Am 1.August 1914 ordneten sowohl die französische Regierung als auch der Deutsche Kaiser die Mobilmachung ihrer Armeen an. In den beiden Tagebüchern des Chronisten und damaligen Schulleiters der Katholischen Volksschule Westönnen, Franz Asshoff, finden sich zahlreiche Berichte zu dem Krieg, der über 17 Millionen Menschenleben forderte. Die Bücher Asshoffs tragen den Titel „“Der Krieg v. 1914 – 18, die Schule und die Schulgemeinde“, und befanden sich viele Jahre im Besitz von Felix Kenter. „Übersetzt“ wurden sie nach Erhalt vom Online-Autor Ferdi Newe (Wir berichteten). Heute nun ein Bericht Asshoff’s über die Kartoffelnot im Erntejahr 1916
Die Kartoffelernte fiel im Jahre 1916 sehr schlecht aus, wohl infolge der anhaltenden Nässe im Sommer und Herbst. Nicht nur war der Ertrag sehr gering, es stellte sich auch schon frühzeitig Fäulnis ein.
Den großen Märkten u. Industrieorten fehlte es an Kartoffeln. Deshalb mussten die hiesigen Einwohner auf Anordnung der Behörde am 9. Nov. 16 von den eingekellerten Kartoffeln wieder abgeben. Für jede Person des Haushalters wurden ihnen außer den Saatkartoffeln 2½ Ztr. belassen.
Es setzte ein ungewöhnlich strenger Winter ein. Infolgedessen konnte der Kartoffeltransport auch vom Osten zum Westen des Reiches nicht regelrecht vorgenommen werden. Wo man den Transport wagte, erfroren manche in den (geheizten) Wagen. Auch fehlte es an Transportmitteln, da die Bahn für Kriegszwecke sehr in Anspruch genommen war.
Der Kartoffelmangel in den Städten, die zum größten Teil ihren Jahresbedarf nicht einkellern konnten, wurde noch größer. Deshalb mußte auch hier von den Saatkartoffeln abgegeben werden und zwar p. Morgen angepfl. Kartoffeln 2 Ztr.
Die Kälte wurde zeitweilig so stark u. andauernd, daß manchen Leuten trotz aller Vorsichtsmaßregeln die Kartoffeln in den Kellern erfroren. Um durchhalten zu können, wurden in manchen Familien die Kartoffeln nur mit der Schale gekocht oder als Durchgemüse. Als Ersatz wurde vielfach die gelbe Steckrübe, die sehr gut geraten war, verwendet.
Infolge der strengen Kälte, der geringen Brotmenge, des großen Fettmangels u. der geringen Kartoffelmenge, hatten wir einen sehr harten Winter u. ein nicht minder hartes Frühjahr durchzumachen.
Autor: Ferdi Newe