Westönnen Online hat schon mehrmals ausführlich über die ehemaligen Westönner Grünsandsteinbrüche berichtet. Diese Brüche lieferten Steine für den Hausbau; Werksteine für Treppen, Fensterstürze und Denkmäler; Platten für Deelen, Flure und Küchen und vieles mehr. Auch beim Kirchenbau von 1819 bis 1823, sowie 1925 beim Errichten der Schützenhalle kamen die Grünsandsteine zum Einsatz. Dass die Arbeiten in den Steingruben der damaligen Zeit sehr schwer, gefährlich und anstrengend waren, kann man sich gut vorstellen. Zumal auch die alten Werkzeuge und Hilfsmittel, sowie die Transporte mit den heutigen Möglichkeiten nicht vergleichbar sind.
Solche Zustände führten natürlich zu Unfällen mit Verletzungen und letztlich auch zu Todesfällen. Ein solcher ist 1825 im Steinbruch des Theodor Vogelsang geschehen. Das Westönner Kirchenbuch weiß darüber zu berichten. Pfarrer Bernhard Voss notiert dort:
Im Jahre Christi achzehnhundertfünfundzwanzig den elften July Abends um halb sechs Uhr wurde Theodor Vogelsang Kolon dahier zu Westönnen durch den in seiner eigenen Steingrube nahe bei Westönnen einstürzenden Haufen Schutt zu Boden geworfen und auf den darunter liegenden Steinen ganz zerquetschet, so daß er kaum eine halbe Stunde nachher starb, im Alter von einunddreißig Jahren, acht Monaten und sechszehn Tagen und wurde den 13 ten desselben Monats Vormittags um zehn Uhr christlichen Gebrauchs nach zur Erde bestattet in Gegenwart des Franz Hennemann Kolon dahier zu Westönnen und des Peter Müller genannt Bömer, Eingesessener und Polizeydiener dahier, welche gegenwärtiges Protokoll nebst mir dem Pfarrer unterschrieben haben.
Franz Henneman
Petrus Bömer / Bernard Voss, Pfarrer
Soweit der Originaleintrag aus dem Kirchenbuch. Hier noch einige Anmerkungen zu Theodor Vogelsang. Er war der Sohn des Kolonen Johann Theodor Vogelsang und der Catharina Westerhoff zu Westönnen. Am 25. Oktober 1793 erblickte er das Licht der Welt und noch am gleichen Tag erhielt er durch Pfarrer Johann Marianus Langenohl die Taufe. Mit 25 Jahren, am 24.11.1818, heiratete er die Anna Catharina Margarete Mellmann gt. Keweloh, eine Tochter des Hermann Mellmann gt. Keweloh und der Maria Catharina Holthoff gt. Wiese. Sie war erst 21 Jahre alt. Philipp Pothoff gt. Wegmann, Eingesessener und Kirchenprovisor, sowie Heinrich Behle, ein Schneider, waren die Trauzeugen. Bereits sieben Jahre nach der Hochzeit geschah am 11. Juli 1825 der schreckliche Unfall im Steinbruch. Die junge Familie war bereits durch drei Kinder gewachsen. Adolf, Clara Angela und Christian wurden 1819, 1821 und 1824 geboren. Diese jungen Kinder erhielten bereits 1826, sechs Monate nach dem Tod des leiblichen Vaters, einen Stiefvater. Die Frau heiratete am 17.01.1826 erneut und zwar den Adam Theodor Romberg gt.Kerkhoff aus Westönnen. Es war der Sohn des Friedrich Romberg und der Elisabeth Kerkhoff. 1861 starb er, während seine Frau, Anna Catharina Margarete, erst 1885 mit 87 Jahren an der Altersschwäche starb.
Autor: Dieter Holtheuer