Zwischen dem heutigen Hof Schriek an der Weststraße und dem Gelände der Firma Dreimeister lag früher das Anwesen der Familie Luig-Plattfaut. Leider existiert das Haus der Familie nicht mehr. 1996 wurde das ca 130 Jahre alte zweistöckige Fachwerkgebäude abgerissen. Fotos berichten aber noch über die Inschrift, die über der alten Deelentür in dem Balken geschnitzt war. Sie lautete wie folgt:
ERBAUET IM JULII 1864 VIER TEN JULII DURCH DIE EHLEIK FRANZ LUIG UND ANA MARIA WATERHOFF
Martin Hufelschulte hat die Aufnahmen 1996 vor dem Abriß des Hauses erstellt.
Das genannte Paar hatte dieses Haus elf Jahre nach der Heirat neu errichtet. Im Westönner Urkataster von 1829 ist an gleicher Stelle das Vorgängergebäude verzeichnet. Warum neugebaut werden mußte, läßt sich heute natürlich nicht mehr feststellen. War das alte Haus in einem schlechten Zustand? War es für eine Familie mit fünf Kindern zu klein geworden? Oder?
Das Paar Franz Luig und Anna Maria Waterhoff wurde in der Westönner Pfarrkirche durch Pfarrer Franz Peter Knickenberg (Pfarrer von 1843 – 1863) am 19.November 1853 getraut. Die Trauzeugen waren der Schmied Eberhard Plattfaut und der Kolon Franz Hünnies. Die Traudokumentation des Hochzeitpaares hat im Kirchenbuch nachstehenden Text:
Franz Luig geborener Ostermann genannt Plattfaut, Stellmacher zu Westönnen, Sohn des verstorbenen Ackermanns Christian Luig genannt Plattfaut und der Elisabeth Pater, 34 Jahre alt und Anna Maria Schlummer genannt Waterhoff, Tochter des Kolonen Bernhard Schlummer genannt Waterhoff und der Catharina Raymann genannt Reffelmann, 26 Jahre alt.
Franz Luig genannt Plattfaut wurde am 22. August 1819 als erstes von sechs Kindern geboren und schon am gleichen Tage getauft. Die Eltern hatten als Paten den Franz Luig gt. Plattfaut, einen Bruder des Kindesvaters und Anna Maria, Witwe des Bernhard Pater aus Rhune, die Großmutter des Kindes, bestellt. Mit 70 Jahren, am 8. Juli 1890, starb Franz an der Wassersucht und hinterließ vier erwachsene Kinder.
Seine Frau war am 11. Oktober 1827 als zweites Kind und erste Tochter von neun Kindern geboren. Einen Tag später taufte der damalige Westönner Vikar, Heinrich Wolbert, das Kind. Als Paten hatten die Eltern den Kolonen Eberhard Stoltefaut gnt. Schlummer zu Mawicke und die Anna Maria Bonnekau zu Niederbergstraße berufen. Anna Maria war mit 59 Jahren am 17. Januar 1887 an einer unbestimmten Krankheit verstorben und hinterließ den Witwer und vier erwachsene Kinder. Die Kinder hießen Bernhard (*1854), Friedrich (*1856), Anna Maria (*1859), Everhard (*1861) und Antonetta Elisabeth (*1864). Everhard starb bereits als Kind drei Jahre nach seiner Geburt.
Nach dem Tod der Mutter 1887 und vor dem Tod des Vaters 1890 hatte der älteste Sohn Bernhard die 26 jährige Maria Cäcilia Bause aus Westönnen am 13. Juni 1890 geheiratet. Sie übernahmen dann die Bewirtschaftung des Anwesens.
Zu dem im Heiratseintrag von 1853 genannten Namen des Bräutigams, Franz Luig geb. Ostermann gnt. Plattfaut, muß noch etwas erläutert werden. Wir haben hier den klassischen Fall von einem Doppelnamen, wie er traditionell in Westfalen stark verbreitet ist. Viele Familiennamen bildeten sich auf Grund des Hofnamens auf denen die Familien saßen. So auch hier: 1739 heiratete Caspar Theodor Ostermann, gebürtig aus Allen, die Margarete Becker. Beide übernehmen um 1758 den Hof Plattfaut zu Westönnen. Fortan hießen sie Ostermann gnt. Plattfaut. Deren Sohn Christian heiratete 1783 die Elisabeth Luig und übernahm mit ihr die Hofesstelle der Familie Luig. Seitdem nannten sie sich Luig gnt.Plattfaut. Heute heißen die Nachkommen dieser Familie nur noch Plattfaut.
Autor: Dieter Holtheuer / Martin Hufelschulte