Die Nachricht, das die Ordensschwestern in Westönnen abgezogen werden sollten, machte im August 1970 in Westönnen die Runde. Unter den Westönnern herrschte besondere Sorge, „ihre“ Schwestern zu verlieren. Die älteren Westönner wissen um die aufopferungsvolle Arbeit der Ordensschwestern, die sie über viele Jahre hier in und für Westönnen und den umliegenden Ortschaften geleistet haben. Viele haben ihre Gesundheit und auch ihr Leben den Schwestern zu verdanken. Wir erinnern an dieser Stelle besonders noch mal der unvergessenen Schwester Clementis.

Ferdi Newe schrieb am 25.12.2012 folgenden Bericht über die Ordensschwestern.
Im Jahre 1900 gründete, der in den Niederlanden geborene Priester und Missionar, Hubert Linckens, im münsterländischen Hiltrup die Ordensgemeinschaft der „Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu“ (Hiltrup).
Er selbst war im Jahre 1875 der Gemeinschaft der „Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu in Issoudun“ in Frankreich beigetreten. Nur 12 Jahre später, im Jahre 1912, ließen sich zwei Schwestern, dieser inzwischen weltweit missionarisch tätigen Ordensgemeinschaft, in unserem Westönnen nieder, Sr. Christina und Sr. Alexandra.
Die Katholische Kirchengemeinde St. Cäcilia Westönnen hatte zuvor die Besitzung Büscher, einen ehemaligen Bauernhof mit rund 4.200 qm Haus-, Hof- und Gartenfläche im Herzen von Westönnen käuflich erworben und das im Jahre 1829 erbaute Wohnhaus zu einem Schwesterhaus mit integriertem Kindergarten umgebaut. Schon 2 Jahre danach, im Jahre 1914, entsandte die Ordensleitung von Hiltrup zwei weitere Schwestern nach Westönnen. Sr. Juliana und Sr. Adolfine.Sr. Adolfine starb schon 1918 im Alter von nur 32 Jahren und wurde auf dem Westönner Friedhof beigesetzt.
Der Überlieferung nach haben die Schwestern zunächst eine „Kinderverwahrschule“ und eine „Nähschule“ betrieben. Es folgte die Einrichtung einer ambulanten Kranken- bzw. Pflegestation und zeitweilig wurden auch hauswirtschaftliche Kurse wie Kochen und Backen im Schwesternhaus abgehalten.
Inwieweit die Einnahmen aus den genannten Angeboten zur Deckung des Lebensunterhaltes der Ordensschwestern ausreichten, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Allerdings trugen der eigene große Gemüse- und Obstgarten, den die Schwestern natürlich selbst bewirtschafteten, wie auch die eigene Hühnerhaltung zur Versorgung der Schwestern bei.
Nicht unwesentlich war sicherlich auch die aus Dankbarkeit und Anerkennung für den uneigennützigen Dienst in unserer Gemeinde erfolgte Unterstützung der Ordensschwestern durch die Bevölkerung mit Geld- und Sachspenden.
Persönlich kann ich mich noch an folgende Begebenheit erinnern: es muss innerhalb der ersten Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges gewesen sein, da suchte Schwester Clementis mit zwei Mitschwestern, bei sommerlicher Hitze und selbstverständlich im steifen Ordenskleid, auf einem abgeernteten Weizenfeld Ähren zusammen, die bei den Erntearbeiten von den Halmen abgebrochen und liegen geblieben waren. Diese wurden anschließend mit dem Handwagen zum Schwesternhaus transportiert und vermutlich den Hühnern zum Auspicken der Körner gegeben.
Im Jahre 1962 konnte die Ordensgemeinschaft der Herz Jesu Schwestern auf 50 Jahre selbstloses Wirken in unsere Gemeinde zurückblicken. Mit einem feierlichen Gottesdienst am 15. Februar wurde dieses Jubiläum begonnen. Neben der damaligen Provinz – Oberin nahmen auch Schwester Alexandra, die von 1912 bis 1934 in Westönnen tätig gewesen war, sowie die Vertreter der Kirchspielsgemeinden und viele Gemeindemitglieder an der Jubiläumsfeier teil.
Im Protokollbuch des Männer-Gesang-Verein „Cäcilia“ Westönnen von 1962 ist zu lesen:
Am 14. Februar 1962 wurde ein großer Fackelzug veranstaltet. Auch der MGV nahm daran teil und sang als Ständchen den Chor „Dankgebet“ von Bernhard Weber. Der Ehrenvorsitzende Josef Weber sprach im Auftrag sämtlicher Vereine den Schwestern Dank und Glückwünsche aus.
Und in den Unterlagen des „Singekreises der Katholischen Landjugend von Westönnen“ von 1962 heißt es: Den Herz Jesu Schwestern ein Ständchen gebracht, gesungen wurde Vespergesang „Jubilate“. 39 Personen teilgenommen.
