Öffnet man auf WESTÖNNEN ONLINE die statische Seite „Kirche“, so erscheint u.a. die Spalte „Sakrales“. Hier wiederum wird weiter auf sakrale Gegenstände, wie Orgel und Glocken, unterteilt. Bei den sakralen Objekten wird berichtet, daß aus alter Zeit in unserer Kirche nicht mehr viele vorhanden sind. Zu den wertvollsten gehört die Monstranz aus der Spätgotik, sowie das silberne Vortragekreuz von 1703. Weiter werden diverse Kreuze, Kelche und Figuren dort dargestellt.
Hier sollen nun weitere, bisher wenig beachtete, sakrale Gegenstände vorgestellt werden, die in der Sakristei deponiert sind. Es handelt sich um einen Satz Meßgewänder aus dem Jahre 1842. Eine Kasel und zwei Dalmatiken mit Stola und Manipel, die man auch als Kapelle bezeichnet. Es sind Gewänder die der Priester (Kasel) und die Diakone (Dalmatik) bei einem Levitenamt tragen. (siehe Fotos 1 bis 3)
Nun das Besondere an diesen liturgischen Textilien. Im Innenfutter einer Dalmatik ist die Spenderin dieser Teile verewigt. Dort steht mit blauer Tusche geschrieben (siehe Foto 4):
„ Im Jahre Achtzehnhundert Zwey und Vierzig im Monat December ist diese Casel et (=und) Dalmatick ganz vollständig zum Levitenamt der Kirche zu Westönne(n) in Westphalen geschenkt worden, von der Verwit(weten) Freifrau M(aria) F(ranziska) von Papen geb(orene) R(eichs)fr(eiin) von Fürstenberg – Herdringen. 1842 „
Über dem Text befindet sich ein rotes Lacksiegel. Leider ist dieses teilweise gebrochen, sodaß man es nicht mehr deuten kann. Ferner befinden sich in allen Teilen dieses Gewandsatzes das gleiche rote Siegel. Es handelt sich um das Allianzwappen (=Eheleutewappen) der Familien v. Papen-Lohe und v. Fürstenberg-Herdringen. (siehe Foto 5)
Die Spenderin, Maria Franziska v. Papen-Lohe, war eine geborene Freiin v. Fürstenberg-Herdringen.(siehe Foto 6) Am 15. September 1821 hatte sie auf dem v. Fürstenberg`schen Schloss Adolphsburg bei Oberhundem Theodor Christian v. Papen-Lohe geheiratet und kam so nach Lohe. Geboren ist sie am 21. September 1798 zu Herdringen als Tochter des Friedrich Leopold Freiherrn v.Fürstenberg und der Klara Ferdinande Freiin v. Weichs. Bereits vier Jahre nach ihrer Eheschließung starb ihr Gatte mit 37 Jahren am 29.9.1825 am Nervenfieber (Typhus). Zuvor hatte sie in dieser kurzen Zeit vier Kinder geboren, die alle in der Westönner Pfarrkirche getauft wurden. Leider sind drei ihrer Kinder, zwei Mädchen und ein Junge, sehr früh gestorben. Sie alle ruhen mit ihrem Vater in der Gruft auf dem Westönner Kirchplatz. (siehe auch ONLINE-Bericht vom 17.11.2009). Frau v. Papen starb, 81 Jahre alt und 54 Jahre nach ihrem Gatten, in Antfeld am 15. Dezember 1879 an Altersschwäche.
Grund der Stiftung der Frau v. Papen 1842 ist zur Zeit aus den überlieferten Dokumenten nicht ersichtlich. Offensichtlich hatte Pfarrer Johann Nikolaus Hense (Pfarrer in Westönnen von 1840 bis 1843) die Überlassung der Meßgewänder dem Generalvikariat nach Paderborn gemeldet. Dieses schreibt am 25. April 1843 nach Westönnen an den Kirchenvorstand:
„Die Annahme der kirchlichen Ornamente welche die Freifrau von Papen durch Bericht vom 20 ten d.M. zufolge der dasigen Kirche geschenkt hat, wird hierdurch genehmigt, und Ihnen aufgegeben, dieselben in das Inventar der Kirchen Paramente aufzunehmen.“ (Pfarrarchiv Bd.7/5)
Daß die Meßgewänder auch heute noch nach 165 Jahren geschätzt werden zeigt ein Foto aus dem Jahre 2007. Propst Michael Feldmann und Diakon Bernhard Tillmann haben sie zur Einweihung des neuen Zimbelsterns der Westönner Orgel, Pfingstsamstag 26.5.2007, angelegt. (siehe Foto 7)
Autor: Dieter Holtheuer