Wie man auf der Bildseite der Ansichtskarte sieht, hält dort gerade ein Zug der Ruhr-Lippe-Kleinbahn. Er ist auf der Weiterfahrt von Westönnen über Mawicke nach Ostönnen. Eine Fahrt von Westönnen nach Mawicke kostete damals 0,30 RM. (siehe Foto Fahrkarte). Älteren Westönner Bürgern ist diese Bahn noch unter den Namen „Pengel – Anton“ bekannt. Seit 1898 beförderte er die Gäste entlang der heutigen Bundesstraße.
Bis 1908 war dessen Haltestelle für Westönnen bei der Gastwirtschaft Steven. Später wurde der Haltepunkt zur Gastwirtschaft Pielsticker verlegt.
Das Gasthaus war nicht nur Schankstätte, sondern zugleich auch Fahrkartenausgabe und Wartesaal. Auf dem Foto ist noch an der Frontseite des Hause über dem unteren linken Fenster ein Emaille-Schild mit der Schrift: „WESTÖNNEN Fahrkartenausgabe“, zu sehen. 1953 stellte die Ruhr-Lippe- Kleinbahn den Betrieb auf dieser Strecke ein.
Während der ganzen Betriebszeit der Bahn war die Familie Pielsticker Inhaber dieser Gastwirtschaft. Anschließend führte die Familie Düperthal das Lokal. Heute bedient dort eine Pizzeria mit Gaststätte die Gäste.
Die Familie Pielsticker kam 1875 von Wennemen im Sauerland nach Westönnen. Der erste Pielsticker, Josef mit Namen, war bis ca. 1888 in Westönnen als Postexpediteur tätig. Nach 1888 wird er als Wirt und Landwirt genannt. Am 28. August 1846 wurde er in Wennemen/Kr. Meschede als Sohn des Lehrers Josef Pielsticker und seiner Frau Kasparine geboren. 1875 heiratete er in Meschede die Brigitte Babilon aus Berge. Sechs Kinder wurden diesem Paar zwischen 1876 und 1891 in Westönnen geboren.
Am 15. Dezember 1918 stirbt Josef Pielsticker an einem Brustleiden. Seine Frau schied erst 19 Jahre später, am 19. September 1937 an Altersschwäche aus dem Leben. Das sechste Kind dieser Ehe, Friedrich Heinrich – geboren am 14. Mai 1891 – übernahm nachfolgend die Geschäfte als Gast- und Landwirt. Er hatte am 18. April 1938 in Westönnen die Clara Elisabeth Hüttemeister aus Stockum an der Möhne
geheiratet. Kurz nach seinem Tode, am 18. November 1951, stellte die Ruhr-Lippe-Kleinbahn 1953 ihre Dienste entlang der Bundesstraße ein. Omnibusse übernahmen die Beförderung der Fahrgäste.
Autor: Dieter Holtheuer