es durch die Werler Flur weiter durch die Mellinstraße, die Hedwig-Dransfeld-Straße, die Engelhardstraße und die Walburgisstraße bis auf den Vorplatz der Basilika. Hier werden die Wallfahrer von der Wallfahrtsleitung und von den Glocken der Basilika begrüßt und in Empfang genommen. Es folgen ein gemeinsamer Einzug in die Kirche und eine kurze Andacht mit dem Wallfahrtsleiter.
Zum Pilgerhochamt um 10 Uhr ziehen die Ministranten, die Fahnenabordnungen der Vereine und die Priester gemeinsam von unten durch den Mittelgang in die voll besetzte Wallfahrtkirche ein. Mit anwesend sind an diesem Wallfahrtstag meist auch die Kirchengemeinden aus dem Pastoralverbund Möhnesee sowie Herzfeld und Lippborg. Die Messe wird von den Franziskanern in Werl festlich gestaltet unter der Mitwirkung der anwesenden Priester aus den Gemeinden.
Im Anschluss an das Pilgerhochamt besteht für jeden die Möglichkeit einer kleinen Mittagspause in der Stadt Werl, um sich für den Rückweg zu stärken. Einige Pilger nutzen die Möglichkeit des stillen und persönlichen Gebetes vor dem Werler Gnadenbild, der „Trösterin der Betrübten“. Den Abschluss bildet die Schlussandacht vor dem Gnadenbild mit Marienliedern, Gebeten und mit dem abschließenden Sakramentalen Segen.
Dann geht die Kirchengemeinde wieder gemeinsam in Prozession den Weg nach Westönnen zurück. Auf dem Rückweg wird gemeinsam gebetet und gesungen. Die Westönner Glocken begrüßen die Heimkehrer, wenn die Pilger das Heimatdorf erreichen. Im Dorf singen alle zum Abschluss dann noch das Tedeum als Dank für die Gemeindewallfahrt. Am Ende nimmt jeder für sich auch etwas von diesem Glaubenstag mit nach Hause. Es sind bewegende Momente, Begegnungen und auch gemeinsame Stunden, die einen neuen Schub an Kraft und Freude mit in den Alltag geben können. Das Erlebte dieses Tages kann auch ein Stück in jedem weiter atmen für die nächste Zeit. Die meisten sind die Wallfahrt oft schon mitgegangen, aber es ist immer wieder ein beeindruckendes, packendes und prägendes Erlebnis.
Bei der Gemeindewallfahrt zeigt sich das Wetter eigentlich meistens von der besten Seite. Morgens ist es oft erst kalt, aber trocken, auf dem Rückweg ist es dann angenehm warm und die Sonne strahlt vom Himmel. Es ist halt so wie immer „Werler Wallfahrtswetter“. Selten hat es an diesem Tag geregnet, aber die Westönner lassen sich auch dann nicht erschüttern. Mit aufgespannten Regenschirmen geht die Gemeinde trotzdem zu Fuß nach Werl.
Seit einigen Jahren schließt sich den Westönnern auch immer eine Gruppe Fußpilger vom Möhnesee mit an. Einige auswärtige Fußpilgergruppen legen jedes Jahr in Westönnen eine Pause auf dem Weg nach Werl ein. Es gibt aber auch Gruppen, die ihre Wallfahrt in Westönnen beginnen, weil der Weg mit etwa fünf Kilometer eine passende und zugleich schöne Wegstrecke ist. So z. B. die Stadtwallfahrt aus Soest, die alle fünf Jahre stattfindende große Pastoralverbundswallfahrt Möhnesee und Pilgergruppen aus Rüthen und Warstein-Suttrop. Nicht zu vergessen ist auch die Westönner Frauengemeinschaft, die immer Anfang Mai zu Fuß nach Werl geht und dort an der Pilgermesse und der Pilgerandacht in der Basilika teilnimmt.
Der damalige Wallfahrtsleiter Pater Heinz-Günther Hilgefort, der sich sehr für die Werler Wallfahrt eingesetzt hat, erwähnte unsere Wallfahrt im Jahr 2000 sehr positiv. Er sagte, die Prozessionen im September seien immer ein eigenes, besonderes Bild. Sie sind sehr zahlreich an Pilgern und führen immer viele Fahnen mit. Sie geben dem September erst den richtigen Glanz. Pater Heinz-Günther war es auch, der den Namen „Unsere Liebe Frau von Werl“ oder die „Ehrenbürgerin der Stadt Werl“ in seinen Predigten und Ansprachen prägend benutzte. Im Volksmund wird die Gottesmutter von Werl aber immer noch mehr als die „Trösterin der Betrübten“ oder als die „Muttergottes von Werl“ bezeichnet. Es gibt aber auch den weniger verbreiteten Namen „Die Königin Westfalens“.
