Entwicklung des Bades
Am Anfang soll auf die beiden Artikel „Luigsmühle I“ und „Luigsmühle II“ verwiesen werden.
Das Bad, der Mühlteich, verwandelte sich von Jahr zu Jahr. Nachdem die Insel, von der berichtet wurde, beseitigt war, war der Teich wesentlich größer geworden. In der Zeitung wird er mit 2000 m2
angegeben. Er hatte die Form eines Rechteckes und könnte nach meiner Schätzung von Ost nach West etwa 70 bis 80 Meter breit gewesen sein und von Nord nach Süd etwa 30 bis 35 Meter tief. Die Breite war mehrere Jahre dreigeteilt. Die drei Teile hatten etwa die gleiche Größe.
Im Osten war das Becken für die Schwimmer. In der Mitte befand sich das Becken für die Nichtschwimmer. Als der Boden des Bades noch gar nicht befestigt war, hatte man einen Holzboden über den Grund gezimmert. Da konnte es schon mal passieren, dass man einen Holzsplitter im Fuß hatte, oder mit den Zehen in die Fugen geriet, die stellenweise zwischen den Brettern waren; aber man versank nicht im Lehm. Der dritte Teil im Westen, der nur sehr niedrig war, konnte mit Kähnen befahren werden, die man mieten konnte.
Die Ufer wurden nach und nach mit Holz und auch mit Mauern befestigt.
Zwei Besonderheiten seien genannt: In der Nordostecke des Beckens war ein Sprungturm aus Holz
(Marke Eigenbau). Zwei Absprungbretter waren da übereinander eingebaut. Das untere Brett war zwei Meter hoch und das obere fünf Meter. So wurde es wenigstens genannt. Es hat wohl niemand die Höhe nachgemessen. Das obere Brett federte sogar, was heute verboten wäre. Wenn der Turm eines Tages verschwunden war, dann wohl aus Sicherheitsgründen. Ich kann mich allerdings an keinen Unfall erinnern. Wenn man von dem oberen Brett einen Kopfsprung machte, konnte man leicht bis auf den Boden kommen, aber das war ungefährlich, weil man dann in den weichen Lehm geriet.
In das Wasser des Nichtschwimmerbeckens konnte man von einer Rutsche gelangen.
Die Toiletten und die Umkleidemöglichkeiten waren auch denkbar einfach. Wer sein Zeug sichern wollte, konnte sich am Kiosk (an der „Bude“) gegen eine Gebühr einen Bügel leihen und dann seine Kleidung dort zur Aufbewahrung abgeben. An dem Kiosk gab es auch die Eintrittskarten und man konnte Süßigkeiten und alkoholfreie Getränke erwerben. „Knickersekt“ war damals angesagt.
Das war eine Limonade mit Kohlensäure. Verschlossen waren diese Flaschen mit einer Glaskugel, die man mit dem Finger in die Flasche drücken konnte. Mit dem Krieg sind diese Flaschen verschwunden.
Das Wasser floss in der Nordwestecke aus dem Mühlenbach in den Teich und konnte im Südosten in den heute noch bestehenden Untergraben abgelassen werden. Wenn das Wasser die Mühle antreiben sollte, so wurde es im Südwesten wieder in den Mühlengraben abgelassen und gelangte auf das Mühlrad oder die Turbinen. Als Reinigung des Bachwassers diente lediglich eine Sandschüttung, durch die das einströmende Wasser fließen musste. Chlorzusätze gab es nicht. Wenn das Wasser warm genug war, begann der nicht endende Kampf gegen die Algen, die mühsam abgefischt werden mussten. Wenn man Pech hatte, konnte man mit einem Algenbehang aus dem Wasser steigen.
Der Eintritt kostete damals für Erwachsene 20 Pfennige und für Kinder 10 Pfennige. Die Saisonkarte war für Erwachsene für drei Reichsmark und für Kinder für 1,50 RM zu erhalten.
