Aus der Geschichte des Hauses
Wann wurde das Haus gebaut? Rudolf Preising schreibt in einem Brief an den Stadtdirektor Dirkmann, dass das Pfarrhaus schon 1688 urkundlich erwähnt wird und wahrscheinlich schon früher gestanden hat. Leider ist keine Quelle genannt.
In einer Gebäudebeschreibung, die das Hochbauamt Werl 1977 erstellte, heißt es:
„ Es handelt sich um ein z.T. unterkellertes 2-geschossiges Gebäude mit nicht ausgebautem Satteldach, die Giebel im oberen Bereich abgewalmt und Dachpfanneneindeckung.
Die Außen- und Innenwände bestehen zum großen Teil aus Fachwerk, lediglich der nördliche Gebäudeteil besteht aus Bruchstein- und Mischmauerwerk. Das Gebäude hat ca.
2100 cbm umbauten Raum.“
Man muss wohl davon ausgehen, dass an dem Bauwerk im Laufe der Jahrhunderte manche Änderung vorgenommen wurde. Offensichtlich war das Fachwerk auch nicht gut, sonst hätte man das Haus wohl nicht verputzt.
Das Urkataster (das amtliche Grundstücksverzeichnis) von Westönnen hat die Signatur:
„Städtisches Archiv Werl, Depositum (das Hinterlegte) des Amtsarchivs Werl, Mappe VI, Flur 8, Gemeinde Westönnen.“
Unser Dorf kam ja erst 1969 zu Werl. Ein Datum findet sich auf dieser Urkunde nicht. Sie muss 1828 gezeichnet worden sein.
Auf dem farbigen Plan ist das alte Pastorat von einer riesigen Gräfte umgeben über die eine
entsprechend große Brücke führt. Die Farben sind leider nur blass. Woher kam das Wasser für die Gräfte?
Es konnte nur aus den beiden Quellteichen kommen, die auch dem Westönner Bach ihr Wasser zuführten. Das waren der Wietborn (gesprochen Wuitborn) und der Opferteich. Die beiden Quellteiche sind auch eingezeichnet, aber ihre Abflüsse nur in ihrem Anfang. Da sind Fehler unterlaufen, die Wasserläufe enden abrupt, als wenn sie in einem Kanal verschwunden wären.
Eine Zeichnung, die vom Urkataster im Januar 1829 angefertigt wurde, korrigiert diese Fehler und bringt einen neuen Fehler in den Plan. Der Westönner Bach wurde in seinem Anfang richtig gezeichnet, verläuft dann aber westlich der Bachstraße. In Wirklichkeit verlief er immer östlich der Straße, wo sein Wasser heute noch in Rohren fließt. Der genannte Plan ist auch in dem Buch „Westönnen Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe“ von Rudolf Preising zu sehen. In der Zeichnung wird dann Westönnen auch noch als Westtönnen geschrieben.
Der Wietborn wurde leider vor Jahren zugeschüttet. Das Wasser suchte sich andere Wege.
Es hat sogar schon öfter die Straßendecke aufgebrochen. Zur Zeit, da das Grundwasser in diesem Sommer außergewöhnlich hoch ist, ist die Fahrbahn wieder nass. In der Kirchstraße gibt es seit ein paar Jahren zwei amtliche Straßenschilder, die zu denken geben. Es handelt sich um so genannte Gebots- und Verbotsschilder (rundes Schild, weiß, roter Rand) mit der beachtenswerten Aufschrift: „ Quellgebiet Kein Rohrbruch bei auftretender Nässe“. Ob das auch bei der Führerscheinprüfung abgefragt wird? Diese Schilder wurden aufgestellt, nachdem ein bekannter Tiefbauunternehmer vergebens nach undichten Wasserleitungen suchen musste.
Die Gräfte um das Pfarrhaus wurde unter Johann Wilhelm Schütze aus Geseke zugeschüttet. Er war von 1864 bis 1871 Pfarrer in Westönnen. Warum das geschah, ist unbekannt. Machte die Gräfte zu viel Arbeit? Jedenfalls entstand ein riesiger Garten und ein großer Obsthof.
Autor: Friedrich Schleep