Bevor wir zu den Gründern dieses stattlichen fachwerklichen Bauernhauses in Mawicke kommen, muß einiges zu der außergewöhnlichen Deeleninschrift gesagt werden. Rudolf Preising schreibt dazu in seinem „Westönnen – Buch: Die Hausinschrift ist außerordentlich interessant. Das gilt besonders für den rechten Teil des Textes, wo ein selten zitierter Spruch angewendet wird.
Links:IM JAHRE CHRISTI 1839 DEN 18 JUNI HABEN DIE EHELEUTE JOHANN THEODOR STOLTEFAUT UND THERESIA TOPP DIESES HAUS ERBAUEN LASSEN. DURCH GOTTES HÜLFE UND MENSCHEN KRAFT IST DIESER BAU IN DEN STAND GEBR(A)CHT. MEINE HÄNDE SIND STETS BEREIT DIESES HAUS ZU SEGNEN 3 Kon.VIII. IX. Rechts:BESTEIGET DIE BERGE BRINGET HOLZ HERBEI UND BAUET DAS HAUS. ES WIRD MIR ANGENEHM SEIN UND ZU MEINER EHRE GEREICHEN. ICH WILL DIESES HAUS MIT HERRLICHKEIT ERFÜLLEN. DIE HERRLICHKEIT DIESES HAUSES SOLL GRÖSZER SEIN ALS DIE HERR LICHKEIT DES ERSTEN. Haggaeus I.
Er stammt aus dem Propheten Haggai über den Tempelbau nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft.Betrachtet man den linken Balkentext genau, so sieht man auch hier das Zitat einer Bibelstelle. Es handelt sich um das dritte Buch der Könige. Diese Texte werden hier in passender Weise auf die Erbauung eines neuen Bauernhauses angewendet. Man darf mit Recht sagen, daß bei der Zusammenstellung der Inschrift ein sehr bibelkundiger Theologe mitgewirkt hat. Vielleicht war es sogar der damalige Pfarrer von Westönnen, Bernhard Voß. Er war von 1809 bis 1840 Seelsorger in Westönnen.
Nun zu den Erbauern dieses Fachwerkhauses. Die Inschrift von 1839 sagt uns, dass Johann Theodor Stoltefaut und Theresia Hünnies die Bauherren waren.
Johann Theodor wurde am 24. August 1799 in Mawicke geboren und noch am gleichen Tag in der Pfarrkirche zu Westönnen getauft. Taufpaten waren Johann Theodor Hünnies und Louise Koert , beide in Mawicke wohnhaft. Bemerkenswert ist die Niederschrift des Pfarrers Langenohl im Taufregister. Er hat dort den Taufnamen des Kindes nicht vermerkt. Da aber der erste Pate mit Johann Theodor Hünnies genannt ist, wurde wohl auch das Kind auf den Namen Johann Theodor getauft. Es war das fünfte Kind und der zweite Sohn des Kolonen Johann Wilhelm Stoltefaut und der Catharina Elisabeth Hünnies zu Mawicke.
Mit rund 30 Jahren ehelichte Johann Theodor am 23. Januar 1830 die Maria Theresia Topp. Sie war eine Tochter des Johann Wilhelm Topp und der Maria Catharina Rienhoff, die derzeit den Topp-Hof zu Mawicke bewirtschaften. Bei der Hochzeit war Maria Theresia 25 Jahre alt, denn ihre Geburt und Taufe erfolgte an 1. und 2. November 1805. Maria Theresia Ewald aus Bergstrasse und Heinrich Rienhoff aus Mawicke waren die Paten.
Johann Theodor und Maria Theresia haben die Stoltefaut-Kolonie wohl kurz nach ihrer Hochzeit übernommen, denn der Vater und auch die Mutter Johann Theodors waren bereits verstorben. Vater Johann Wilhelm verstarb schon 1803 und die Mutter 1829. Sie starb durch einen Sturz vom Balken. Allerdings hatte sie noch 1803 den Heinrich Risse in zweiter Ehe geheiratet und mit ihm den Hof bis 1829 weitergeführt.
Das neue Paar auf dem Hof Stoltefaut hatte zwischen 1830 – 1849 sieben Kinder, fünf Mädchen und zwei Jungen. Der erstgeborene, Johann Heinrich, geboren am 28. Februar 1831, wurde später der neue Erbe des Hofes.
Maria Theresia Stoltefaut starb am 4. Juni 1864 mit 58 Jahren an einer“ unbestimmten Krankheit.“ Sie hinterließ ihren Gatten und fünf Kinder. Fünf Jahre später, am 5. Juli 1869 schied auch Johann Theodor aus dem Leben. Er starb an der Schwindsucht und wurde 69 Jahre, 10 Monate und 11 Tage alt.
Wie bereits berichtet, hat der erstgeborene Sohn Johann Heinrich, er war beim Tod des Vaters 1869 schon 38 Jahre alt, dann den Hof übernommen. Erst am 13. September 1873 heiratete er eine Landwirtstochter aus Holtum. Es war die Maria Catharina Elisabeth Drees gen. Stahlhoff.
Heute bewirtschaftet die Familie Heinrich Böhmer den Hof. Weitere Nachrichten zum Hof Stoltefaut in Mawicke bringt R. Preising in seinem Buch: „ Westönnen, Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe im kurkölnischen Amte Werl“.
Münster 1977/ Seite 96.
Autor: Dieter Holtheuer