Beim Hof Kenter handelt es sich um einen der ältesten noch vorhandenen Fachwerkbauten des Ortes. Hiervon zeugt die Inschrift des Deelenbalkensvon 1784. Sie lautet:
ANNO 1784 DEN 24 MEY IST DER ERSTE BAU DIESES HAUSES MIT
GOTTES HÜLFF VON PHILIP KENTER UND M. THERESIA SCHNAP
ANGEFANGEN.
ANNO 1786 DEN 23 MEY VON PHILIP KENTER VOLLENFÜRT GOTT
BEWAHRE ES FÜR UNGLCK UND BRAND UND SEGNE ES MIT VOLLER HAND.
JOHANNES THEODOR KENTER UND ELISABETH RIENHOFF EHE-
LEUTE UND BESITZER DIESES HAUSES.
SI DEUS PRO NOBIS QUIT CONTRA NOS
Der zum Schluss genannte lateinische Vers lautet frei übersetzt: Wenn
Gott für uns ist, wer ist dann gegen uns. Betrachtet man den Bau des stattlichen Fachwerkhauses, so fällt auf, dass die Deelentür seitlich ins Haus gesetzt wurde. Alle weiteren Höfe in Westönnen haben und hatten ihre Einfahrt in der Giebelfront. Schaut man sich die Form und Lage des Grundstücks im Katasterplan an, so wird ersichtlich, dass nur diese Lösung möglich war.
Der Name Kenter ist erst Mitte des 18. Jahrhunderts, mit Philip Kenter, auf den Hof gekommen. Vorher war das Anwesen unter den Namen
Schreiber oder Schriewer bekannt.
Philip Kenter taucht schon um 1740 in Westönnen auf. Am 3. Juni 1740,
so berichtet uns das Pfarrarchiv, übernimmt Ph.Kenter aus Bremen den
Organistendienst in der Westönner Pfarrkirche. Philip stammt aber ursprünglich aus Welver. Er wurde 1721 in Welver als Sohn des evangelischen Küsters, Johann Albert Kenter und der Anna Helene Salzhammer, geboren und dort am 22.4.1721 getauft. Offensichtlich ist er später zum kath. Glauben übergetreten. Am 22. Mai 1749 wird er hier in der Westönner Pfarrkirche mit der Elisabeth Wierleucker getraut. Diese stammte vom Wierleucker-Hof auf der Haar bei Theiningsen. Sicherlich haben diese beiden nach ihrer Eheschließung den Schriewers-Hof übernommen und Philip war zugleich auch noch Organist in der hiesigen Kirche. Trauzeugen bei dieser Eheschließung waren Johann Theodor Kenterund Wilhelm Rienhoff.
Aus der Verbindung gingen fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter,
hervor. Das dritte Kind, Johann Theodor geboren 1754, wurde später der
Hoferbe. Das fünfte Kind, Johann Franz- geboren 19.02.1760, war noch nicht neun Monate alt, da starb die Mutter am 8. November 1760. Keine fünf Monate später schritt Philip Kenter ein zweitesmal zum Traualtar. Es ist natürlich verständlich, dass seine jungen Kinder eine Mutter und der Hof eine Hilfe brauchten. Diese Trauung fand in der Kirche zu Körbecke am 22. April 1761 statt, denn seine zweite Frau stammte aus Körbecke und hieß Anna Theresia Schnap (siehe Balkeninschrift). Sie wurde hier als Tochter des Franz Bernhard Schnap und der Margarete Schulte 1730 geboren und am 22.06.1730 getauft.
Aus dieser zweiten Verbindung gingen noch zwei Kinder, Anna Elisabeth (* 12.08.1764) und Anna Helene (* 14.09.1768), hervor. Am 12. November 1761 vereinbart Philip Kenter mit Pastor Johann Plencker, dass er für den Organistendienst in der Pfarrkirche an Sonn- und Feiertagen, 10 Reichstaler und 15 Stüber erhält.
In der Inschrift heißt es u.a.: am 24.Mai 1784 haben Philip Kenter und Theresia Schnap diesen Bau angefangen. Ein Jahr später, am ersten Weihnachtstag 1785, starb Philips Frau Theresia. Weiter heißt es in der Balkenschrift: Philip hat den Bau am 23. Mai 1786 vollendet . Auch er hatte nicht mehr viel von seinem neuen Heim, denn er starb am 16. Januar 1788 mit 68 Jahren. Interessant ist hier, dass er im Sterberegister als Ph. Kenter genannt Schriwer notiert wird. Wie bereits erwähnt, wurde Philips Sohn, Johann Theodor, Erbe des Hofes. Zwei Jahre vor Philips Tod und drei Monate vor Fertigstellung des Hauses heiratete Johann Theodor am 21.02.1786 die Maria Catharina Elisabeth Rienhoff. Sie war die Tochter des Kolonen Wilhelm Rienhoff und der Maria Catharina Osthoff zu Westönnen. Bei der Hochzeit war sie 24 Jahre alt. Offensichtlich sind Johann Theodor und M.C. Elisabeth die Auftraggeber zur Beschriftung des Deelenbalkens, denn sie lassen uns dort wissen, dass sie die Besitzer dieses Hauses sind.
Zwischen 1786 und 1797 werden dem Paar sechs Kinder, drei Mädchen und drei Jungen, geboren. Die junge Bäuerin auf dem Hof starb an den Folgen der Geburt ihres sechsten Kindes am 13.07.1797 im Alter von 34
Jahren. Schon zwei Monate später ehelichte Johann Theodor am 9. September 1797 die Anna Maria Elisabeth Beuckmann. Auch hier war die schnelle Wiederheirat vonnöten, denn auf dem Hof wurde eine Frau gebraucht. Sie war 32 Jahre alt und stammte von der Luigsmühle zu Oberbergstraße. Als Tochter des Müllers Anton Beuckmann und der Anna Theresia Kipper wurde sie im Januar 1765 geboren. Mit dieser Frau zeugte Johann Theodor, zwischen 1797 bis 1808, sechs Kinder.
Am 2. Juni 1812 starb die neue Bäuerin mit 47 Jahren. Ihr Mann folgte ihr sieben Jahre später. Er erlag den Folgen einer Wassersucht am 22.12.1819 mit 65 Jahren. Wie sein Vater, war auch er als Organist an der Westönner Pfarrkirche tätig. Caspar Melchior Kenter, geboren am 14.7.1788, das zweite Kind von Johann Theodor Kenter und Elisabeth Rienhoff, wurde nach Johann Theodors Tod 1819 Erbe des Hofes.
Autor: Dieter Holtheuer