Unter diesem Titel veröffentlichte die WESTFALENPOST am 09. Oktober 1952 einen Beitrag über Westönner Straßennamen. Nach 62 Jahren möchten wir diesen Artikel nochmals der Öffentlichkeit, im Originaltext, vorstellen.
Westönnen (Eig. Bericht) Die Westfalenpost brachte gestern eine Notiz, nach der die Murmelstraße instandgesetzt wird. Warum heißt die Straße eigentlich Murmelstraße, und wie lassen sich die Westönner Straßennamen überhaupt deuten? Mit diesen Fragen sind wir an mehrere Westönner herangetreten. Hier das Ergebnis:
Zunächst: die Murmelstraße heißt nicht so, sondern Mummelstraße, wobei allerdings erwähnt werden soll, daß einige Unsicherheit in der Aussprache besteht; die meisten sagen Mummel-, einige auch Murmelstraße. Wie der Name zu erklären sei, wußte niemand zu sagen. Eine alte Flurbezeichnung? Vielleicht? Möglicherweise entstand der Name aber auch nach einem – Ulk, wie die Bezeichnung Ritterstraße, so heißt die Mummelstraße auch noch. (sie hat also zwei Namen). Ritterstraße wird deshalb gesagt, so erfahren wir von einem, der es genau wissen mußte, weil vor etwa 20 Jahren einige junge Leute nächtlicherweile durch die Straßen ritten und dabei spaßeshalber „Ritter“ spielten.
Eine Abzweigung von der Bundesstraße heißt Wippe. Ein geschichtlicher Name, wie es in Soest eine Wippgasse gibt, weil dort im Mittelalter Übeltäter in den großen Teich gewippt wurden? Keineswegs. Vor 50-60 Jahren errichtete dort die Familie Pieper ein Haus, das nachts gewankt, gewippt haben soll (aber doch so solide gebaut war, daß es noch heute steht).
Warum die Oststraße auch Hunde- oder Ruienstraße heißt, konnte uns niemand sagen. Vielleicht hat es eine Zeit gegeben, in der die Vierbeiner in dieser Straße besonders zahlreich waren.
Leichter zu erklären ist schon die Bezeichnung „Auf dem Bruch“, ein alter Flurname, der auf mehrere kleine Straßen übergegangen ist; man hört außerdem auch die Bezeichnung „Am Börn“, deshalb, weil es hier mehrere Brunnen gibt. Wahrscheinlich wurde dort früher ein Steinbruch betrieben.
Die älteste Bezeichnung in Westönnen dürfte die Walbkestraße tragen, benannt nach dem Bach, der sie begleitet. In der Endsilbe -bke steckt das Wort Biäke= Bach, während die erste Silbe Wal= groß, riesig (wie in dem Wort Walfisch) bedeutet. Es handelt sich um einen Bach, der von der Haar kommt und zur Zeit der Schneeschmelze große Wassermengen führt, in früheren Jahrhunderten wahrscheinlich noch mehr als jetzt.
Ob unsere Deutung der Straßennamen in allen Punkten zutrifft, wissen wir nicht. Es wäre interessant, von alten Westönnern zu erfahren, was sie davon gehört haben, und wir wären für Zuschriften dankbar. Straßennamen sind ein Stück Heimatgeschichte, und deshalb sollte jedermann ihre Herkunft kennen. – Werden sie nicht in der Schule behandelt?
Soweit der Originaltext der damaligen WESTFALENPOST. Wie sie richtig tituliert, sollte es der Versuch einer Deutung sein. WESTÖNNEN ONLINE wird sich auch in nächster Zeit mit Erforschung und Klärung der Straßennamen näher beschäftigen.
Autor: Dieter Holtheuer / Manfred Zeppenfeld