Vor kurzer Zeit berichtete Westönnen-Online über die Renovierung der von Papen’schen Gruft auf dem Westönner Kirchplatz. Die letzte Renovierung fand 1975 statt. Der Westönner Malermeister Helmut Klenter hatte die eingemeißelte Inschrift wieder gut lesbar gemacht und mit goldener Farbe versehen.
In diesem Beitrag soll weniger über die Bausubstanz und den Baustil, sondern vielmehr etwas zur Geschichte des Denkmals berichtet werden. Fritz Schleep hat bereits im Juni 2002 in seinem Beitrag „Die Denkmäler auf dem alten Friedhof“ über dieses Monument ausführlich berichtet.
Eine große Hilfe zur näheren Geschichte des Denkmals sind die Tagebücher des Dr.jur. Carl Seyfried (* 1784, + 1850 ). Diese befinden sich im Archiv von Papen-Lohe, das als Depositum im Werler Stadtarchiv lagert. C.Seyfried war Rentmeister des Gutes Lohe und gleichzeitig ein guter Freund des Besitzers Theodor v. Papen. Ihre Freundschaft begann 1807 mit dem Studium an der Universität Heidelberg. Selbst als Theodor v. Papen 1825 starb, er wurde nur 37 Jahre alt und starb am Nervenfieber (Typhus), führte Seyfried den Gutsbetrieb weiter und war enger Vertrauter der Witwe Maria Franziska geb. Reichsfreiin v. Fürstenberg-Herdringen.
Die überlieferten Tagebücher des Carl Seyfried bedecken den Zeitraum von 1822 – 1843. Die Einträge behandeln das Wetter, die Einsaat und auch Aufzeichnungen zu Reisen und Geldgeschäften. Über geschäftliche Notizen hinaus wurden auch private Vorkommnisse niedergeschrieben. So notierte er u.a.:
1822 d. 7ten Juni Abends 6 ½ Uhr ist Frau von Papen von Lohe von einer Tochter glücklich entbund.d.10ten Morgens 12 Uhr ward dieß Kind getauft und erhielt die Namen Maria Franzisca Josephina Sophia.
1824 am 3ten Aug.Nachmittags 4 Uhr ward zu Lohe der erste Sohn geboren. Am 7ten Morgens 12 Uhr ward derselbe getauft: und erhielt die Namen Friedrich Leopold Joseph Franz Maria Michael.
1825 d.8ten Sept.Abends 11 Uhr (als der König in Werl übernachtete) gebar die Frau v. Papen zu Lohe ihr 2tes Söhnlein. Getauft d.12ten Sept. Mittags, und erhielt die Namen Franz Egon Maria Margaretha Joseph Michael Walburgis
1825 d.29ten September Morgens halb drey Uhr starb mein unvergleichlicher und unvergeßlicher Freund Theodor von Papen-Lohe am Nervenfieber (Typhus) – sit illi terra levis(1) – perverso ordine nature- (-Die Erde sei Dir leicht-in Umkehrung der Naturordnung-) muß ich diesen traurigen Vermerk machen.
1830 am 5ten November wurden die Leichname zu Westönnen (Theodor von Papen und seine beiden Töchter) in die Gruft zu Westönnen eingesetzt.
1831 am Mittwoch d.15ten Juni ward auf dem Kirchhofe zu Westönnen das Monument aufgestellt.
1834 d.16ten Oct.abends 10 Uhr starb zu Carlsbad unser theurer lieber unvergesslicher Fritz: Ach! Wie viel haben wir mit ihm begraben. Beigesetzt zu Westönnen in der Gruft d.18ten Oct.(Fritz=gemeint ist Friedrich Leopold, der erstgeborene Sohn des Theodor v.Papen.Er war in Karlsbad in Böhmen zur Erholung und starb dort mit 10 Jahren am Nervenfieber).
Den Tag der Geburt der zweiten Tochter, sowie den Sterbetag der beiden Töchter hat C. Seyfried nicht niedergeschrieben. Dies erfahren wir aber aus den Kirchenbüchern der Kirchengemeinde Westönnen. Am 20.April 1823 wurde Ferdinande Caroline Sophia Barbara Maria Walburgis geboren. Nach neun Monaten starb sie bereits am 13. Februar 1824 an „Terminen“ (Zahnkrämpfe).