In den letzten Jahren haben sich auch noch einige Wallfahrtsanekdoten auf dem Weg zugetragen. Zu nennen wäre hier die „Stille Messe“, die „Baustellenschilder-Aktion“ und die „respektlosen Mitmenschen und Autofahrer“. Im Jahre 1997 befand sich die Kirchengemeinde Westönnen auf dem Rückweg von ihrer Gemeindewallfahrt. Am Konvikt in Werl spielten Jugendliche auf dem Sportgelände Basketball. Sie wollten die Wallfahrt stören und warfen mit Äpfeln auf die Ministranten. Der Westönner Pfarrer Spannenkrebs bekam den Vorfall mit den Jugendlichen nicht mit und sagte durch die Lautsprecheranlage: „Wir wollen jetzt beten.“ Einer der Störenfriede rief ganz laut: „Halt die Schnauze“. Pfarrer Spannenkrebs wusste nicht, dass das einer der Jugendlichen ihm zugerufen hatte und meinte, einer von den Ministranten oder die Frauengemeinschaft hätten das zu ihm gesagt. Pfarrer Spannenkrebs war daraufhin sehr ärgerlich und sagte in einem barschen Ton: „Wenn ihr nicht wollt, dann brauchen wir nicht beten“. Ab dann war bis Westönnen „Stille Messe“, es wurde nicht mehr gemeinsam gebetet und auch kein Lied mehr gesungen. Die Frauengemeinschaft musste den Vorfall im Anschluss erst einmal aufklären und auch richtig stellen.
Im Jahr 1999 kam das Problem auf, dass die Engelhardstraße in Werl mit Baustellenschildern für die Michaeliskirmes gesperrt war und die Wallfahrer nicht durch die Absperrungen gehen konnten. Die Westönner Prozession ist über mehrere hundert Jahre nicht aufgehalten worden. So kam es dann zur „Baustellenschilder-Aktion“. Zwei Ministranten eilten voraus und stellten die Straßenabsperrungen an die Seite und die Prozession konnte nach altgewohnter Weise durchziehen. Weiter ging es dann durch die Kirmesbuden zur Basilika. Die Westönner sind doch gut katholisch und wissen was sich gehört. Da bekennt jeder seinen Glauben auch auf der Werler Kirmes!
Ein weiterer Punkt, der jedes Jahr auftritt, sind auch die Mitmenschen und Autofahrer, die der Prozession auf dem Hin- und Rückweg begegnen. Viele haben heute keinen Respekt mehr vor der Pilgergruppe. Da wird geschimpft, gemeckert und gehupt. Als guter Ministrant von Westönnen, da weiß jeder, wie man sich in so einem Moment zu verhalten hat. Die Ministranten nehmen dann die ganze Straße ein. Die respektlosen Mitmenschen müssen erst einmal an die Seite gehen oder fahren und warten bis die Prozession vorübergegangen ist. Für die Ministranten ist das nicht nur ein großer Spaß, sondern auch gleichzeitig ein Bekenntnis zur Kirche in der heutigen Zeit.
Auch aus älterer Zeit wird hier und da noch die nette Begebenheit über den jährlichen „Wettlauf“ der Pilger aus Bremen und Westönnen erzählt: Weil nämlich beide Kirchspiele ihren Wallfahrtstag auf den letzten Sonntag im September verlegt hatten und zunächst gemeinsam die hl. Messe feierten, reichten die Sitzplätze in der Wallfahrtskirche natürlich bei weitem nicht aus! Deshalb beobachtete man gegenseitig genau, an welcher Stelle herab von der Haar oder auch in den Westönner Feldern sich denn die betreffende Prozession befände: Und wenn man meinte, der andere sei schneller und somit eher am Ziel, wurde das Tempo so erhöht, dass man selbst die Sitzplätze erobern konnte. Eben ein Wallfahrtswettlauf! Einvernehmlich geregelt wurde das Problem bald dadurch, dass heute die Bremer und die Westönner nacheinander die hl. Messe feiern.
