Im Jahre 1953 erfolgte die zweite Umgestaltung der St. Cäcilia Pfarrkirche Westönnen nach dem Kriege. Bereits 1947/48 hatte der Werler Kirchenmaler Hans Steinhage die Kirche neu ausgemalt. 1953 erfolgte nun eine Höherlegung des Chorraumes, der Altar und die Kommunionbank wurden neu gestaltet und das Christusbild von 1947 in der Apsis mußte der Umgestaltung weichen. Stattdessen erhielt der Chorraum über den Altar ein neues, neoromanisches Kreuz mit überlebensgroßem Corpus. (siehe Foto 1 u. 2) Der Bildhauer Bernd Hartmann aus Wiedenbrück-Lintel war verantwortlich für die ganze Umgestaltung und hatte auch das eichene Kreuz entworfen, das er mit einer Blattsilbereinfassung belegte.
Bernd Hartmann war ein Vertreter der sogenannten „Wiedenbrücker Schule“. Diese war in ihrer Art einzigartig. Sie bestand aus mehreren Werkstätten und Ateliers, war außerordentlich produktiv und lieferte Kircheneinrichtungen und Kunstwerke in alle Welt. In Westfalen fanden sich Altäre aus Wiedenbrück ebenso wie im Ruhrgebiet, den Niederlanden, Südamerika, den USA oder auch China. Neben den Altarbauern schufen in Wiedenbrück Bildhauer, Maler und andere Künstler sakrale Kunstgegenstände sowie Möbel.
Ein fast gleiches Kreuz, in einer Kreuzigungsgruppe, hat Bernd Hartmann in seiner Heimatstadt in der Wiedenbrücker Kreuzkirche geschaffen. 1962 schnitzte er für die St. Christophorus-Kirche in Hirschberg eine sehr schöne Krippe aus Lindenholz, die in ihrer Ausführung vor allem an die westfälische Heimat erinnert.
Bernhard Hartmann ist 1905 in Wiedenbrück geboren und dort auch 1972 gestorben. Nach seiner Bildhauerausbildung 1920 – 1924 war er in Osnabrück, Kleve und Düsseldorf tätig. Anschließend studierte er in München. 1956 heiratete er die bekannte Künstlerin Ima Rochelle, die im März 2013 mit 86 Jahren in München starb. Beide hatten in Jerusalem u.a. die Taufkapelle der Verkündigungskirche ausgestattet.
Zurück zum Kreuz in unserer Pfarrkirche. In den Jahren 1968/1969 erfolgte unter Pfarrer Witte, eine weitere Innenrenovierung der Pfarrkirche. Das Kreuz war offensichtlich bei den Gemeindemitgliedern nicht sehr beliebt und wurde deswegen nicht mehr mit in die Neugestaltung des Kirchenraumes einbezogen. Der Hemmerder Künstler Josef Baron schuf neuen, in Bronze gegossenen kostbaren Altarschmuck, einen Tabernakel, ein Hängekreuz, ein Ambo, sowie sechs Altarleuchter.
Unser altes Kreuz fand eine neue Heimat im Chorraum der St. Vitus Kirche in Bontkirchen am Diemelsee. (siehe Foto 4 und 5). Nun hängt das Kreuz seit ca. 1987, als Dauerleihgabe von Bontkirchen, an der Chorwand in der St. Karl Borromäus Kirche in Dortmund-Dorstfeld, umgeben von fünfzehn alten russischen Ikonen. (siehe Foto 6)
Autor: Dieter Holtheuer