In seiner Ausgabe vom 4. Juni 1896 meldet das Centralvolksblatt, dass Gutsbesitzer Kerkhoff eine Sauerkrautfabrik anlegen will. Vorbilder sind Fabriken in Mainz und Magdeburg.
Was auf den ersten Blick als allgemeiner Hinweis erscheint, sollte sich schon einige Jahre später als der Grundstein für ein unternehmerisches Erfolgserlebnis herausstellen.

Schon mehrfach hatte Westönnen Online über die Unternehmerfamilie Kerkhoff, den Bürgermeistern Kerkhoff und über deren Leben und Wirken berichtet. Mit diesem Beitrag möchten wir die Familien- und Unternehmensgeschichte zum 125-jährigen Jubiläum zur Registrierung der Sauerkrautfabrik in Erinnerung rufen.
Der Gründer: Caspar Kerhoff *1865 +1915 Bild aus der Famlienchronik Kerkhoff

Die Famliengeschichte beginnt mit Philipp Romberg, genannt Kerkhoff. Er wurde am 28. Juni 1787 als Sohn der Eheleute Friedrich Romberg und Elisabeth Kerkhoff geboren. Am 11.Oktober 1813 hat er die Ehe geschlossen mit Anna Maria Elisabeth Schulte. Ihre Geburtsurkunde besagt, dass sie am 25.September 1781 in Werringsen bei Menden geboren ist. Als sie am 8.Novemebr 1842 starb, war der Hoferbe, Heinrich, erst 17 Jahre alt.
Diese haben das große Bauernhaus im üblichen Fachwerkstil erbaut. Das Innere des Hauses ist im Laufe der Zeit mehrfach um- und ausgebaut und den jeweiligen Bedürfnissen seiner Bewohner angepasst worden.
In der Familienchronik wird aus dem Heimatbuch von H.Westhues wie folgt zietiert: „Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, Anfang dieses Jahrhunderts (1850-1910) wurde auf dem Kerkhoff´schen Hof, einem Hof in der Nähe der Kirche, der laut einer Urkunde in Corvey kurz nach dem 30jährigen Kriege von einem Vorfahren namens Romberg in Besitz genommen wurde, eine Ziegelbrennerei betrieben. Hergestellt wurden Hohlziegel (Dachziegel) und Ziegelsteine„. Soweit zur Herkunft und Entstehung des Hofes Kerkhoff.
Wir übernehmen an dieser Stelle einen Teil der Berichte in Westönnen Online von Eberhard Holin vom 11. März 2009 auf, Sauerkrautwochen: Teil 3 – Sauerkrautfabrik Caspar Kerkhoff.
1896 ließ sein Sohn Caspar Kerkhoff beim Königlichen Amtsgericht in Werl eine „Sauerkrautfabrik mit Dampfbetrieb“ registrieren, die er am 10.August gegründet habe“, zitiert nach Werler Anzeiger, Ausg. vom 28.07.1971.
Im Archiv der Stadt Werl finden sich Angaben über die „durchschnittliche Zahl der beschäftigten Arbeiter“ vom Winter 1918/19 bis Winter 1924/25. Die Belegschaftsstärke wird nicht für die einzelnen Monate ausgewiesen sondern lediglich nach „Sommer“ und „Winter“ getrennt aufgeführt. Beginn der täglichen Arbeitszeit ist morgens um 7.00 Uhr, das Ende abends um 18.00 Uhr. Sie betrug damit 11 Stunden, abgezogen davon 2 Stunden Pause. Nach genannter Fundstelle schwankt in den Sommern die Zahl der Beschäftigten zwischen 4/Sommer 1919, 6 Sommer/1920, 2 Sommer/1921, 4 Sommer/1922, 3 Sommer/1923 und in den Wintern zwischen 16/Winter 1918/19, 18 Winter 1919/20, 18 Winter 1921/22, 20 Winter 1922/23, 18 Winter 1923/24. Für den Winter 1924/25 werden nur 2 Belegschaftsmitglieder angegeben, zitiert nach Katasterblatt für die gewerbliche Anlage, 2 Blätter, zuletzt unterschrieben am 3.2.1925.
Auf Caspar Kerkhoff folgte dessen Sohn Hubert Kerkhoff, der zu den eigenen 200 Morgen im weiteren Verlauf jährlich rd. 600 Morgen entweder selbst hinzupachtete oder mit den heimischen Landwirten entsprechende Lieferverträge abschloss, um die Auslastung bzw. Vergrößerung seines Produktionsbetriebes zu sichern.
Ab 1956 übernahm sein Sohn Theo Kerkhoff die Leitung des Hofes und der „Sauerkraut- und Konservenfabrik“.
Infolge des Todes des Firmeninhabers Theodor Kerkhoff 1978 wurde die Firma noch bis 1980 weitergeführt und dann geschlossen. Ein Teil der früheren Betriebsstätten sind inzwischen abgebrochen.
Ein Steinbruch südlich der damaligen B1 sicherte der Familie Kerkhoff in früheren Jahren ihre Einkünfte. In seinen besten Tagen verdienten hier über 20 Arbeiter ihren Lebensunterhalt. Zum Bau unserer Schützenhalle haben die Schützenbrüder damals den Grünsandstein aus dem Kerkhoff´schen Steinbruch kostenlos brechen dürfen. Weiterhin produzierte die Fa. Kerkhoff einige Jahre Rübenkraut sowie eine Molkerei, aus der später die Molkereigenossenschaft entstand.
Ein sprichwörtlich bahnbrechendes Ereignis geht auf die Mitwirkung der Familie Kerkhoff zurück. Aus der Familienchronik erfahren wir: „Die bedeutendste Entscheidung, mit der mein Vater, Caspar Kerkhoff, in seiner Amtszeit sich durchgesetzt hat, ist der Anschluss des Dorfes an die Eisenbahnstrecke Soest-Unna.
Zitat: Heinrich Westhues:
„…alle gingen daran, da die Eisenbahnverwaltung für den Bau eines Bahnhofsgebäudes einen Zuschuss von der Stadt, bzw. von dem Dorf, forderte, diesen beizeiten aufzubringen, damit auch ihr Ort Haltestelle werde. Einige Westönner schienen allerdings dafür keinen Sinn zu haben. Man wollte das Dorf vor fremden und bösen Einflüssen bewahren. Erst in den Jahren 1898/99 gelang es den Bemühungen des damaligen Vorstehers Caspar Kerkhoff, trotz der hier und da bestehenden Abneigung, die Mittel aufzubringen.
Und tatsächlich, der Bahnhof wurde gebaut.


Die Kerkhoff´s waren nicht nur Unternehmer, sie waren auch Bürgermeister von Westönnen, Heinrich Kerhoff von 1853 – 1890, Caspar Kerhoff von 1890 – 1905, der Sohn von Caspar Kerkhoff, Hubert Kerkhoff, war von 1924 – 1945 Bürgermeister von Westönnen, dessen Sohn Theodor war von 1966 – 1979 stellvetr. Bürgermeister der Stadt Werl und Ortsvorsteher von Westönnen.
Weitere interessante Berichte zur Famlie Kerkhoff finden Sie von unseren Autoren Ehrenmitglied Friedrich Schleep +, Dieter Holtheuer und Eberhard Holin.
Quellen: Famlienchronik der Familie Kerkhoff, Archiv der Lokalzeitung, Zitate aus dem Heimatbuch von H.Westhues
Fotos: Archiv Lokalzeitung, Familienchronik der Familie Kerkhoff