In unserer Serie Hausinschriften, möchten wir heute einen alten Deelenbalken aus Mawicke vorstellen. Er gehört zum Hof Rienhoff, einem der größten Höfe des Ortes. Die Inschrift lautet:
IM NAMEN DES HERN ANNO 1825 DEN 7 JULI HABEN EHLEUTE JOHANNES HEINERICUS RINHOF UND KATHARINA MÜLLER AUS WESTÖNNEN DIESES GEBAUDE FÜR SICH UND IHRE ERBEN DURCH BEUSTAND GOTES BAUEN UND AUFRICHTEN LASEN
GELOBT SEI JESUS CHRISTUS IN ALLE EWIGKEIT AMEN
IM JAHRE 1871 DEN 16 AUGUST HABEN DIE EHELEUTE THEODOR RIENHOFF UND ELISABETH STRATMANN AUS BÜDERICH DIESES GEBAU DURCH GOTTES HÜLFE ERBAUEN LASSEN.
Der Balken mit der vorstehenden Inschrift ist heute über das Tor einer Remise auf dem hinteren Hofgelände eingebracht. Es ist offenbar schon seine dritte Einbaustation. Wie die Schrift aussagt, ist er 1825 beim Errichten eines sicherlich stattlichen Fachwerkhauses angefertigt worden. Eine zweite Nennung gibt das Jahr 1871 an. Entweder wurde hier wieder ein Neubau errichtet, oder das vorhandene erhielt einen Umbau. Das lässt sich heute leider nicht mehr genau ermitteln. Letztlich mußte das alte Hofesgebäude, und somit auch der Deelenbalken, einem sehr repräsentativen fast gutsherrlichen Hausbau gegen Ende des 19. Jahrhunderts weichen.
Kommen wir zu den genannten Menschen, die die Gebäude errichteten und den Hof Rienhoff bewirtschafteten.
Johann Heinrich Rienhoff war der Sohn des Kolonen Johann Adam Rienhoff und seiner Frau Maria Catharina, geborene Linhoff. Er wurde als fünftes von acht Kindern am 26. Juni 1781 in Mawicke geboren und zwei Tage später in Westönnen getauft. Mit 30 Jahren, am 25. Juli 1811, ehelichte er die Anna Catharina Elisabeth Stratmann gnt. Müller aus Westönnen. Die Trauung fand, nach erhaltener Dispens vom Kriegsdienst und mit Einwilligung der Stiefeltern, in der Westönner Pfarrkirche statt. Zeugen dieser Handlung waren Adam Sauer, der Stiefvater des Bräutigams und der Küster Adam Schäfer. Bei den Stiefeltern handelte es sich um den genannten Adam Sauer und Maria Franziska Romberg. Die Braut stammte von einem der größten Höfe in Westönnen. Am 27. Oktober 1790 wurde sie als erstes von acht Kindern dem Kolonen Christian Stratmann gnt. Müller und seiner Frau Elisabeth Vester geboren. Die Taufpaten waren Anna Catharina Müller und Philipp Potthoff aus Westönnen.
Offensichtlich hat nun Johann Heinrich Rienhoff mit seiner Frau die Bewirtschaftung des Hofes übernommen und die Stiefeltern zogen nach Westönnen, um hier eine neue Existenz zu gründen. Zwischen 1811 und 1824 wurden den Eheleuten Rienhoff sieben Kinder geboren. Darunter 1820 die Zwillinge Caspar Adam und Johann Theodor. Leider starben vier der Kinder recht jung, zwischen ein und sieben Jahre alt. Nach der Geburt des siebten Kindes 1824 ist wohl ein Jahr später, wie im Deelenbalken notiert, 1825 das neue Heim errichtet worden. Am 30.Juni 1837 erklärte Johann Heinrich, dass er zur Berichtigung seines Besitztitels, Hof und Gut aus dem Nachlass seines Vaters Adam Rienhoff rechtmäßig erworben hat. Dies sei ausdrücklich in den Erbverhandlungen im Juli 1811 und im Dezember 1816 festgelegt worden. Aus diesen Akten geht hervor, dass das Anwesen aus Wohnhaus, Scheune, Mahlmühle, Backhaus und Stall besteht. Zwei Jahre später, am 2. April 1839, starb Johann Heinrich Rienhoff mit erst 58 Jahren an der Lungensucht. Mit den drei großen Kindern führte seine Witwe die Hof- und Landwirtschaft weiter bis sie am 16. Dezember 1864 mit 74 Jahren an Altersschwäche starb.
Der als Zwilling, am 13.11.1820, geborene Sohn Johann Theodor heiratete vier Jahre später am 28. April 1868 Elisabeth Stratmann gnt.Müller aus Büderich und übernimmt mit ihr die Bewirtschaftung des Hofes Rienhoff. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das Paar als Vetter und Cousine heiratete, denn seine Mutter und ihr Vater waren Geschwister. Sie war die Tochter des Büdericher Kolonen Franz Stratmann gnt.Müller und der Franziska Löcke gnt.Bastert. Am 25.Juni 1836 war sie in Westbüderich geboren und zwei Tage später getauft worden. Sie sind das zweite Paar, das auf dem Balken beschrieben wird und ihn drei Jahre nach der Hochzeit, am 16. August 1871 umgestaltet hat. Aus dieser Verbindung gingen zwischen 1869 und 1875 vier Söhne hervor. Mit 84 Jahren starb Johann Theodor Rienhoff an Alterschwäche Silvester 1904 in Mawicke.Vier Tage später wurde er auf dem Friedhof in Westönnen bestattet. Seine Frau Elisabeth folgte ihm drei Jahre später. Sie starb einen Tag vor Heiligabend 1907 an einem Magen- und Lungenleiden.
Der am 27. Januar 1869 erstgeborene Sohn, Caspar Theodor, wurde später Hoferbe und übernahm die Bewirtschaftung der Rienhoff–Kolonie.
Weitere Informationen zum Hof Rienhoff, in „Westönnen, Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe im kurkölnischen Amte Werl.“ von R. Preising Münster 1977, S.103-108
Autor: Dieter Holtheuer