Offensichtlich besitzen die beiden Inschriften, die wir heute vorstellen, einige Gemeinsamkeiten. Zur ersten handelt es sich um eine Schrift auf dem Hof Holthoff an der Breite Straße. Bei der zweiten um eine Schrift des Hofes Stratmann-Müller an der Mummelstraße. Die Texte der Inschriften lauten wie folgt:
Holthoff:
JOSEPH HOLTHOFF
18 UND FRAU 81
JOS. SCHULTE-BILME
Stratmann-Müller:
PHILLIPP STRATMANN gnt. MÜLLER
UND FRAU
LINA geb. HOLTHOFF
1881
Die oben erwähnten Gemeinsamkeiten ergeben sich u.a. aus dem Schriftinhalt und dem verwendeten Material, nämlich den WESTÖNNER GRÜNSANDSTEIN. Auf den Tafeln sehen wir, dass beide Texte im Jahre 1881 gefertigt wurden und die genannten Personen in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander standen. Josef Holthoff und Lina Holthoff waren Geschwister. Außerdem sind beide Inschriften nicht an den Hauptgebäuden, sondern an den Nebengebäuden angebracht. All diese Argumente lassen den Schluss zu, dass höchstwahrscheinlich beide Tafeln 1881 von einem Steinmetz gefertigt wurden. Leider kennen wir zurzeit nicht seinen Namen.
Der Holthoff-Hof gehörte früher zur Grundherrschaft des Klosters Himmelpforten und war bis ca 1800 der eigentliche Plattfaut-Hof. Erst 1811 wurde die Familie Holthoff Eigentümer des Hofes. Sie stammte aus Holtum im Kirchspiel Büderich.
Der hier genannte Josef Holthoff war der Sohn des Franz Eberhard Holthoff und der Maria Franziska Gertrud Hackeloer. Am 25. Februar 1854 wurde er geboren und zwei Tage später auf die Namen Friedrich Josef Franz in der Westönner Pfarrkirche getauft. Es war das dritte Kind und der erste Sohn seiner Eltern. Die Taufe spendete der Westönner Pfarrer Franz Peter Knickenberg (*1802,+1863). Als Taufpaten waren der Oeconom (=Landwirt) Josef Schulte aus Westrich und die Witwe Anna Maria Scheps geb. Pieper aus Westönnen bestellt. Mit 25 Jahren am, am 10. Juni 1879, heiratete er die Josefa Schulte-Bilme. Sie stammte vom Schultenhof zu Bilme und war die Tochter des Josef Schulte und der Maria Anna Dasenbeck. Auch die Braut war bei der Hochzeit 25 Jahre alt, denn sie war am 8. November 1854 in Bilme geboren und dann in Bremen getauft worden. Aus dieser Verbindung gingen sieben Kinder, vier Mädchen und drei Jungen, hervor.
Das vierte Kind und der zweite Sohn, Friedrich Adolf Theodor-geboren am 14.6.1888-, wurde später der Hofeserbe. Am 15. Februar 1907 schied Josef Holthoff aus dem Leben. 53 Jahre alt hinterließ er die Witwe und sechs Kinder. Ein Sohn, Otto Theodor, war bereits 1891 gestorben. Josefs Frau, Josefa, überlebte ihn um 32 Jahre und starb am 15. Juni 1939 mit 84 Jahren an Altersschwäche und einem Schlaganfall.
Kommen wir zur zweiten Inschrift, zum Hof Stratmann-Müller. Dieser Hof, an der Mummelstraße gelegen, gehörte früher zur Grundherrschaft des Klosters Welver. Bereits im März 2007 hatten wir über den Deelenbalken von 1839 des Stammhauses berichtet. Der Text an der Scheune informiert uns nun über den Besitzer des Hofes um 1881. Es ist Philipp Stratmann-Müller, der Sohn des Johann Theodor und seiner Frau Franziska Kerkhoff. Als zweites Kind und erster Sohn wurde er am 22.Dezember 1842 geboren und noch am gleichen Tag getauft. Der Kolon Philipp Kerkhoff und die Witwe Rienhoff waren als Paten bestellt.
Mit 35 Jahren heiratete Philipp am 24. Juli 1877 die Helena Caroline (Line) Josefine Holthoff. Sie stammte vom Holthofshof und war, geboren am 26. Oktober 1851, die Tochter des Franz Eberhard Holthoff und der Maria Franziska Gertrud Hackeloer. Beide hatten wohl die Stratmann-Müller Kolonie übernommen, denn sein Vater war ein Jahr vor der Hochzeit 1876 gestorben. Aus der Ehe von Philipp Stratmann-Müller und seiner Frau Caroline gingen sieben Kinder, fünf Mädchen und zwei Jungen hervor. Mit 69 Jahren starb Philipp am 25. Januar 1911 an einem Herz- und Lungenübel. Drei Tage später trug man ihn auf dem Westönner Friedhof zu Grabe. Er hinterließ die Witwe und sechs seiner Kinder. Ein Kind, Elisabeth Josefa, war schon im Alter von zwei Jahren 1890 gestorben.
Über beide Höfe berichtet R. Preising in: „Westönnen, Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe im Kurkölnischen Amte Werl“ 1977, S. 207 und S. 228
Autor: Dieter Holtheuer