An Sonntagen mit gutem Wetter gab es auf dem Hof, der zur Mühle und zur Gaststätte gehörte, eine Fahrradwache. Die Räder konnte man gegen eine Gebühr von 5 Pfennigen in ein Holzgestell einstellen.
Beinahe wäre Luigsmühle noch ein Solbad geworden. Und das kam so.
Als die Kohlen an der Ruhr vor vielen Jahren knapper wurden, wurden nach Norden und nach Osten hin Bohrungen niedergebracht. So wurde auch auf der späteren Liegewiese gebohrt. Man fand zwar keine Kohle in geringer Tiefe, aber man bohrte eine Solequelle an. Da niemand an der Sole interessiert war, wurde das Bohrloch mit Beton verschlossen. Salzwasser wird ja auch heute noch bei vielen Leiden verordnet. So kam man auf den Gedanken, die Quelle wieder anzubohren. Das gelang auch. Das salzhaltige Quellwasser kam in einem runden Becken, das aus roten Ziegelsteinen gemauert war zutage. Das Becken hatte etwa einen Durchmesser von sechs Metern und eine Tiefe von 50 cm. Wenn das Becken voll war, lief das überschüssige Wasser durch ein Rohr in das eigentliche Bad.
Leute mit Fuß- und Beinleiden badeten gerne in dem eiskalten Quellwasser und die Jugend kühlte sich mutig in dem kalten Wasser ab, um dann das Wasser im Bad als warm zu empfinden.
Wie konnte es geschehen, dass das Bad so beliebt war, dass es so gut angenommen wurde. Natürlich waren die Menschen damals noch nicht so verwöhnt wie heute. Aber neben dem Bad und der Liegewiese war ja noch der herrliche Garten, wo man auch heute noch unter alten Bäumen im Schatten rasten und spielen kann. Als man dann noch die Wirtschaft eröffnen konnte, war ein neuer Anreiz geschaffen. Um die alte, mächtige Eiche herum gab es eine Holzfläche, auf der man zur Musik aus einem Lautsprecher tanzen konnte.
Besonders wichtig war natürlich, dass es in Werl noch kein Bad gab und vielleicht noch wichtiger, dass Westönnen und Bergstraße zum Standort Werl gehörten. Wenn die Soldaten (die „Flieger“), die auf dem Werler Flugplatz stationiert waren, Ausgang hatten, konnten sie auch das Bad besuchen. Und wo sich junge Männer finden, da sind die jungen Mädchen nicht weit und umgekehrt.
Ganz sicher hat auch der Direktor Dr. Max Rohwerder, der seit 1934 am Werler Mariengymnasium der erste Sportlehrer war, für manche Anregungen gesorgt. Er war es auch, der große Verdienste hatte, dass später in Werl ein Bad entstand. Man wusste es zu schätzen; er hatte im Alter kostenlosen Zutritt zum Werler Bad.
In Luigsmühle sorgte er dafür, dass das Bad „wettkampfmäßig“ eingerichtet wurde. Es fehlte eine 50 – Meter – Bahn. Da das Schwimmerbecken zu klein war, kam man auf folgenden Kompromiss: In der Südostecke des „Schwimmers“ wurden fünf Betonplatten am Ufer befestigt, die einen Ersatz für Startblöcke bildeten. Wenn man dort startete und in das Nichtschwimmerbecken schwamm, hatte man 50 Meter hinter sich gebracht, wenn man in diesem niedrigen Becken einen Holzsteg erreichte, der vom Süden aus in das Wasser gebaut war. So waren Wettkämpfe und Staffelschwimmen möglich.
Nach dem Kriege bekam das Bad noch einmal Auftrieb, weil das Werler Bad zuerst nur für die englischen und dann für die belgischen Soldaten geöffnet war.
Als die Situation des Bades immer schwerer wurde, hat noch eine DLRG – Gruppe versucht, das Bad zu erhalten. Die Auflagen wurden aber immer schwerer, so dass das Bad 1965 endgültig geschlossen wurde.
Die letzten fünf Bilder wurden von Gerhard Nentwig nach 1960 aufgenommen.
Autor: Friedrich Schleep