Pfarrer Johann Ludgerus Plenker (oder Plencker) berichtet
Gab es in Westönnen ein Beinhaus?
Johann Ludger Plenker aus Elspe war von 1737 bis 1776 Pfarrer in Westönnen.
Von ihm gibt es ein Kirchenbuch von Westönnen.
Der Archivar Heinrich-Josef Deisting schrieb es ab. Die nachfolgenden Texte stammen aus dem Band III, A–1 bis A–6.
In diesem Buch, das nicht gerade sorgfältig geführt wurde, verzeichnet der Pfarrer Ausgaben und Einnahmen der Kirchengemeinde. Einige Angaben sollen hier genannt werden.
Dazu ein paar Anmerkungen: Er benutzt das Zeichen ß für Schilling und den Reichsthaler
kürzt er mal mit rhl und mal mit rl ab. Thaler ist eine Schreibweise für die Münze Taler.
Er benutzt oft das Wort „solvi“ was aus dem Lateinischen stammt. „Solvere“ heißt lösen, auflösen.
In diesen Fällen heißt es so viel wie „bezahlt“.
1758 „den 25 nov. Habe durch einen glassemacher von Balve am pastorat haus die von soldaten zerbrochenen Fenster wider machen laßen 22 ß
ein schloß an der Keller thür dafür zalt 49ß“
„anno 1763 hat der schmid Knehr verdient für 6 Klinken an fenster der pastorathaus 1rl.30ß solvi“.
Beachtenswert ist, dass Pfarrer Plenker öfter von einem „Beinhaus“ spricht.
Beinhäuser sind aus Süddeutschland, aus Österreich oder von Klöstern bekannt. Jedenfalls
habe ich noch nie etwas von einem Beinhaus in Westönnen gehört. Dazu eine Nennung:
„den 8.9.10 und den 11. tag Julii anno 1771 hat Anton Sengler den tach auf das pastorat haus und auf dem so genannten Beinhaus mit spänen und pannen ausgeflickt per tag zalt arbeitslohn 15 ß facit
1rl. für stroh nägel 25ß für späne 25ß. die verbrauchte pannen waren voräthig.“
Das Beinhaus wird noch zweimal genannt. Einmal 1761: „weil die Kirch das beinhaus hatte erneuert muss ich der Kirch das empfangene ad 15 rhl desswegen widergeben solvi“
Einmal 1764: „die neue gotte (?) Auf das beinhaus der deckel auf das pütte, die brücke vor dem haus auszubessern samt picknägel arbeitslohn 2rl. 15ß den 16. May solvi „
„15.May 1772 dem glasemacher von Balve für zerbrochene wider neu eingesetzte ruten des pastorathauses solvi 11ß“
„ 20.22.23 2 1/2 tag hat meister Anton Sengling die wände am pastorathaus nordseite ausgebessert samt stellarie hat gekostet 40ß“
„1773 den 26.apr. das treplein vor der Küche zu erneuern und den ausgehauenen eckstein an des Kirchhofs pörtgen westseite mit anckers zu befestigen und auf den tag pannen einhängen samt nägel dem meister Fiddeler dafür zalt 35 ß.“
„1775 von den Kirchhofspfosten die anfaulung abzupolieren und anzustreichen dafür ist dem fiddeler 45 ß arbeits lohn zahlt
annoch 1 1/2 kanne leinölie 30 ß für 1 1/2 H rotemenie farbe 9 ß
schweinetrog dem fiddeler zalt 40 ß
wände an scheuer repariert 9 ß“
Man muss bedenken, dass zum Pfarrhaus ein Stall und eine Scheune gehörte. In einer neueren Aufzeichnung ohne Datum werden die Ländereien mit 19 ha 79a 16qm angegeben.
Eine Aufstellung vom 01.11.2002 gibt die Fläche mit 16,89.74 ha an.
Es wäre interessant, wenn jemand einen Hinweis auf ein Beinhaus geben könnte, welches offensichtlich einmal vorhanden war.
Autor: Friedrich Schleep