Reif zur Ernte, so titelte Prälat Herbert Michel seine Ansprache anläßlich der Exequien (kirchliche Begräbnisfeier) für Heinrich Vogelsang aus Westönnen am Silvestertag 1973. Wer waren Prälat Herbert Michel und Heinrich Vogelsang und was verband sie in ihrem Leben? Kurz gesagt, Heinrich Vogelsang war der Onkel von Herbert Michel. Über beide möchten wir hier berichten.
Beginnen wir mit Heinrich Vogelsang. Geboren, als zweites Kind aus erster Ehe des Adam Vogelsang und der Maria Elisabeth Böhmer-Pieper, am 14. August 1891. Er erbte den „Im Winkel“ gelegenen, früheren Rufautschen Hof von seinem Vater Adam. 1922 ehelichte er die aus Werl stammende Anna Roffhack. Drei Töchter und ein Sohn wurden dem Paar geboren.
Neben seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit widmete er sich ganz intensiv der Westönner Schützenbruderschaft. Von 1912 bis 1954 leistete er hervorragende Vorstandsarbeit in der Bruderschaft. Er war König, Adjutant, Hauptmann und letztlich Brudermeister. Einen Tag nach Weihnachten 1973 starb er mit 82 Jahren.
Bevor über Herbert Michel berichtet wird, zitieren wir aus seiner Ansprache zur Begräbnisfeier für seinen Onkel:
„ Die Gemeinde Westönnen verdankt dem Verstorbenen viel. Als ich vor 30 Jahren hier in die Schule ging, wurde im Fach Heimatkunde auch die Geschichte Westönnen’s bis in die neuere Zeit hin behandelt. Ich war damals recht stolz, auch den Namen meines Onkels, Heinrich Vogelsang, an der Tafel zu sehen, als vom Bau der Schützenhalle berichtet wurde. Die große Treue des Verstorbenen zur Schützenbruderschaft und ihren christlichen Idealen soll hier – für vieles andere – eigens erwähnt sein.“
Herbert Michel wurde am 14. Februar 1934 in Düsseldorf geboren. Seine Eltern stammten beide aus Westönnen. Der Vater Josef Michel, geboren am 6. Oktober 1886, und die Mutter Maria Ferdinande Vogelsang, geboren 2. August 1897, wurden am 2. September 1924 in der Westönner Pfarrkirche getraut. Vater Josef war Kriminalbeamter in Münster und später in Düsseldorf.
Die Mutter Maria Ferdinande war eine Halbschwester des Heinrich Vogelsang. Sie stammte aus der zweiten Ehe des Adam Vogelsang mit der Anna Böhmer aus Holtum.
Das Herbert Michel vor 30 Jahren, also um 1943, hier zur Schule ging, kann nur folgende Ursache haben. Die Familie wohnte ja in Düsseldorf und die Stadt litt stark unter den Auswirkungen des Krieges. Erhebliche Luftangriffe wurden auf Düsseldorf geflogen und die Familie erfuhr vorübergehend mehr Sicherheit bei der Verwandtschaft, auf dem Lande, in Westönnen. Während dieser Westönner Schulzeit empfing er am 6. Juni 1944 mit den Westönner Kindern, durch den Paderborner Weihbischof August Baumann, das Sakrament der Firmung.
Wenn es seine Zeit zuließ, hat er später immer wieder die Verwandtschaft in Westönnen besucht. Zu freudigen, aber auch zu traurigen Ereignissen. Während seines Diakonats, vor der Priesterweihe am 19.07.1960, hat er auch in der Westönner Pfarrkirche im März und April 1960 mehrere Kinder getauft.
Über das Leben und Wirken des Domkapitular Herbert Michel zitieren wir aus den Mitteilungen des Presseamtes des Erzbistums Kölns vom 28.08.2002:
„Domkapitular Herbert Michel verstorben
PEK (020828) – Das Erzbistum trauert um seinen stellvertretenden Generalvikar, den langjährigen Leiter der Abteilung Weltkirche/Weltmission, Domkapitular Herbert Michel (68). Er wurde heute tot in seiner Wohnung aufgefunden.
Michel, der am 14. Februar 1934 in Düsseldorf zur Welt kam, studierte in Bonn und Freiburg Theologie und Philosophie. 1960 weihte ihn Kardinal Frings zum Priester. Nachdem er zunächst Kaplan an St. Marien in Velbert und ab 1962 als Assistent im Erzbischöflichen Generalvikariat tätig war, wurde er 1964 zum Studium an der Gregoriana in Rom beurlaubt, das er mit dem Licentiat in Kirchenrecht beendete. 1969 wurde er Sekretär im Erzbischöflichen Generalvikariat und Domvikar. Seit 1970 war er Generalsekretär des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande. Papst Paul VI. ernannte ihn 1973 zum Ehrenkaplan Seiner Heiligkeit. Nach seiner Tätigkeit als Rektor des Collegium Teutonicum von 1975 bis 1976 kehrte Michel nach Köln zurück und übernahm die Leitung der Hauptabteilung Weltkirche – Weltmission im Generalvikariat. Seit 1976 gehörte er auch dem Erzbischöflichen Rat an, und seit 1978 war er Diözesandirektor des Päpstlichen Werkes Missio. Michel war Ehrendomherr der Grabeskirche in Jerusalem und der Kathedrale von Campanien sowie Archimandrit des griechisch-katholischen Patriarchats von Jerusalem. Papst Johannes Paul II. verlieh ihm im September 1983 die Würde eines päpstlichen Ehrenprälaten. Im Mai 1985 war Michel zum Domkapitular ernannt worden. 1999 hatte ihn Papst Johannes Paul II. zum Apostolischen Protonotar ernannt.
Die Beisetzung des heute verstorbenen Domkapitular Herbert Michel erfolgt am Freitag kommender Woche, dem 6. September. An diesem Tag wird der Leichnam um 9.40 Uhr von der Marienkapelle an der Burgmauer in den Hohen Dom überführt. Dort feiert Erzbischof Joachim Kardinal Meisner um 10 Uhr die Begräbnismesse. Anschließend wird Herbert Michel, der völlig unerwartet im Alter von 68 Jahren in Köln verstarb, auf dem Domherrenfriedhof hinter dem Ostchor beigesetzt.“
Die Predigt von Joachim Kardinal Meisner anlässlich der Exequien von Prälat Herbert Michel im Hohen Dom zu Köln am 6. September 2002, ist im Internet, herausgegeben vom Presseamt des Erzbistums Köln, nachzulesen.
Dieser Beitrag wird auch auch in unserer Rubrik „ Unser Dorf – Berühmte Westönner“ erscheinen.
Autor: Dieter Holtheuer