Die Kirchengemeinde in Westönnen hat in diesem Jahr den Dachreiterturm auf der Nordseite der Kirche mit einer neuen kleinen Marienglocke versehen. Im Jahr 1917 musste die alte Dachreiterglocke für Kriegszwecke geopfert werden und ist bis in die heutige Zeit nicht mehr ersetzt worden. In der Gemeinde wuchs in den letzten Jahren der Wunsch, eine kleine Glocke wieder in den Dachreiter zu hängen. Es wurden viele Spender gewonnen, die das Projekt dann ermöglicht haben. Nach einer Vorbereitungsphase kam es am 10. September 2010 zum Guss der kleinen Glocke in der Glockengießerei Rudolf Perner in Passau. Am 1. Januar 2011 wurde die Glocke in einem festlichen Pontifikalamt durch Kurienbischof Dr. Josef Clemens, Rom, geweiht. Als Glockenpate konnte sogar der Präsident des Landtages NRW Eckhard Uhlenberg aus Büderich gewonnen werden! Einige Tage konnte das schöne Stück noch in der Kirche besichtigt werden, bis es dann im Dachreiter der Kirche montiert wurde und als neues Instrument die Dorfbewohner mit seinem Klang erfreut.
Das künstlerische Aussehen der Glocke ist – wie die drei neuen Glocken der Werler Wallfahrtsbasilika – in Anlehnung an das 350. Wallfahrtsjubiläum gestaltet worden. Das Jubiläumsmedaillon der drei neuen Basilika-Glocken wurde geschaffen von den Künstlern Christof und Michael Winkelmann aus Günne (Möhnesee) und findet sich in einer kleineren Ausführung auch auf der Westönner Glocke wieder. Dieses Medaillon zeigt uns das Werler Gnadenbild umgeben mit einem Kranz von Rosen. Die Inschrift der neuen Glocke ist vom Magnificat abgeleitet worden und bezieht die Glocke in den Lobgesang Mariens mit ein. Sie ist oben an der Schulter der Glocke angebracht und lautet:
+ MIT MARIA PREIST MEINE STIMME DIE GRÖSSE DES HERRN + UND JUBELT ÜBER GOTT + UNSEREN RETTER
Eine etwas kleinere Inschrift ist noch unten am Rand der Glocke. Sie bezieht sich auf das Wallfahrtsjubiläum und auf die jährliche Gemeindewallfahrt von Westönnen nach Werl. Die Inschrift lautet: 1661 + ALS ERINNERUNG AN DAS 350. WERLER WALLFAHRTSJUBILÄUM + 2011 + UND DIE 1667 BEGONNENE WESTÖNNER PROZESSION + ZU EHREN DER TRÖSTERIN DER BETRÜBTEN
Drei der Buchstaben dieses Textes sind etwas größer geschrieben und ergeben zusammen den Namen EDE. Damit erinnert dieses Glöckchen auch an den Ende 2008 zu früh verstorbenen ehemaligen Westönner Organisten Martin Eduard Schlummer, der sich sowohl um die Erweiterung des Hauptgeläutes der Pfarrkirche St. Cäcilia im Jahre 1982 als auch um die Planung der jetzt geweihten neuen Dachreiterglocke sehr verdient gemacht hat. Die neue Glocke mit ihrer schönen Gestaltung unterstreicht die jährliche Gemeindewallfahrt nach Werl und kann ab jetzt mit ihrem guten Klang zur Wallfahrt geläutet werden.
Prozessionen in Westönnen
Fronleichnamsprozession
Brandprozession
Brandprozession
Jugendkreuzweg
Ferienlager
Alle zwei Jahre findet ein zweiwöchiges Ferienlager in einer Schützenhalle im Sauerland statt,
wo ca. 170 Kinder und 25 Erwachsene teilnehmen.
Die bisherigen Ferienlager
1988 Wenholthausen,
1990 Langenholthausen,
1992 Wenholthausen,
1994 Langenholthausen,
1996 Reiste,
1998 Bruchhausen an den Steinen
2000 Bruchhausen an den Steinen
2002 Bruchhausen an den Steinen
2004 Bruchhausen an den Steinen
2006 Bruchhausen an den Steinen
2008 Bruchhausen an den Steinen
2010 Bruchhausen an den Steinen
2012 Bruchhausen an den Steinen
2014 Bruchhausen an den Steinen