In unserer Serie „Westönnen im 20. Jahrhundert“ gehen wir diesmal in das Jahr 1904 zurück. Passend zum kommenden Wochenende, wenn in der Westönner Pfarrkirche wieder das Sakrament der Firmung gespendet wird, präsentieren wir einen alten Zeitungsbericht aus dem Centralen Volksblatt vom 12. Juli 1904 aus dem Recherche-Fundus von Alfred Risse.
Westönnen, 12. Juli. Heute spendete der hochwürdigste Herr Weihbischof Dr. Augustinus Gockel in hiesiger Pfarrkirche das Sakrament der hl. Firmung. Gestern nachmittag wurde der hochw. Oberhirte von einer stattlichen Anzahl Reiter und Herren in Kutschwagen von Scheidingen abgeholt. In der schönsten Ordnung und Reihenfolge hatten sich die Geistlichkeit, eine Anzahl Engelchen, die Schulkinder, der Gesangverein Cäcilia, die Schützenvereine Mawicke und Westönnen und viele Erwachsene am Eingange des Dorfes aufgestellt, um den hochw. Weihbischof einen würdigen Empfang zu bereiten.
Ein pracht- und kunstvoller Ehrenbogen, dessen Westönnen, Dank den Bestrebungen des Herrn Vorstehers Kerkhoff, sich rühmen kann, zog die Bewunderung aller auf sich. Zwanzig Minuten nach 7 Uhr traf der hochw. Herr hier ein. Nachdem Pfarrer Velder (richtig Vedder) eine Begrüßungsansprache gehalten, trugen zwei weißgekleidete Mädchen abwechselnd ein Gedicht vor, dessen Inhalt die Liebe, Treue und Anhänglichkeit an Hirt und Kirche darlegte.
Mit sicherer Stimme und in guter Haltung wurden die Kinder ihrer Aufgabe gerecht. Darauf trug der Gesangverein Cäcilia im gemischten Chore das Lied: „ Geist vom Vater usw.“ sehr exakt vor. Die Werler Cäcilien-Kapelle stimmte das Lied „Komm Schöpfer Geist kehr usw.“ an. In feierlicher Weise, unter Gesang und Musik, zog der Zug dann durch die vielen Triumphbogen zur Kirche. Dort hielt der hochw. Weihbischof eine Ansprache.
Dankend für den überaus schönen Empfang, den sich die Gemeinde habe angelegen sein lassen, hob der hochw. Oberhirte hervor, daß es ihm eine Freunde sei, zum dritten Male in hiesiger Gemeinde das Sakrament der hl. Firmung zu spenden. Sodann erteilte der Bischof den zahlreichen Teilnehmern seinen Segen. Dann begab sich der hochw. Herr in Begleitung von der Geistlichkeit und der Schulkinder zum Pfarrhause. Des Abends brachte ihm der Gesangverein ein Ständchen. Die Kinder und auch viele Erwachsene hatten es sich nicht nehmen lassen, am Abend durch einen Fackelzug mit Musik zur Verschönerung der Feier beizutragen. Herr Vikar Künsting hielt im Namen der Gemeinde eine treffliche Ansprache.
Dankend für die schönen Worte und für die vorgetragenen Lieder, betonte der hochw. Herr, daß der Gesangverein das Glück und die Ehre habe, die hl. Cäcilia nicht bloß als die Patronin des Gesanges, sondern auch als Patronin der ganzen Pfarrgemeinde zu ehren. Es gereiche ihm ferner zur Freude, zu wissen, daß der Gesangverein Cäcilia immer mehr sich bemühe, zur Verherrlichung des Gottesdienstes beizutragen. Nachdem der hochw. Weihbischof den Lehrern und Lehrerinnen für ihre unermüdliche Tätigkeit seinen Dank ausgesprochen hatte, schloß er seine Ansprache mit dem christlichen Gruße.
Der allgemeine Gesang des Liedes „ Großer Gott wir loben Dich „ unter Begleitung der Werler Musik bildete den Schluß der schönen Feier. – Heute nachmittag fuhr in Begleitung mehrerer Reiter und Kutschwagen der hochwürdigste Weihbischof nach Haus Lohe und von dort nach Uffeln, von wo der hochwürdigste Herr dann nach Werl abgeholt wird.
Autor: Dieter Holtheuer / Alfred Risse / Manfred Zeppenfeld