Eine Westönner Abordnung wird am kommenden Freitag dem Glockenguss der neuen Dachreiterglocke in Passau beiwohnen. Nach dem Glockenguss wird die 10-köpfige Abordnung, die von Martin Hufelschulte begleitet wird, am Freitag zudem eine Stadtführung in Passau genießen. Die Rückfahrt ist dann für Samstagmorgen geplant.
Eine Dachreiterglocke hat die Westönner Kirche bereits besessen. So ist in einer Festschrift (Gerd Best / Theo Halekotte) von 1982 zu lesen:
Im selben Jahr 1877 hat Heinrich Humpert unabhängig von der neuen Kinderglocke für Westönnen noch eine weitere Glocke gegossen. In diesem Jahr wurde die Kirche nämlich von einer klassizistischen in eine mehr neuromanische umgewandelt, wie es dem Zeitgeschmack entsprach. Deshalb bekam u.a. der Turm einen neuen, schlanken Helm und Giebeldreiecke, und der Dachreiter wurde errichtet, für den man nun auch eine Glocke brauchte. Leider ist ein Gießervertrag für diese Glocke nicht erhalten; trotzdem können wir aus anderen Quellen etwas über sie erfahren. In dem Kostenvoranschlag für den Neubau des Dachreiters findet sich unter dem Titel „V, insgemein, Nr. 12“ folgende Eintragung: „Für eine Glocke ca. 1 1/2 Ztr schwer mit Zubehör zur Berechnung 350 Mark.“ Gegossen wurde die Glocke dann aber doch etwas leichter, und zwar mit etwa 60 kg und einem Durchmesser von 46 cm nach der Humpertschen Tabelle hatte sie demnach den Ton as“. Seit 1877 hatte die Westönner Pfarrkirche also ein sechsstimmiges Geläute, das im Inventar aus dieser Zeit auf einen Wert von insgesamt 8780 Mark geschätzt wird.
Der neuen Glocke von 1877 war es jedoch nicht lange vergönnt, die Westönner Gläubigen mit ihrem Klang zu erfreuen. Schon nach 40 Jahren wurde sie zu Kriegszwecken beschlagnahmt und ebenso wie einige Pfeifen der Westönner Orgel eingeschmolzen. Wie der Meldebogen vom 13. Mai 1917 berichtet, wurde diese Glocke in die Gruppe A eingegliedert. Sie zählte also zu den Glocken, die sofort abgeliefert und eingeschmolzen werden mussten.
Seit einigen Jahren ist der Wunsch gereift, den Dachreiter der Westönner Kirche wieder mit einer Glocke zu bestücken. In den letzten Monaten ist es gelungen, das erforderliche Geld durch Spender zu sammeln, um so das Vorhaben zu realisieren. Am Freitag den 10.09.2010 wird es gegen 11:00 Uhr zum Glockenguss in der Gießerei Perner in Passau kommen. Hierzu wird in Westönnen das Geläut der Kirchenglocken erklingen. Einige Wochen nach dem Guss erfolgt dann noch die Prüfung der Glocke in der Gießerei durch den Dechanten und Glockensachverständigen Dr. Best. Voraussichtlich wird am 1.1.2011 in Westönnen die Glockenweihe stattfinden.
Weitere Infos zu der Glocke folgen mit der Berichterstattung der Abordnung.
Autor: Manfred Zeppenfeld / Martin Hufelschulte