Am 1. August 1914 ordneten sowohl die französische Regierung als auch der Deutsche Kaiser die Mobilmachung ihrer Armeen an. In den beiden Tagebüchern des Chronisten und damaligen Schulleiters der Katholischen Volksschule Westönnen, Franz Asshoff, finden sich zahlreiche Berichte zu dem Krieg, der über 17 Millionen Menschenleben forderte. Die Bücher Asshoffs tragen den Titel „“Der Krieg v. 1914 – 18, die Schule und die Schulgemeinde“, und befanden sich viele Jahre im Besitz von Felix Kenter. „Übersetzt“ wurden sie nach Erhalt vom Online-Autor Ferdi Newe (Wir berichteten). Heute nun ein Bericht Asshoff’s in dem er sich mit der Beschlagnahme und Ablieferung der Orgelpfeifen befasst.
Beschlagnahme und Ablieferung der Orgelpfeifen – (aus den Tagebüchern von Franz Asshoff)
Im Januar 1917 wurden wegen Mangels an Zinn alle zinnernen Gebrauchsgegenstände, auch die aus Zinn gebauten Orgelpfeifen, beschlagnahmt. Die neueren Orgeln sind meistens aus Zinn gebaut. Auch die 100 und mehr Jahre alten Orgeln haben wenig Zinn. Dagegen sind die in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gebauten Orgeln sehr reich an Zinn, weil dieses nicht nur ein gutes Material ist, sondern auch damals tief im Preis stand.
Am 11. Mai 17 wurde unsere Orgel durch den Orgelbauer Stockmann aus Werl auf ihren Zinngehalt untersucht. Alle Pfeifen, die über 45 % enthalten und für das Spiel nicht unbedingt notwendig sind, müssen abgegeben werden.
Unsere Orgelpfeifen ergaben einen Zinngehalt von 70 %. Eine größere Anzahl der Frontpfeifen und d. Prinzipal 8′ wurden für das Spiel als entbehrlich erachtet und nach einigen Tagen abgebaut und abgeliefert.
Sie wogen roh c. 195 kg. Für das kg roh wurden 6,30 M gezahlt, für den Abbau der Pfeifen 35 Mk.
NB. Die Orgelpfeifen unserer Nachbargemeinde Ostönnen enthalten nur c. 10 % Zinn. Sie wurden der Kirche deshalb belassen. Auch Werl behielt seine Orgelpfeifen, weil sie aus Zink gebaut sind.
Autor: Ferdi Newe