Die älteste Tochter (*7.6.1822) starb mit 2 Jahren und 11 Monaten an der Auszehrung (Tuberkulose).
Aus all den Fakten kann nun gesagt werden, dass die Gruft vor November 1830 angelegt und das Monument anschließend am 15. Juni 1831 errichtet wurde. Beigesetzt sind in der Grabkammer wie berichtet:
- a Theodor v. Papen-Lohe (1788 – 1825)
- b-c die beiden Töchter Maria Franziska (1822 – 1825)
Ferdinande Caroline ( 1823 – 1824)
- d der Sohn Friedrich Leopold (1824 – 1834)
Die letzte urkundlich belegte Bestattung in der von Papen’schen Grabkammer erfolgte 1850. Der vorher zitierte Dr.jur. Carl Seyfried starb am 17.02.1850 in Werl an der Engbrüstigkeit (Asthma). Am 20.02. wurde er neben seinem, 1825 verstorbenen Freund Theodor v. Papen-Lohe, in der Gruft beigesetzt.
Die Frau Theodors, Maria Franziska geb. Reichsfreiin v. Fürstenberg-Herdringen, starb erst 1879 in Antfeld und ist, wie das Westönner Kirchenbuch berichtet auf dem hiesigen Friedhof beerdigt. Das gleiche trifft für die Folgegeneration der v. Papen-Lohe zu. Im Kirchenbuch ist lediglich notiert, dass die Bestattung auf dem Fried- bzw.Kirchhof stattfand. Man kann aber davon ausgehen, dass die Familie v. Papen die Grabkammer auf dem Kirchplatz für die Bestattung ihrer Angehörigen benutzt hat. Außerdem gibt es keinen Hinweis, dass die Familie einen weiteren Bestattungsplatz in Westönnen hatte.
Fritz Schleep schrieb 2002 in seinem Beitrag: „Die letzte Bestattung war wohl zu Beginn des 20.Jahrhunderts. Eine Verwandte der Familie von Papen starb in Lohe, als sie dort zu Besuch war. Mein Vater (*1884) erzählte davon. Er hatte bei der Gelegenheit den Totenkeller aufsuchen können und bestätigte das,was Westhues vom Zustand des Totenkellers berichtet“.
Aus dem Kirchenbuch geht hervor, dass am 15.April 1901 die Comtesse Ida v. Plettenberg, Tochter des Reichsgrafen Clemens August v.Plettenberg und der Elisabeth Droste- Vischering, auf Haus Lohe mit 20 Jahren an der Schwindsucht (Tuberkulose) gestorben und auf dem Kirchhof begraben ist.
Am 9. Juni 1910 starb der ledige Gisbert v. Papen (* auf Lohe 23.4.1867) auf Schloß Antfeld bei Brilon. Offenbar sollte auch er in der Westönner Gruft beigesetzt werden.
Am 10.Juni 1910 beschwert sich der Kaufmann Josef Kappen bei der Verwaltung des Amtes Werl. Er führte am Kirchplatz in der Nähe der v. Papenschen Gruft ein Kolonialwarengeschäft und eine Gaststätte. U.a. bringt er vor, dass bei Öffnung der Grabkammer der Zutritt von Kindern und Erwachsenen möglich ist. Ferner entwickelt sich pestartiger Geruch, so dass ein Betreten des Kellers nicht möglich ist. Dieser Gestank würde nicht nur seine Familie, sondern auch seine Gäste und Geschäftskunden belästigen und auf die Gesundheit einwirken.
Auf Grund dieses Einspruchs fand die Beisetzung danach nicht in Westönnen sondern in Antfeld statt. Auf dem Friedhof zu Antfeld hat die Familie v.Papen-Lohe ihren zentralen Bestattungsort. Neun Mitglieder der Familie haben hier zur Zeit ihre letzte Ruhestätte.
zu (1) „Sit illi terra Levis“ Unter diesem Titel hat Annette von Droste Hülshoff 1842 ein
8-strophiges Gedicht geschrieben. Anlass war der Tod des Hauskaplans auf Hülshoff 1841, Kaspar Wilmsen.
Autor: Dieter Holtheuer