In der Ausgabe vom Freitag den 4. September 1846 erbitten in einer Bekanntmachung die Schneider von Westönnen um eine Erhöhung ihres Tageslohnes. Eine Woche später am 11. September erwidern mehrere Einwohner von Westönnen mit einer Stellungnahme auf die Bekanntmachung der Westönner Schneider.
Text vom 4.9.1846:
„ Bei der schon lange herrschenden Theuerung unter den Nahrungsmitteln hat sich für die Unterzeichneten die Unmöglichkeit herausgestellt, daß sie mit dem bisherigen Tagelohn von 3 Sgr.(Silbergroschen), welcher im Jahre 31 Rthlr.(Reichstaler) 6 Sgr. beträgt, nicht auskommen können, deshalb haben sie sich vereinigen und den Tagelohn auf 4 Sgr. vom 15. dieses an festsetzen müssen.
Wir zweifeln nicht daran, daß jeder billig denkende Mann mit dieser Erhöhung, die für den Einzelnen unbedeutend, für uns dieses aber nicht ist, einverstanden sein und uns den doch kleinen Verdienst gern gönnen wird.“
Sämmtliche Schneider von Westönnen
Erwiderung vom 11.9.1846:
„An die sämmtlichen Schneider von Westönnen
Im vorigen Kreisblatte Stück 36, Nr 1711 führen obengenannte Herren der hiesigen Ortschaft Westönnen, Beschwerde über Theuerung der Nahrungsmittel, wenn sie außer dem Hause für Tagelohn arbeiten. Sie haben hierzu keinen Grund, weil sie alsdann, nämlich der Herr Meister und zwei Lehrburschen, ihre Kost bei demjenigen bekommen, bei dem sie arbeiten, nebst einem Tagelohn von 3 Silbergr. per Mann. Sie beantragen diesen Tagelohn um 1 Silbergr. erhöhen zu dürfen, angeblich aus dem Grunde, weil sie mit einem Jahreslohn von 31 Thalern 6 Sgr. nicht durchkommen könnten. Wir können diesem Antrage unsern Beifall nicht zollen, sondern hätten es löblicher gefunden, wenn sie ihre Hausarbeiten etwas zu erhöhen gesucht hätten, um dadurch das Ausarbeiten zu befördern. Wir ersuchen deshalb die Herren Schneider unserer Ortschaft, sich zu erklären, ob sie denn wirklich der jetzigen theuren Zeit, oder, bei einer genauen Selbstuntersuchung, sich nicht vielmehr selbst ihren Lebenskummer zuzuschreiben haben! – Es sind hier kürzlich Beispiele, zum Beweise dieses vorgekommen, woraus klar erhellt, daß ein Groschen mehr, sie nicht zum Wohlstande erhebe, weshalb wir auch unsern Herren Schneidermeistern hiermit erklären, daß wir uns auf die Erhöhung ihres Tageslohnes nicht einlassen werden und es daher beim Alten bleiben muß.
So ist es nun in uns`rer Zeit,
Der Lehrling stellt sich`m Meister gleich;
D`rum herrscht so viel der Handwerksneid.
Und keiner wird durch Großthum reich.
D`rum wir erwähnte Schneider fleh`n:
Sich zu begnügen mit dem Lohn,
Bequemlichkeit in Fleiß umdrehn,
Und mit Zusatz uns bedroh`n!
Mehrere Einwohner von Westönnen
Autor: Dieter Holtheuer