Heute ein seltener Brutvogel, der nur noch in einem kleinen Bereich zwischen Westönnen und Werl zu finden ist. Es sind in den letzten Jahren höchstens zwei oder drei Paare, die jedes Jahr im März aus ihren Winterquartieren hier eintreffen. Bevorzugt werden offene Ackerflächen ohne viel Vegetation. Hauptsächlich sind das jetzt die Felder für den Maisanbau, früher häufig Zuckerrübenfelder.
Ursprünglich waren die Brutgebiete der Kiebitze die vegetationsarmen Überflutungsbereiche in den Flussauen (gibt es kaum noch). Daher kommt vermutlich die Vorliebe für die braunen Ackerflächen. Leider werden die Gelege häufig durch Feldarbeit (Bodenbearbeitung, Einsaat, Spritzen) zerstört.In den letzten Jahren haben Detlev Batge und ich die Nester gesucht und in Absprache mit den Landwirten Schutzmaßnahmen besprochen und durchgeführt.
An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Thomas Hufelschulte und Dirk Metker von Ostuffeln für die gute Zusammenarbeit. In diesem Jahr gab es zwei brütende Paare hier bei uns. Im ganzen Kreis Soest waren laut ABU (Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz Kreis Soest) Anfang Mai NUR 58 Brutpaare bekannt. Nach dem Schlüpfen der vier Küken aus dem ersten Gelege, war nach zwanzig Tagen nur noch ein junger Kiebitz am Leben.
Der Nahrungsmangel ist für die Küken das große Problem. Sie brauchen hauptsächlich Insekten, Würmer, Larven und sonstige Wirbellose. Die fehlen in der Intensiv-Landwirtschaft. Es gibt auch keine (Un-)Kräuter mehr, wo die Insekten leben können. Die heutige Landwirtschaft lässt das nicht zu. Die Böden sind absolut kahl, außer Mais.
Vom zweiten Nest gibt es leider keinen Bruterfolg. Vermutlich wurde das Gelege von Beutegreifern ausgeraubt (meistens nachts, Fuchs, Marder, Katzen, Ratten). Am Tag können die Kiebitzeltern die Räuber (z. B. Rabenkrähen,Greifvögel, Katzen) ganz erfolgreich vertreiben. Also in diesem Jahr nur ein junger Kiebitz aus zwei Gelegen mit zusammen acht Eiern.
In 2016 das gleiche Ergebnis. In 2015 gab es auch zwei Nester, aber keine Bruterfolge. 2014 wurden aus einem Gelege zwei junge Kiebitze flügge. Insgesamt zu wenig für die Arterhaltung. Die Schutzmaßnahmen müssten verbessert werden. Das Foto vom 5. Mai zeigt das Kiebitznest, aus dem es in diesem Jahr ein Jungvogel geschafft hat.
Ein Kiebitzgelege besteht in der Regel aus vier Eiern. Die Spitzen der Eier zeigen immer zur Nestmitte. Auf dem Foto aber etwas unordentlich, weil in der Nestmitte noch ein Erdklumpen liegt. Brutzeit ca. 25 Tage.
Anmerkung der Redaktion: Mit diesem Bericht von Norbert Kienz wagen wir den Einstieg in die neue Themenkategorie NATUR. Die Natur im ländlichen Raum hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Daraus resultierende Berichte und Erinnerungen möchten wir Euch an dieser Stelle präsentieren.