Die Hilfsgüter sind angekommen. Die Menschen dort bedanken sich ganz besonders für die zahlreichen Hilfsgüter.
Die umfangreich gespendeten Hilfsgüter, die bei der von der Familie Peter Schulte initiierten Hilfsaktion zusammen gekommen waren, sind in der Ukraine angekommen. Wie es zu dieser Hilfsaktion gekommen ist, beschreibt uns Peter Schulte jun. in einem umfassenden Bericht, den wir ungekürzt veröffentlichen. Dazu veröffentlichen wir einige Bilder von der Sammelaktion sowie von der Ankunft der gesammelten Hilfsgüter.
Zur Vorgeschichte:
Im Jahr 1999 haben meine Eltern sich bei der Organisation „Kinder aus Tchernoby“ dafür eingeschrieben, ein Kind aus der Ukraine bei uns aufzunehmen. Ihr Vater, Anatoly Kifa begleitete damals die Nuklearkatastrophe von Tchernoby als Feuerwehrmann. Neben persönlichen und finanziellen Problemen, folgte eine durch die Strahlung verursachte Behinderung, die den Alltag der Familie Kifa natürlich für immer veränderte.
Der Sinn der Organisation war, dass Kinder in intakte Familienverhältnisse kommen und für eine Zeit lang Ihre Grundbedürfnisse vernünftig gestillt werden können. Neben dem Sinn, Sie „abzulenken“, einzukleiden, medizinisch zu Versorgen und sich vernünftig zu ernähren, wuchs eine bis heute bestehende enge Freundschaft.
Die damals 8 oder 9 jährige Anastasia Kifa, „Nastia“, kam somit in unsere Familie. Sie kam nach über 30-stündiger Busfahrt mit der Organisation im „Sauerland“ an. Nastia lebte zu diesem Zeitpunkt in Kiew, dort wo Ihre Eltern heute noch leben.
Nastia besuchte uns bis zum heutigen Tag 10-15-mal. Vor einigen Jahren bekamen wir zudem die Möglichkeit Ihren Vater kennen zu lernen. Dieser reiste mit einer „Ausstellung“ durch Deutschland, in der er als Zeitzeuge rund um die Katastrophe berichtete. Dies bindet uns zudem an die Familie Kifa.
Nastia ist heute verheiratet und lebt mit Ihrem Mann und Ihrem Sohn in Le Mans, Frankreich. Ihr Vater (wie im Soester Anzeiger bereits berichtet inkl. Foto) ist mit dem Rest der Familie immer noch in Kiew. Sie haben sich aus dem Stadtzentrum entfernt und sind in einem Vorort, wo er auch durch Waffengewalt versucht seine Familie und Umgebung zu schützen.
Als sich der Konflikt in der Ukraine zuspitzte, standen wir im engen Kontakt mit Nastia. Unser Wunsch war erst einmal Ihre Familie aus Kiew rauszuholen und in Deutschland oder Frankreich in Sicherheit zu bringen. Dies ist aber, wie sicherlich viele durch die Medien gelernt haben, mit dem ukrainischen Nationalstolz nicht übereinzubekommen.
Als am 24. Februar der Konflikt eskalierte, war für uns klar, dass wir nicht tatenlos zuschauen können. Somit fragten wir Nastia, was wir tun können.
Da Sie in Le Mans bereits eine Spendenaktion organisiert hat und auch auf einem großen Platz in Le Mans zu vielen Bürgern sprach und über die Ereignisse berichtete, sagte Sie uns, das eine solche Aktion am sinnvollsten wäre, da in naher Zukunft essenzielle Dinge wie Lebensmittel, Medizin und andere wichtige Dinge schnell zu Neige gehen werden.
Somit fassten wir den Entschluss, diese Aktion zu starten. Kurze Wege zu vielen Vereinen, Firmen und Menschen in und um Westönnen, brachten sehr schnell Dynamik in diese Aktion. Wir hatten sehr schnell viele helfende Hände, die diese Aktion sofort und unkompliziert unterstützt haben.
Die Schützenhalle wurde kostenlos zur Verfügung gestellt, Freiwillige meldeten sich, der Sportverein, Schützenverein, Feuerwehr sowie viele weitere Vereine haben schnelle Unterstützung und helfende Hände zur Verfügung gestellt, ohne die dies definitiv nicht möglich gewesen wäre.

Das Dorf entwickelte sofort eine großartige Dynamik und alle waren sofort mit dabei und zu jeder Unterstützung bereit.
Der Freitag und der Samstag der Spendenannahme war ein voller Erfolg, wir mussten die Annahmezeit am Samstag sogar um zwei Stunden verkürzen, da der Zulauf sehr groß war. Es kamen ausschließlich sinnvolle und brauchbare Spenden zusammen, die den Leuten vor Ort sehr schnell helfen werden.

- Am vergangenen Donnerstag ging dann alles sehr schnell. Nastia rief aus Frankreich an und sagte das ein ukrainischer LKW in Deutschland ist und uns zur Rückreise zur Verfügung gestellt werden könne. Innerhalb von einer Stunde, haben sich genug Helfer an der Schützenhalle versammelt, um den 20-Tonner zu beladen.
- Von Donnerstag auf Freitagnacht, startete er seine Rückreise nach Kiew. Nach vielen Zwischenmeldungen und langem Warten an der Grenze und verschiedenen Kontrollstationen, erreichte er dann am Sonntagabend sein Ziel vor der Stadt Kiew. Auch dort waren wieder viele Helfer, die den LKW abluden und alles in einer Turnhalle sortierten um den Menschen vor Ort und in Kiew zielführend zu helfen.


In dieser Turnhalle wurden auch die Hilfsgüter aus Westönnen vorsortiert und anschließend dorthin verteilt, wo sie dringend benötigt wurden.
Warum helfen wir?
Natürlich haben wir eine emotionale Bindung durch den persönlichen Kontakt, der uns nicht zögern lassen hat zu helfen. Nastia bedankte sich in den vergangenen Tagen sehr oft bei uns auch im Namen der Familie, dies konnten wir aus unserer Warte fast gar nicht annehmen, da es selbstverständlich für uns ist. Wir haben viel darüber gesprochen, dass wir auch in der gleichen Situation sein könnten und auf Hilfe von außerhalb angewiesen wären, auch wenn dies in unserer Westlichen Welt fast nicht vorstellbar ist.
Wenn man mit Menschen, wie dem LKW-Fahrer, der den Rücktransport gemacht hat, spricht, wird man nochmal auf einer anderen Ebene für dieses Thema sensibilisiert. Er saß neben uns und macht sich Sorgen um seine Frau und sein Kind, die noch in der Ukraine leben. Wir sitzen hier und uns geht es bis auf steigende Preise wunderbar, neben alltäglichen Problemen die jeder von uns teilt. Diese Menschen haben zurzeit mit ganz anderen Ängsten zu kämpfen. Da ist das Helfen das mindeste was wir tun können. Darum Spenden wir.
Auf diesem Wege möchten wir uns nochmal von Herzen bei allen Helfern, Spendern & Firmen bedanken, die dies möglich gemacht haben.
Bericht und Bilder: Familie Peter Schulte jun.