Da das damalige Schwesternhaus den derzeitigen Anforderungen als Kindergarten, Mädchenbildungsstätte und Unterkunft der Ordensfrauen nicht mehr entsprach und ein Umbau desselben als unwirtschaftlich angesehen wurde, hatte der Kirchenvorstand beschlossen, zu diesem Zweck ein neues Gebäude zu errichten. Am Tag des Jubiläums der Ordensstation wurde dazu der „erste Spatenstich“ gemacht. (Auszug aus dem Heimatbuch des Kirchspiels Westönnen von Heinrich Westhues)
Wie sich Bauingenieur Heribert Buchgeister aus Westönnen heute noch erinnert, er hatte damals zusammen mit dem Architekten Josef Mertin aus Oberbergstraße den Neubau des Gebäudes geplant und begleitet, war die Baumaßnahme seinerzeit für insgesamt 265 Tsd DM geplant.
Da Zuschüsse vom Erzbistum Paderborn und von der öffentlichen Hand flossen, hatte die Katholische Kirchengemeinde, außer dem Grundstück, lediglich 40 Tsd DM beizusteuern. Dafür konnte die Kirchengemeinde ein zinsgünstiges Darlehen aus dem Wohnungsbauprogramm in Anspruch nehmen, so Buchgeister. Den Bauauftrag erhielt die Firma Fritz Buchgeister aus Westönnen.
Im Herbst 1963 konnten die Ordensschwestern dann auf dem bisherigen Grundstück ein neues Gebäude beziehen. Im Erdgeschoss wurden Kinder in 3 Gruppen untergebracht. Im Obergeschoss befanden sich die Räume für die damals 5 Ordensschwestern und im Dachgeschoss des Anbaus war die Hauskapelle. Außerdem befand sich im Haus eine Lehrküche, eine Nähschule und eine ambulante Krankenstation.
Als im Jahre 1974 die Leiterin des Kindergartens, Schwester Ambrosis, 70 Jahre alt geworden war, übertrug sie diese Aufgabe, nach 19 Jahren Führung, an eine weltliche Leiterin.
Aufgrund des Nachwuchsmangels verließen im Jahre 1989, nach 77 Jahren segensreichen Wirkens in unserer Kirchspielsgemeinde, die letzten Ordensfrauen unser Westönnen und die Ordensstation wurde geschlossen.
Von 1912 bis 1989 waren, laut Auskunft durch die Leitung der Ordensgemeinschaft in Hiltrup, insgesamt 35 Ordensfrauen in unserer Gemeinde tätig. Nicht mitgezählt wurden dabei jene Schwestern, die sich weniger als 12 Monate in Westönnen aufgehalten haben. (als Vertretung oder zur Erholung).
Länger als 10 Jahre waren folgende 9 Ordensfrauen in Westönnen zu Hause:
- Sr. Alexandra von 1912 – 1934
- Sr. Rosaria von 1923 – 1924 und 1936 – 1946
- Sr. Liftildis von 1926 – 1936
- Sr. Redempta von 1927 – 1944
- Sr. Alana von 1934 – 1946
- Sr. Clementis von 1944 – 1989
- Sr. Traudlinde von 1946 – 1987
- Sr. Osmana von 1947 – 1969
- Sr. Ambrosis von 1955 – 1986
Schwester Clementis, die letzte Oberin der Westönner Ordensstation (von 1966 bis 1989), ist am 09.08.2012 im gesegneten Alter von 97 Jahren im Elisabeth-Schwesternheim von Arnsberg-Oeventrop gestorben. Von den 76 Jahren ihres Ordenslebens hat sie allein 45 Jahre, von November 1944 bis Oktober 1989, in unserer Kirchspielsgemeinde St. Cäcilia Westönnen gelebt und segensreich gewirkt.
Die Beisetzung fand am Dienstag, 14. August 2012 auf dem Friedhof in Oeventrop statt. Eine Abordnung aus unserer Pfarrgemeinde hat Schwester Clementis das letzte Geleit gegeben.
Auf dem Westönner Friedhof, der „RUHESTÄTTE DER MISSIONSSCHWESTERN VOM HLST. HERZEN JESU“ wurden folgende vier Schwestern beerdigt:
- Schw. M. Adolfine geb. 1886, in Westönnen von 1914 – gest. 1918
- Schw. M. Lucilla geb. 1892, in Westönnen von 1958 – gest. 1966
- Schw. M. Osmana geb. 1892, in Westönnen von 1947 – gest. 1969
- Schw. M. Ambrosis geb. 1904, in Westönnen von 1955 – gest. 1986
Allen Ordensschwestern, die in den 77 Jahren, von 1912 bis 1989, in unserer Pfarrgemeinde selbstlos und aufopferungsvoll tätig gewesen sind, gilt der Dank und die Hochachtung aller Gemeindemitglieder.
In diesem Jahr, am 16. September 2012, feierte der Katholische Kindergarten St. Cäcilia Westönnen sein 100-jähriges Bestehen. Darüber wurde schon an anderer Stelle mehrfach berichtet.

Autor: Ferdi Newe