Mittlerweile sind vier Monate vergangen, als sich die Pilgergemeinschaft aus Werl, Westönnen, Büderich und Scheidingen, organisiert durch die Bruderschaften aus Werl und Westönnen, angeführt durch den ortskundigen Präses Propst Michael Feldmann, zur großen Romwallfahrt in die ewige Stadt auf den Weg machten.
Ein umfangreiches, anstrengendes, aber unvergessliches Programm wurde von der Gruppe angegangen und bewältigt. Alle waren sich mehr als einig, dass die Eindrücke dieser Reise lange in der Erinnerung erhalten bleiben würden.
Zudem zeigte sich wieder einmal, dass sich, was die Teilnehmer betrifft, auch ein „bunt zusammengewürfelter Haufen“ von über 70 Personen in nur 6 Tagen zu einer gut funktionierenden Gemeinschaft zusammenschweißen kann. Jedenfalls führen die schönen Erinnerungen an diese Reise dazu, dass sich die Pilgergemeinschaft nun am kommenden Samstag, nach dem Besuch der Vorabendmesse in der Pfarrkirche St. Walburga fast komplett zu einem Erinnerungsabend in der Werler Schützenscheune wieder trifft.
Zwischen den beiden organisierenden Bruderschaften bewirkt allerdings nicht nur die gemeinschaftliche Pilgerreise eine Verbindung. Auch der gemeinsame Schutzpatron, fest verwurzelt im Namen beider Vereine, schafft eine unübersehbare Übereinstimmung.
So war in Rom der Besuch der Basilika und Katakombe St. Sebastiano eine unverzichtbare Pflicht. Nach einer kurzen Andacht durften die Rompilger die Katakomben (Mitte 3. Jahrhundert) unterhalb der Kirche liegend, besichtigen, welche die Grabstätte des Märtyrers beherbergt.
Der Heilige St. Sebastianus
Sebastian gilt als römischer Martyrer, wahrscheinlich aus der diokletianischen Verfolgung zu Beginn des 4. Jahrhunderts. Bereits im Altertum genoss er im christlichen Abendland große Verehrung. Seine Sekundärreliquien, Gegenstände, die sein Grab berührt hatten, werden in spanischen und afrikanischen Schriften erwähnt. Sein Gedächtnistag, der 20. Januar, steht in der Depositio martyrum des Chronographen im Jahr 354. Ein anderes Martyrologium bestätigt diesen Termin und bezeichnet die Grabstätte. Sie lag an der via Appia in einem unterirdischen Gang des Coemiteriums „ad Catacumbas” in der Nähe der Memoria der Apostel Petrus und Paulus. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde über diesem Ort die Basilica Apostolorum errichtet, später Basilica Sebastiano genannt. Sie Grabstätte des heiligen Sebastian wurde unter der linken Seite des Mittelschiffs zu einer unterirdischen Kapelle erweitert.
Die Legende des heiligen Sebastian aus dem 5. Jahrhundert, historisch nicht belegt, beschreibt Sebastian als Offizier der kaiserlichen Garde, der wegen seines christlichen Glaubens auf Befehl Kaiser Diokletians mit Pfeilen erschossen und als vermeintlich tot liegen gelassen wurde. Irene, die christliche Witwe des Martyrers Kastulus, soll ihn gefunden und gesund gepflegt haben. Wegen seines erneut freimütigen Bekenntnisses seines Glaubens hat der Kaiser erneut seine Hinrichtung befohlen; Sebastian wurde nun durch Keulenschläge tatsächlich getötet. Sein Leichnam wurde in die Gloaca maxima geworfen, von Christen geborgen und bestattet.
Seine Rolle als bekenntnismutiger Offizier brachte es mit sich, dass die Kreuzritter und Zinngießer, vor allem aber die Schützengilden und Schützenkorps („Sebastianusbrüder”), Sebastian zum Patron wählten. Die ältesten Sebastianusbruderschaften sind für das Jahr 1300 belegt.
Autor: Christoph Zeppenfeld