Bezugnehmend auf den Leserbrief des Sincerus Freimund von Utopien wurde der Schützenvorstand ein Jahr später nochmal aktiv. Der Ankündigung zum Schützenfest 1847 ist ein Nachwort des Vorstandes angehängt. Die Sache war wohl noch nicht vergessen. Entdeckt wurden die Zeilen im Soester Kreisblatt vom 2. Juli 1847 von Dieter Holtheuer, der auch gleich die „Übersetzung“ mitlieferte.
Wir feiern unser Schützenfest am 10. 11. und 12. Juli und zwar dieses Jahr bei dem Herren Kolon Stewen. Wir hoffen und freuen uns sehr auf eine zahlreiche Theilnahme. Für Bequemlichkeit und ein aus der v. Lilienschen Brauerei rein und wohlschmeckendes Bier ist bestens gesorgt, und wird wie früher von der Gesellschaft verabreicht. Das rühmlichst bekannte Baumbachse Musikchor spielt; und wir hoffen sonach uns jeder Theilnehmer völlig zufrieden verlassen wird.
Westönnen, den 30. Juni 1847
Nachwort
Sollte sich wieder wie im vorigen Jahr ein vielbekümmernder, mit Bezug auf seine gewandte Feder als ruhmsüchtiger Achthaber uns zu tadeln suchen, so liegt dieses zur Vertheidigung vor, daß wir wieder, wie im vorigen Jahre, durch ein bescheidenes Stillschweigen die größte Verachtung gegen ihn und unsere Ehre dadurch an den Tag legen. Obgleich einige Bewohner unserer Ortschaft sich diese Sache zur Vertheidigung annehmen, so kümmert uns das nicht, da sie nicht von uns dazu beauftragt waren.
Wie weit liegt nicht der Grund der Nächstenliebe bei dem im Hinterhalte, der sich sogar mit Verleugnung seines, und Bedienung fremder Namen, das Selbstlob als Volksfreund in Vorgabe seiner Sache zuschreibt, und sodann mit offener Kehle über Betragen und Wehe eines andern losschreiet, denn man findet fast immer bei einem solchen Inserate, daß es sich am Schlusse mehr mit Interesse um die Persönlichkeit selbst, als um die Sache handelt. Gehen wir deshalb zur Frage über, was hierzu der eigentliche Beweggrund sei, so wollen wir grade nicht behaupten, es sei Neid, aber doch eine große Lieblosigkeit gegen seinen Nebenmenschen, diesem etwas aufzubürden, was ihm an der Seele wehe thut,- und sein Wirken ist nur feindselige Bitterkeit!
Nur ein wahrer Freund des allgemeinen Wohles, dessen Herz von reiner Nächstenliebe schlägt, sucht nur da, wo es Zeit und Noth thut, und befleckt nicht die öffentlichen Blätter mit den Fehltritten seines Mitbruders, und sucht demnach auch nicht, ihn dadurch zu beleidigen. Was nun zuletzt über eine vielleicht schon längst geschehene Sache erwähnt wurde, muß Ihnen doch gesagt werden, daß wir hierüber ihre Vormundschaft nicht mehr bedurften und vielleicht auch zu schwach dazu sei, weil Sie nur zu bitten und in dieser Sache nichts zu bestimmen haben. Obgleich auch, wie Sie selbst sagten, Sie sich streitend zum Kampfplatze rüsteten, so hätten Sie doch auch wenigstens berücksichtigen sollen, daß seit mehreren Jahren außer dem Schützenfeste, keine Lustbarkeiten, viel weniger Tänzereien Statt gefunden haben.
Wir denken also, daß uns schlichten Landbewohnern von Westönnen doch wenigstens einmal im Jahre vergönnt sei, beim harmonischem Klange uns zu erfreuen. – Sollte es Ihnen noch ferner gefallen, Ihre Galle in Hinsicht solcher Sachen, noch weiter auszugießen, und mit Vorlage Ihres Inserats, über das Vergehen des Einen oder Andern, suchen ins Publikum zu dringen, um denselben Tadel preiszugeben, so möge doch folgender schöne Spruch von Ihnen beherzigt werden: Daß es nicht die schlechtesten Früchte sind, woran die Wespen nagen!
Der Vorstand
Autor: Dieter Holtheuer /Manfred Zeppenfeld