Die Winter früher und heute
Ende Dezember 2008 und Anfang Januar 2009 war es nun wirklich kalt. Die Wetterstation Werl- Sönnern meldete für die Nacht vom 5.auf den 6. Januar die Temperatur von -21,8 Grad. An anderen Orten war es wesentlich kälter.
Mit dem Beginn des neuen Jahres kam auch Schnee hinzu. In der Nacht zum 3. Januar war der stärkste Schneefall.
Das richtige Wetter für die Kinder, aber die scheinen den Winter gar nicht mehr richtig zu kennen. Schlitten sah ich einige,
Schlittschuhe gar nicht, Skier auch nicht. Pferdeschlitten schon gar nicht. Die Schlitten wurden früher ja auch zum Transport gebraucht, aber da wurde auch noch kein Salz gestreut und Schneepflüge gab es nur an besonders gefährdeten Stellen.
Wir lernten noch: „Einen Schlitten muss ein Junge haben. Im Sommer kann er barfuss traben. Kommen aber im Winter Eis und Schnee, dann geht es mit „Hurrah“ hinunter die Höh!“
Wer kann sich heute noch vorstellen, dass man mit Schlittschuhen durch das ganze Dorf fahren konnte.
Mein stärkstes Erlebnis war wohl folgendes in einem Kriegswinter. Herr Dregger, der zum Zug und zum Wehrbezirkskommando nach Soest wollte, fiel schon auf dem Börnweg so unglücklich, dass wir, sein Sohn Wolfgang und ich, ihn mit einem Schlitten nach Hause brachten.
Wir hatten Schlittschuhe angeschnallt und wollten aus dem „Blitzeis“ das Beste machen. Wir fuhren über die Reichsstraße 1 mit den Schlittschuhen zur Oberschule nach Werl. Im Kriege fuhren nur wenige Autos und an dem eisigen Tage schon gar keine.
In den Pausen liefen wir auf dem Schulhof mit den Schlittschuhen. Erst auf dem Rückwewg am Mittag gab es einige Probleme. Das Eis wurde weich und die Schlittschuhe schnitten manchmal bis auf den Asphalt durch, was das schöne Gleiten natürlich sehr störte.
Unmöglich, das alles zu erzählen. Ich fand noch vier Bilder von 1950 in meinem Album. Die Steinbrüche waren alle hervorragende Spielplätze für uns Kinder. Hier soll aber nur von dem einen Steinbruch und den Möglichkeiten berichtet werden, die er uns zum Spielen bot.
Ich meine den Steinbruch der Familie Stewen. Die vier Bilder, die ich in meinem Album fand stammen von 1950. Der Bruch lag westlich vom Steinbruch der Familie Sasse, der ja heute noch nicht ganz verfüllt ist. Die beiden Brüche wurden durch die Straße getrennt, die von der B1 nach Ruhne führt. Der Steinbruch der Familie Stewen war weithin rekultiviert. Er wurde landwirtschaftlich genutzt. Er war teilweise mit Erdreich angefüllt und eingesät. Er diente als Weide und bot etlichen Obstbäumen einen ausreichenden Standplatz. Im Norden war er am tiefsten. Nach Norden und nach Osten hatte er auch steile Wände, in die sich Buschwerk und Dornensträucher einen bescheidenen Standplatz gesucht hatten. Von Süden und Westen konnte man gut in den Bruch hineinkommen.
Da konnte man im Sommer klettern. Gerne wurden da auch Geländespiele von der HJ (Hitlerjugend) abgehalten. Wenn das Grundwasser stieg, bildete sich in der Mitte, der tiefsten Stelle, eine ergiebige Quelle. Manchmal stieg das Wasser bis zum Rand und floss dann durch einen Graben in die Walbke ab. Wo Wasser ist, finden sich auch Kinder ein. Wenn es dann etwas wärmer war, lud das Wasser auch zum Baden und zum Schwimmen ein. Das musste nur heimlich geschehen. Es war besser, wenn die Eltern davon nichts erfuhren.
Im Winter, wenn das Wasser eine Eisdecke hatte, blieb die Quelle meistens offen, oder sie war höchstens von einer dünnen Eisdecke bedeckt. Wenn man dann mit den Schlittschuhen das Eis befuhr, war es klug einen ordentlichen Abstand von der Quelle zu halten.
Hatte es dann auch noch geschneit, boten sich kurze, aber steile Abfahrten mit den Schlitten vom Süden aus an, die dann auf der Eisfläche endeten. Auch da hieß es, die Quelle zu meiden.
Ich kann mich daran erinnern, dass ein Junge seinen Schlitten nicht beherrschte. Der Schlitten landete in der Quelle. Gerade noch rechtzeitig hatte sich der Junge vom Schlitten fallen lassen, so dass er nicht im Wasser landete. Der Schlitten konnte mit einiger Mühe geborgen werden.
Autor: Friedrich Schleep