Liebes Tagebuch,
heute Morgen bin ich wie fast jeden Morgen viel zu früh von meinem Wecker geweckt worden. An Tag 2 haben sich noch einige Mädels beschwert, dass dieser zu laut ist. Nun hört ihn niemand mehr. Selbst ich brauche mindestens eine Minute um zu realisieren, dass das scheiß Teil mich wecken soll. Naja, raus aus dem Bett, rein in die Dusche und danach ab zum Frühstück aller Betreuer, Logistiker und Küchenkäfer. Dort angekommen bin ich froh, dass ich an einem Tisch sitze, an dem vor dem ersten Kaffee nicht viel gesprochen wird. Eine Tasse und ein halbes Brötchen mit Käse später, lassen alle den gestrigen Tag Revue passieren. Welches Kind hat Strafdienst und warum? Was ist schlecht gelaufen und könnte besser gemacht werden? Gibt es dieses Jahr ein Lagerpärchen oder ist das mal wieder an mir vorbeigegangen?
Der heutige Tag sorgt schon seit Beginn des Ferienlagers für ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend. Olafs letzter kompletter Ferienlagertag… für immer! Schon seit Tagen bekomme ich von jedem Kind, Logistiker, Betreuer, Küchenkäfer und den Sanitäterinnen Sympathiebriefe für Olaf zugesteckt. Da das ganze heimlich und hinter dem Rücken des Lagerleiters passieren soll, erhalte ich selbst auf der Toilette Briefe, die unter der Kabine durchgeschoben werden. Olaf hat im Lager den 360 Grad Blick. Eigentlich kann man ihm nichts verheimlichen. Ich hoffe also, dass die Überraschung am Abend gelingt.
Nun ist es so weit die Kinder zu wecken. Ein letztes Mal mit Musik und Wasserpistolen. Morgen werden diese nämlich für die Jungs im Zelt versteckt. Auch die sollen mal die Chance bekommen, die Gruppenleiter und Gruppenhelfer nass zu machen. Ab geht’s direkt nach dem Wecken zum Frühstück. Der Frühsport fällt heute Morgen aus, weil es direkt nach FortFun gehen soll. Ich versuche beim Frühstück der Kinder mir nicht so viele Gedanken über die kommende Abendveranstaltung zu machen und beschäftige mich lieber damit zu beobachten wie viel Liter Kakao von einem einzigen Kind getrunken werden kann. Hoffentlich muss es sich nicht auf der Fahrt nach FortFun übergeben.
Ohne Zwischenfälle in FortFun angekommen, rennen alle Kinder direkt los. Vor allem die neue Yakari-Welt wird direkt erkundet. Zudem werden die unterschiedlichen Achterbahnen, Wasserbahnen, Karussells und Snackstände abgeklappert. Auch wenn wir eigene Verpflegung vor Ort haben, geht doch nichts über frisches überteuertes Popcorn, Slusheis oder Kartoffelchips-Spieße. Ich persönlich habe gelernt, dass ein Kinder-Powertower nicht für 8 Erwachsene geeignet ist, da diese das Gesamtgewicht überschreiten und man anschließend durch den Mitarbeiter des Freizeitparkes gerettet werden muss.
Wieder vollzählig und müde in der Schützenhalle angekommen fällt auf, dass die Küchenkäfer und Logistiker bereits so einiges aufgeräumt und abgebaut haben. Dies soll die Abreise am kommenden Tag erleichtern. Zum gemeinsamen Abendessen gab es Hotdogs für alle.

Auf geht’s zur letzten Lagerrunde für das diesjährige Ferienlager. Diese hat es in sich.
Programmpunkte:
1. Siegerehrung des Fußballturniers. Das Team rund um Tim Gerke hat gewonnen. Wie er das geschafft hat…fragt mich nicht.
2. Leon hat heute Geburtstag. Er wird mit unserem Geburtstagswagen durch die Halle gefahren und wirklich jeder singt in voller Lautstärke für ihn „Wie schön, dass du geboren bist“. Schade, dass ich nie im Ferienlager Geburtstag haben werde.
3. Wir haben dieses Jahr zum ersten Mal zwei GvD-Könige. Als Strafdienst wird ab und zu GvD-Dienst verteilt. Hierbei müssen die betroffenen Personen der Gruppe vom Dienst den ganzen Tag über helfen die Becher zu spülen, die Halle zu fegen und Tische zu putzen. Der Rekord liegt in diesem Jahr bei 12 Straftagen GvD. Dies wurde von den Logistikern mit selbstgebauten Orden und einer Urkunde geehrt.
4. Vorletzter und schwerster Punkt… Olafs Verabschiedung. Nach der Überreichung der Sympathiebriefe aller Lagerteilnehmer habe ich versucht meinen Brief vorzulesen, um Olaf für die letzten Jahre harte Arbeit zu danken. Er hat einfach einen grandiosen Job über all die Jahre geleistet. Das muss ihm erstmal jemand nachmachen. Hendrik hat sich netterweise dazu bereiterklärt stellvertretend für alle Lagerteilnehmer einen weiteren Sympathiebrief an Olaf vorzulesen und ein Video mit Bildern ab 2010 bis 2023 abzuspielen. Es war eine gebührende Verabschiedung.
5. Das letzte Mal „Nehmt Abschied Brüder“ mit Kerzen in der Hand singen.
Eins kann ich versprechen. Nach dieser „Lagerrunde“ blieb kein Auge mehr trocken. Gott sei Dank ist meine Nachtwache heute übernommen worden. Der letzte Abend kann also noch einmal ein bisschen genossen werden, bevor es morgen nach Hause geht. Einige von uns haben sich dazu entschieden nachts noch einmal auf die Steine zu wandern, um den Sonnenaufgang von dort oben zu sehen. 24 Stunden wach zu sein werde ich nicht schaffen.


Liebes Tagebuch, ich bin durch und versuche gleich zu schlafen. Morgen ist der letzte Tag. Da werden nochmal alle Kräfte gebraucht.
Bis dann,
deine Caro
Text und Bilder: Carolin Becker