Wenn am heutigen Christi-Himmelfahrtstag die Westönner Gläubigen die sogenannte Brandprozession begehen, folgen sie einem Gelübde aus dem Jahr 1829. Da die Gesamtpfarrei Propstei Werl in diesem Jahr erstmals nur noch eine Prozession durchführen will, hatten sich die Westönner auf Initiative des Gemeindeausschuss darauf geeinigt, die Brandprozession zu erhalten und in leicht geänderter Form wie gehabt zu begehen. Wie es auch schon vor mehr als 60 Jahren war. Deshalb möchten wir an dieser Stelle mit einigen Zeitungsberichten aus den 50er-Jahren daran erinnern.
Soester Anzeiger am 10.04.1954
Westönnen. Heiligenhäuschen nach schöner. Seitens der Kolpingsfamilie wurde in dieser Woche um das Heiligenhäuschen am alten Hellweg verschiedene Arten von Ziersträuchern angepflanzt. Das Heiligenhäuschen, das als Station bei der Christi-Himmelfahrt-Prozession dienst, wurde bekanntlich im vergangenen Jahre von den Westönner Kölpingsöhnen in freiwilliger Abendarbeit, das das alte baufällig geworden war. Durch die Anlage von Ziersträuchern wurden nun die Arbeiten vollendet. Es bleibt nur zu hoffen, daß auch die Kinder der Anlage die gebührende Schonung angedeihen lassen.
Soester Anzeiger am 24.04.1954
Zweimal roter Hahn. Westönnen. In deisem Jahre sind es 125 Jahre her, daß die Gemeinde Westönnen von einer Feuerbrunst heimgeholt wurde, die ihresgleichen in der Dorfgeschichte nicht hat und von der alte Chroniken nur mit Schauder und Entsetzen berichten. 75 Jahre nach der ersten ging eine zweite Feuersbrunst über das Dorf hin, der vier Häuser zum Opfer fielen.
In einer heute längst vergangenen Schmiede des Unterdorfes sollte 1929 (Anm.: Natürlich ist hier 1929 gemeint) ein Wagenrad neu bezogen werden. Als man den heißglühenden Reifen aus der Schmiede nach Hause auf den Hof rollen wollte, lief er in einen Haufen Stroh, das gleich Feuer fing. Unglücklicherweise blies an diesem Tag eine steife Ostbrise über die Hellwegniederungen dahin, die das Feuer hell entfachte und die Funken auf das Wohnhaus des Schmiedemeisters übertrug. Von hier trug der Ostwind den roten Hahn über das ganze westliche Dorf, das der Brand in Schutt und Asche legte.
Im Jahre 1904 kam es abermals zu einem Großbrand. Die Strohdächer hatten inzwischen den Dachziegeln Platz machen müssen. Im Unterdorf summte der Dreschkasten, der damals noch mit Hilfe eines Dampfkessels betrieben wurde. Von dort breitete sich eine dichte Rauchwolke über das Dorf. Westönnen hatte damals zwar noch keine organisierte Feuerwehr, wohl aber zwei Spritzen. Jeder Bürger musste sich an den Löscharbeiten beteiligen, die vom Bürgermeister geleitet wurden. In mühlevoller Arbeit gelang es, den Brand zu beschränken und eine Katastrophe zu verhindern. Dennoch fielen dem Feuer vier nebeneinanderstehende Häuser zum Opfer. Die älteren Leute in Westönnen können sich noch heute gut an das Schreckensjahr 1904 erinnern.
Soester Anzeiger am 24.04.1954
Würdige Gestaltung durch Kolpingsöhne. Westönnen. Wie wir bereits berichteten, wurde das Heiligenhäuschen am Alten Hellweg (ein Stationsaltar) bei der Prozession) durch die Westönner Kolpingsöhne in feeiwilligem Einsatz wieder aufgebaut. In seinem hellen Putz und mit der gärtnerisch gestalteten Umgebung bietet das Heiligenhäuschen nun mehr einen würdigen Anblick. Darüber hinaus trägt es zur Verschönerung des Ortsbildes bei.
Soester Anzeiger am 12.05.1956
Zahlreiche Gläubige bei der Brandprozession. Westönnen. Die große Brandprozession zog auch in diesem Jahr am Tage Christi Himmelfahrt unter zahlreicher Beteiligung der Gläubigen durch das Dorf. Sie findet alljährlich zum Gedenken an die Feuersbrunst statt, die vor langen Jahren den größten Teil Westönnens in Schutt und Asche legte. Die Gebete sollen das Dorf vor einen ähnlichen Unheil in Zukunft bewahren. – Unser Bild zeigt die Prozession kurz vor ihrer Rückkehr in die Pfarrkirche.
Soester Anzeiger am 09.05.1959
Am Himmelfahrtstage fand in Westönnen bei strahlendem Sommerwetter die traditionelle Brandprozession statt. Die gesamte Gemeinde stand im Fahnenschmuck. Grüne Büsche und Fähnchen zierten die Straßenränder. Vor vielen Häusern, die von der Prozession berührt wurden, waren Altäre errichtet. Die Prozession, an der die katholischen Christen, sämtliche Vereine des Dorfes und die Schulkinder teilnahmen, zog nach dem feierlichen Hochamt über die breite Straße bis zur ersten Station bei Vogelsang. An der zweiten Station bei Nacke machte die Prozession erneut Halt. Weiter ginge es über den Mawicker Weg, die Mawicker Straße auf den Schützenplatz, wo die Schwestern einen Blumenteppich ausgebreitet hatten. Auch hier erteilte Pfarrer Witte den Gläubigen den Segen. Die letzte Station lag am Alten Hellweg / Ecke Breite Straße. Von hier (unser Bild) nahm die Prozession ihren Weg zurück zur Kirche. Auf dem Kirchplatz gab Pfarrer Witte den Gläubigen den Schlusssegen.
Autor: Manfred Zeppenfeld / Alfred Risse