Beim Studium der Kirchenbücher der kath. Pfarrei St. Cäcilia Westönnen fiel mir die Sterbeeintragung des ehemaligen Pfarrers Franz Mönnig besonders auf. Sie war von dem Vikar Kaspar Strunz eingetragen und lautete:
„Franz Mönnig, Landdechant des Dekanates Werl und Pfarrer zu Westönnen, Jubilarius und Ritter des R. A.O. 4. Kl. , 80 Jahre – 3 Monate – 25 Tage alt, an Alterschwäche, gestorben am 28. Juli 1894 – beerdigt am 1. August 1894 auf dem Friedhof zu Westönnen.“ (später wurde hinzugefügt: Pfarrer seit 19.10.1871)
Zunächst zum Eintrag: Jubilarius und Ritter usw. Nach diversen Recherchen stellte sich heraus, dass Pfr. Mönnig Träger des R(oten) A(dler) Ordens 4.Klasse war. Dieser Orden wurde 1705 durch den Erbprinzen Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth gestiftet und 1792 vom Königreich Preußen, durch Friedrich Wilhelm II. übernommen. Er war zeitweise der zweithöchste preußische Orden. Das Kreuz der IV. Klasse trugen die Geehrten auf der linken Brust. (Abbildung siehe unten)
Der Ehrenamtmann des Amtes Werl , Werner von Papen, hatte Pfarrer Mönnig am 29.Januar 1891 mit nachstehendem Text, zur Ordensverleihung, vorgeschlagen:
„ Der Pfarrer, Dechant und Localschulinspektor Franz Mönnig zu Westönnen ist am 11. März 1841 zum Priester geweiht und feiert mithin am 11. März dieses Jahres sein 50 jähriges Priesterjubiläum. Im Hinblick auf diese langjährige segensreiche Wirksamkeit, von der er 20 Jahre in der Pfarrgemeinde Westönnen tätig war und deren Verdienste die Bischöfliche Behörde durch seine Ernennung zum Dechanten des Dekanates Werl anerkannte, erlaube ich mir unter Beifügung der Vorschlagsnachweisung, den Pfarrer Mönnig zur Verleihung des Rothen Adlerordens IV Cl. an denselben zu seinem Priesterjubiläum gehorsamst in Vorschlag zu bringen. Und bemerke noch insbesondere, daß derselbe stets als treuer Untertan Sr. Majestät des Königs jeder Regierungs feind licher Agitation und Tendenz fern gestanden hat“ (Stadtarchiv Werl, Dep. Amtsarchiv A Nr. VII/30 )
Am 17. April 1891 teilt der Regierungspräsident zu Arnsberg dem Landrat zu Soest mit, dass des Königs Majestät den Orden an Pfarrer Mönnig verliehen hat. Er übersendet die Urkunde und den Orden an den Ehrenamtmann von Papen zu Werl und weist ihn an, doch die Übergabe an Pfr. Mönnig zu veranlassen.
Pfarrer Franz Mönnig war gebürtig aus Werl. Er wurde hier als fünftes Kind des Schustermeisters Franz Mönnig und der Maria Catharina Freerk am 3. April 1814 geboren. Die Eltern hatten sich am 13. November 1806 in der Pfarrkirche St. Walburga zu Werl das Ja-Wort gegeben. Hierzu muß vorab berichtet werden, dass der Vater, 33 Jahre alt, aus Schmallenberg im Sauerland kam und am 11.08.1806 das Bürgerrecht beantragt hatte. Bei dem Antrag gibt er u.a. bekannt, dass er 13 Jahre als Unteroffizier in französischen Diensten war.
Aus der Ehe gingen insgesamt sieben Kinder, zwei Jungen und fünf Mädchen, hervor. Betrachtet man aufmerksam die Patenschaften der Kinder, so erkennt man, dass zwei Personen dem geistlichen Stand angehörten. Waren sie die Ursache für Franz Mönnigs Berufswahl? Im Herbst 1836 bestand er sein Abitur an dem bekannten Gymnasium Petrinum zu Recklinghausen. Anschließend studierte er in Paderborn Theologie und wurde am 11. März 1841 im Dom zu Paderborn zum Priester geweiht. In Horn in Westfalen trat er sein erstes Amt als Kaplan an.
Zwei Jahre später, am 19.10.1843, wurde er zum Kaplan nach Medebach im Sauerland berufen. Hier wirkte er zehn Jahre als Kaplan und übernahm anschließend am 1. Dezember 1853 das Amt des Pfarrers.
Am 30. September 1871, Franz Mönnig war 57 Jahre alt, berief ihn der Paderborner Bischof zum Pfarrer von Westönnen. Zuvor war der bisherige Amtsinhaber Johann Wilhelm Schütze am 28.6.1871 mit 59 Jahren verstorben.
Am 18. Juli 1887 übernahm Pfr. Mönnig auch noch für das Dekanat Werl die Leitung und wurde Dechant. Er war somit Bindeglied zwischen dem Bischof und den Pfarreien und war für deren pastorale Zusammenarbeit zuständig.
Heinrich Westhues berichtet in dem Heimatbuch von Westönnen, dass Pfarrer Mönnig viel zur Verschönerung der Pfarrkirche beitrug. Hier sollen stellvertretend für die Maßnahmen die beiden Altarbilder der Seitenaltäre genannt werden. Er gab sie 1875 und 1876 an den Kunstmaler Franz Xaver Laudage aus Paderborn in Auftrag. Zu Ostern 2006 wurden diese beiden Bilder restauriert und unter der Orgelbühne wieder aufgehängt.
Wie bereits am Anfang berichtet, starb Pfarrer Franz Mönnig am 28.7.1894 mit 80 Jahren an Altersschwäche. Sein Nachfolger war Pfarrer Josef Franz Anton Aßmann aus Grevenstein. Dieser trat sein Amt am 5. Oktober 1894 an.
Autor: Dieter Holtheuer