Schmuck der Straßen
Wenn die Prozessionen am Tage Fronleichnam oder am Tage Christi Himmelfahrt durch unser Dorf gehen, sind die Straßen
auch heute gefegt und geschmückt. Aber früher war doch manches anders.
Die Straßen waren noch nicht asphaltiert. Fegen konnte man sie erst, wenn die Kühe zur Weide getrieben worden waren.
Zum Schmuck wurden nicht nur Fahnen aufgestellt. Frische Birkenzweige bildeten ein Spalier.
Und woher bekam man das Birkengrün? Entweder aus Gerlingen oder aus dem Werler Stadtwald. Die Besitzer der Waldungen oder der Förster in Werl waren in der Erteilung der Genehmigungen recht großzügig. Die jungen Birken, die in den Waldungen in großen Mengen durch Samen von alten Bäumen aufwuchsen, wurden ohnehin als „Unkraut“ angesehen, aber man musste sie schlagen und transportieren.
Wenn sie bei der Prozession als Schmuck gedient hatten,
kamen sie in die Gärten und dienten da den Erbsenranken als Stütze und Halt. Im Herbst konnte man aus den Zweigen noch „Anmachholz“ gewinnen, um die Herde und Öfen anzuheizen.
Die Straßen wurden mit Blumen bestreut, und die musste man haben oder mühsam suchen.
Dann kam eine Zeit, wo besonders im Hellweg und in der Oststraße aus Blumen Teppiche gestaltet wurden. Um diese
Arbeit zu vereinfachen nahm man Sägespäne und Holzmehl, die man in den Schreinereien bekommen konnte. Das Holz wurde mit Farbpulver eingefärbt und mit dieser Mischung ließen sich herrliche Teppiche gestalten.
Dieser Schmuck wurde dann verboten. Inzwischen hatten nämlich die meisten Straßen in unserem Dorf Kanäle, und die konnten sich mit dieser Mischung leicht verstopfen.
Eine Besonderheit bildeten die Altäre, die an manchen Häusern errichtet wurden. Ganz ist dieser Brauch noch nicht ausgestorben. Mir fiel jetzt ein altes Bild in die Hände: Es zeigt einen schönen Altar. Ich weiß nicht, wann das Foto entstand und woher ich das Bild habe, aber es ist leicht zu erkennen, dass der Altar im Eingang zum Hause Sauer errichtet wurde.
Autor: Friedrich Schleep