Nachdem wir nun erfahren haben, von wem und wie die Westönner Schulchronik der Jahre 1914 – 1918 geschrieben und entdeckt wurde, möchten wir auf den Pädagogen Franz Asshoff näher eingehen.
Franz Asshoff wurde als siebtes Kind des Landwirts Johann Heinrich Asshoff und der Elisabeth Süllentrop zu Oberense geboren. Am 12. April 1869 erblickte er zu Oberense das Licht der Welt und erhielt die Taufe am 15. April in der Pfarrkirche zu Bremen. Vom 6. bis 14. Lebensjahr besuchte er die kath. Volksschule zu Oberense. Nach beendeter Volksschulzeit erhielt Franz Asshoff durch den Lehrer Drees nachträglich Privatunterricht, um für die Aufnahme auf ein Lehrerseminar vorbereitet zu werden. Die weitere Ausbildung zum Lehrer erfolgte im Königlichen Lehrerseminar zu Büren von 1886 bis 1889. Nach der bestandenen ersten Lehrerprüfung übernahm er zunächst eine Privatlehrerstelle. Beim Freiherrn Diedrich von und zu Brenken (*1850 +1927) auf Schloss Erpernburg bei Büren unterrichtete er für einige Monate dessen Sohn Friedrich (*1882). Am 14. April 1890 übertrug ihm die Königliche Regierung die Verwaltung einer Schulstelle in Brilon.
Anschließend, vom 1. Januar 1894 an, übernahm Franz Asshoff eine Stelle als Lehrer an der kath. Volksschule zu Letmathe im Kreis Iserlohn. Zuvor bestand er aber am 25. Mai 1893 seine zweite Lehrerprüfung, ebenfalls am Lehrerseminar zu Büren. In Letmathe blieb er acht Jahre tätig, bis ihm 1902 eine Lehrerstelle in Westönnen übertragen wurde. Mit Schreiben vom 9. Mai 1902 an den kath. Schulvorstand, zu Händen des Herrn Pfarrers Vedder, hatte er sich um diese Stelle beworben.
Während seiner Tätigkeit in Letmathe veränderte sich auch aus privater Sicht sein Leben. Er heiratete nämlich am 23. Oktober 1894 in der St. Markus Kirche zu Beringhausen/Kr. Brilon die Maria Louise Angela Juliana Droll aus Padberg im Kreis Brilon.
Einen Tag zuvor wurde das Paar in Niedermarsberg standesamtlich getraut. Maria Droll, geboren am 22. Januar 1871 in Padberg, war die Tochter des Försters Liborius Droll und seiner Frau Maria, geborene Wamecke. In Letmathe kamen auch seine drei Kinder zur Welt. Maria Irene (* 18.08.1895), Franz (* 26.11.1898) und Walburga Magdalene Maria (*20.10.1902).
Mit Schreiben vom 11. Juni 1902 übertrug die Königliche Regierung zu Arnsberg dem Lehrer Asshoff endgültig die Verwaltung der Schulstelle zu Westönnen zum 1. Juli 1902. Ein halbes Jahr zuvor, am 24. Januar 1902, übernahm auch die bekannte Lehrerin Sophia Mantel aus Soest den Schuldienst in Westönnen.
Am 15. Januar 1911 schreibt die Königliche Regierung zu Arnsberg, Abteilung Kirchen- und Schulwesen, an den Lehrer Franz Asshoff zu Westönnen: „ Wir ernennen Sie hiermit zum Hauptlehrer und übertragen Ihnen die Leitung der kath. Volksschule in Westönnen vom 1. Januar 1911 ab.“
In den Kriegsjahren 1916 und 1917 bittet er den Schulvorstand um einen Zuschuß zu seinen Lebenshaltungskosten. Er schreibt:“ Wie es das Lehrerbesoldungsgesetz überhaupt für Hauptlehrer vorschreibt, besitze ich keine Dienstwohnung mit Stall und Garten in Westönnen“. Im März 1919 starb die Lehrerin Frl. Bernadine Schöne und es sollte eine neue Lehrperson eingestellt werden. Der Westönner Schulvorstand schlug die Tochter von Franz Asshoff, die Lehrerin Maria Irene Asshoff, vor. Die Kreisschulinspektion Hamm-Soest lehnte dies jedoch mit der Begründung ab, dass es nicht gängig sei, gleichzeitig Vater und Tochter an derselben Schule zu beschäftigen. Man übernahm dann die Schulamtsbewerberin Frl. Emma Klemp aus Bergkamen in den Westönner Schuldienst.
Ab dem letzten Quartal 1924 wird Lehrer Asshoff vom Schuldienst krankheitshalber beurlaubt und zum 1.Mai 1925 schließlich pensioniert. Von seinen drei Kindern wurde das älteste, Maria Irene, auch Lehrerin. Sie war später in Gescher im Münsterland tätig. Sein Sohn Franz besuchte 1923 die Akademie für praktische Medizin in Düsseldorf und wurde Arzt. Bis 1930 hatte er eine Praxis in Büderich. Am 18. August 1930 verließ er Büderich und zog nach (Wuppertal-)Barmen. Seine jüngste Tochter Walburga heiratete am 11.11.1924 in Westönnen den Buchhändler Wilhelm Kenter. Sie wohnten in Hamm und dort leitete er eine Buchhandlung. Dieser stammte von dem bekannten Hof Kenter in der Oststrasse. Er war der Sohn des Landwirts Caspar Kenter und seiner Frau Wilhelmine, geborene Grewe. Erwähnt werden soll noch, dass Lehrer Asshoff von 1902 an zweiundzwanzig Jahre lang dem MGV Cäcilia Westönnen als Dirigent vorstand. Weiter war er noch nebenberuflich als Rendant der Sparkasse in Bremen tätig. Er fuhr mit der Kleinbahn bis Oberense und von dort ging er zu Fuß zur Kasse nach Bremen. Seine Frau war ebenfalls im Westönner Vereinsleben tätig. Sie war Vorsitzende des Vereins christlicher Mütter – heute die Kfd- von 1910-1927.
Am 16. Februar 1935 stirbt Franz Asshoff in Westönnen am Schlag (Schlaganfall) und hinterlässt seine Frau und drei majorenne (großjährige ) Kinder. Seine Witwe stirbt 18 Jahre später, sie wurde 82 Jahre alt, am 22.11.1953 in Westönnen an einer Herzschwäche.
Franz Asshoff und seine Familie wohnten in Westönnen im Haus Nr. 34 in der Walbkestr. Es ist das ehemalige Küsterhaus der Pfarrgemeinde mit der heutigen Haus-Nr.1 und ist zurzeit im Besitz der Stadt Werl. Das ehemalige Lehrerhaus (heute KITA) wurde erst 1929 erbaut, da war Franz Asshoff bereits Pensionär.
Autor: Dieter Holtheuer