Der hier beschriebene Deelenbalken stammt aus dem Jahre 1829. Denn am 20. Mai 1829 wurden mehrere Höfe und Gebäude des Dorfes ein Raub der Flammen. So auch der Hof Sasse, der früher als Hof Stewen bekannt war. Nach dem Brand wurde das Haus wieder im Fachwerkstil errichtet und mit dem dargestellten Balken versehen.
Witwe Catharina Margaretha Menze auß Gerlingsen
Eine Feuersbrunst hat mich in Asche gemacht d. 20. Mai durch Gottes Hilfe und der Menschen Arbeit wieder aufgebracht d. 12. September
Haben die Eheleute Henrich Stewen und Anna Margarethe Rüsse auß Wibringsen haben dieses Haus auf bauen lassen
Im Jahr Anno 1829
Leider wurde das Anwesen 134 Jahre später ein zweites Mal, und zwar am 22. Februar 1963, durch ein Feuer vernichtet.(siehe Foto) Der Deelenbalken konnte bei dem Brand gerettet werden und wurde aber bei dem folgenden Neubau leider nicht wieder eingesetzt. Erst jetzt im Jahre 2009 hat Wilhelm Sasse den alten Balken wieder entdeckt und ihn an der Südseite seines Hauses befestigt.
Die Erbauer des großen und schönen westfälischen Fachwerk-Hofes an der Breite Str.waren, wie die Inschrift verrät, die Eheleute Henrich Stewen und Anna Margarete Rüsse. Etwa 1 1/2 Jahre vor dem Brand hatten die beiden in der Pfarrkirche zu Westönnen den Ehebund geschlossen. Am 28.Juli 1827 heißt es im Trauregister des Westönner Kirchenbuches:
Heinrich Stewen, eigentlich Hahne, Kolon, Sohn des Peter Stewen, geborener Hahne, gewesener Kolon zu Westönnen, und der Catharina Menze heiratet Anna Margarethe Steffenscheper genannt Rüsse, Tochter des Kolon Johann Georg Steffenscheper gnt.Rüsse und der Anna Maria Veltin zu Wippringsen.
Heinrich Stewen war 40 Jahre alt, und da der Vater bereits verstorben war, gab die Mutter die Einwilligung zur Trauung. Die Anna Margarethe war 33 Jahre alt. Trauzeugen waren der Kolon Hermann Keweloh und der Gutsbesitzer Philipp Potthoff. Wie man liest, hat die Familie Hahne, wie es früher in Westfalen üblich war, den Hofesnamen Stewen angenommen.
Johann Heinrich Stewen wurde am 18. Juni 1787 als viertes von zehn Kindern geboren und bereits einen Tag später getauft. Heinrich Menze von Gerlingen und Angela Ammerman von Lohe waren die Taufpaten. Die Anna Margarethe Steffenscheper gnt.Rüsse wurde am 22. Dezember 1793 in Wippringsen geboren und auch einen Tag später in der Pfarrkirche zu Körbecke getauft. Als Paten fungierten Anna Margarethe Briscke und Caspar Einhoff aus Wippringsen. Sie war das zweite von fünf Kindern.
Der Vater von Johann Heinrich, Peter Stewen, war bereits 1825 – 70 jährig gestorben, während die Mutter Elisabeth, geborene Menze, erst 1831 starb. Auch sie ist noch 1829 links auf dem neuen Deelenbalken verewigt.
Johann Heinrich Stewen hatte sicherlich schon vor seiner Eheschließung die Bewirtschaftung des Hofes übernommen, da die Eltern doch schon ein hohes Alter erreicht hatten.
Zwischen 1828 und 1834 wurden den neuen Hofesinhabern sechs Kinder, fünf Töchter und ein Sohn, geboren. Vier dieser Kinder starben leider schon kurz nach der Geburt und wurden nicht einmal ein Jahr alt. Alle vier Kinder starben, wie der Pastor ins Kirchenbuch schrieb, an „Terminen“. Terminen ist eine alte Krankheitsbezeichnung für Kinderzahnkrämpfe. Die überlebenden Kinder waren die Töchter Catharina Elisabeth (* 1828) und Anna Clara (* 1832). Die letztgenannte erbte später den Hof Steven und ehelichte 1854 den Christian Vogelsang. Dieser wurde drei Jahre später der neue Kolon Steven, denn Johann Heinrich Steven starb 1857. Am 2. Dezember schied er mit 70 Jahren an einer unbestimmten Krankheit aus dem Leben. Seine Frau, Anna Margarethe, folgte ihm fünf Jahre später am 17.März 1862 im Alter von 68 Jahren.
Heute bewirtschaftet die Familie Sasse den Hof. Weitere Nachrichten zur Hofesgeschichte bringt R. Preising in seinem Buch: Westönnen, Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe im kurkölnischen Amte Werl. Münster 1977/ S. 211.
Autor: Dieter Holtheuer