Das Heiligenhäuschen in der Oststraße Nr. 18
Viele Bildstöcke, Wegkreuze oder Heiligenhäuschen, an denen wir vielleicht achtlos vorübergehen, haben eine beachtliche Geschichte, die auch nicht immer wirklich bekannt ist.
Von anderen Stationen wurde das schon berichtet.
Wir halten in unserem Dorfe zwei Prozessionen ab:
Die Brandprozession am Tage Christi Himmelfahrt und die Fronleichnamsprozession. Die Wege, die von diesen Prozessionen gegangen wurden und werden, haben sich im Laufe der Jahre auch öfter geändert. Zwei Änderungen sind mir persönlich bekannt.
Mein Vater und andere ältere Westönner wollten wissen, dass Prozessionen auch südlich der Bundesstraße ihren Weg nahmen.
So gibt es auch die Meinung, dass das Heiligenhäuschen, von dem hier berichtet werden soll, früher einmal im Felde an einem Wege gegenüber dem Hause Stewen (Bundesstraße 19) gestanden hat, der etwa parallel zur heutigen B1 verlief.
Das kann wohl nur schwer richtig beantwortet werden.
Die große Separation, die Flurbereinigung, hat in unserem Dorfe etwa von 1908 bis 1912 stattgefunden. Die damals festgesetzten neuen Ordnungen und Grenzen wurden natürlich aufgezeichnet und beschrieben.
In einer Akte, die mir als Kopie vorliegt, heißt es: „Rezess (lat. Auseinandersetzung, Vergleich, Vertrag) in der Zusammenlegungssache von Westönnen W.487 vom 31 Oktober 1913.“
Darin ist folgender Eintrag: „8.a.Auf dem Plane Flur 2 Nr.139 (neue Katasterbezeichnung Flur 2 Parzellen des Franz Bömelburg zu Westönnen (§ 7 lfd. Nr. 164) steht an der Nordecke ein Heiligenhäuschen, welches dem Gastwirt Wilhelm Stewen zu Westönnen (§ 7 lfd. Nr. 103) gehört.“
In einem Auszug aus dem Katasteramt wird das Grundstück des Schreiners Franz Bömelburg zu Westönnen in seiner Größe und in seiner Lage gekennzeichnet. Es heißt da: „unten im Dorf, Hausgarten, Hofraum“.
Das Haus Bömelburg in der Oststraße wurde im Jahre 1900 errichtet und die Familien Bömelburg und Stewen haben über viele Jahre hinweg zusammen das Heiligenhäuschen gepflegt und geschmückt. Anschließend trank man gemeinsam einen Kaffee.
Später gingen die Meinungen auseinander, das ging so weit, dass der Altar provisorisch vor der neu errichteten Garage aufgebaut wurde, an der etliche Stellen Anstoß genommen hatten.
1994 wurde dann eine Vereinbarung getroffen, mit der die Familien Stewen, Mertin (Bömelburg) und vor allem die Pfarrgemeinde leben kann.
Leider liegt mir nur der Entwurf vor, aber er dürfte sich kaum von dem unterschriebenen Original unterscheiden.
Die Kirchengemeinde wurde von Hans Georg Kemper und Bernhard Schulte vertreten. Sie waren Mitglieder des Kirchenvorstandes.
Auszüge aus der Vereinbarung: „ Auf dem heute der Familie Helena Franziska Mertin gehörenden Grundstück—— in der Oststraße 18 – steht unmittelbar an der Oststr. – grenzseitig zum Besitz Röttger – ein von der Familie Paul Stewen um 1880 in romanischem Stil errichtetes Heiligenhäuschen, in dessen Rundbogennische ein Bildnis
(eine Figur) der hl.Cäcilia, der Pfarrpatronin der Gemeinde Westönnen aufbewahrt und verehrt wird. —
Das Heiligenhäuschen steht seit 1983 unter Denkmalschutz.
Das von der Familie Stewen erbaute Heiligenhäuschen ist wohl mit dem Inkrafttreten des BGB in das Eigentum der Familie Bömelburg (Mertin) übergegangen.
Die Familie Stewen überträgt ihre Berechtigung (Pflege und betreten des Grundstückes) auf die Kirchengemeinde.“
Die Schützenbruderschaft St. Sebastianus hat die Instandhaltung der Station übernommen und die Nachbarn, die in der Oststraße auch noch die Nachbarschaft pflegen, halten das Heiligenhaus sauber und sorgen für den Schmuck zu den jährlichen Prozessionen.
Das Altartuch wurde von Josefa Nentwig gestickt.
Der Schlüssel zu dem Heiligenhäuschen ist in der Obhut von Frau Maria Röttger. Sie kann mit ihren 91 Jahren das Heiligenhäuschen von ihrem Wohnzimmer aus beobachten und bewachen.
Die Fotos im Anhang wurden von Hermann Mertin aufgenommen.
Autor: Friedrich Schleep