Hier ein weiterer Bericht von Friedrich Schleep aus dem Jahr 2002:
Die Station des hl. Florian II – Aus der Geschichte
Die zweite Station bei der Brandprozession war immer an der Einmündung der Oststraße in die Breite Straße. Ein altes Heiligenhäuschen aus schweren Sandsteinplatten stand auf dem kleinen Platz zwischen der Gaststätte Nacke und dem letzten Haus der Oststraße (Nr.28).
Es gehörte der Familie Romberg aus Oberbergstraße, die es auch betreute. Nach Informationen aus der Familie Romberg soll das Häuschen schon seit 1775 bestanden haben. Wenn die Zahl stimmt, kann es nicht für die Brandprozession erbaut worden sein, da der große Brand erst am 20. Mai 1829 das Dorf heimsuchte. Es muss einen anderen Grund für die Erbauung gegeben haben. Vielleicht hat es bei einer früheren Prozession als Station gedient; es gab in Westönnen noch ältere Prozessionen, die dann irgendwann eingestellt wurden. Nach einer Eintragung in der Urkunde, die 1971 in das neue Heiligenhäuschen eingemauert wurde, soll die Familie Romberg sogar schon seit 1744 diese Station gepflegt haben. Woher diese Angabe kommt, und wieweit sie stimmen kann, ist ungewiss.
Die alte Station hat ihren Zweck bis 1970 erfüllt. Im Winter 1970/71 wurde sie von einem PKW gerammt, und das scheinbar stabile Bauwerk brach wie ein Kartenhaus zusammen. Das geschnitzte Bildnis der „Mutter Anna“ hatte den Zusammenbruch recht gut überstanden. Der Besitzer Ernst Romberg ließ die Statue von einem Fachmann reinigen und von der Farbe befreien und wusste erst dann, dass er ein wertvolles, altes Bildnis besaß. Fortan bewahrte er es zu Hause auf und stellte die Mutter Anna nur während der Prozessionen in das neue Heiligenhäuschen.
In den Wirren nach dem zweiten Weltkriege war die Mutter Anna schon einmal auf dem Mistfall des Bauern Hagen gelandet. Amerikanische Soldaten sollen damals ihr Unwesen getrieben haben. Jetzt ist sie im Besitz des Sohnes Egbert Romberg, der seit ein paar Jahren in Westönnen wohnt. Die Mutter Anna hat eine Hand verloren. Wann das geschah, ist unbekannt, aber sie sieht prächtig aus, und auch ein Laie erkennt, dass es ein wertvolles Bildnis ist.
Nach dem Unfall musste ein neues Heiligenhäuschen erstellt werden. Theo Hering verhandelte als Mitglied des Kirchenvorstandes mit dem Landwirt Paul Diers. Josef Schulte war sein Schwiegervater, Peter Linzbach ist in Westönnen sein Nachfolger. Der schenkte der Kirchengemeinde das benötigte Land mit der dort vorhandenen Quelle. So konnte das neue Heiligenhäuschen bis zum 20. Mai 1971, dem Tage Christi Himmelfahrt, fertiggestellt werden. Es bestand aus verklinkertem Beton und hatte ein flaches Betondach.
Eine Schutzmantelmadonna aus Ton, die von Marlies Rustemeyer gefertigt wurde, zierte von der Zeit an das Haus.
Im Jahre 2001 übernahm die Feuerwehr Westönnen die Wartung und Pflege des Häuschens. In einem anderen Artikel wurde die Arbeit gewürdigt, die von der Löschgruppe erbracht wurde. Sie hat das Heiligenhäuschen völlig umgestaltet. Aber zuerst war man einmal erschrocken, als man erfuhr, dass das Gelände nach wie vor dem Bauern Diers gehörte. Das Grundstück war 1971 zwar vermessen worden, aber die Umschreibung im Grundbuch war nie erfolgt.
Paul Diers, der heute in Liesborn lebt, stand zu seinem alten Versprechen.
Seit dem 07.05.2001 ist die Kirchengemeinde Besitzerin des Grundstückes in der Größe von 87 qm in der Gemarkung Westönnen, Flur 4 Nr. 75. Paul Diers übernahm auch noch die Kosten für die Übertragung und spendete einen Barbetrag, der die Feuerwehr bei Ihrer Arbeit unterstützen sollte.
Die Löschgruppe stellte dann Ihren eigenen Schutzpatron, den hl. Florian, in das Heiligenhäuschen.
Die Schutzmantelmadonna steht heute in Merklingsen vor dem Hause von Marlies Rustemeyer.
Westönnen Online vom 05.08.2002 – Text + Fotos: Friedrich Schleep
Autor: Friedrich Schleep