„Heute Abend kommt der Kölner Treff mit Ralf König. Das müssten wir uns eigentlich ansehen?, hieß es am Freitagabend noch zwischen den Redaktionskollegen. Klar, machen wir
doch. Einen unserer „berühmten Westönner“ im Fernsehen lassen wir uns nicht entgehen.
Zumal er kürzlich schon in einem Interview mit der Welt sich wenig galant über Westönnen geäußert hatte. Dort hieß es : „Ich bin in einem sehr katholischen Dorf aufgewachsen, mitten in Westfalen. Da gab es diese alljährlichen Prozessionen bei denen sie auf Knien zur Marienstatue robbten. Ich stand damals auf dem Gehweg und fand das befremdlich“
Ralf König, zur Zeit wohl auf Promotiontour für seinen neuen Comic „Prototyp“, einer gezeichneten, provokanten Satire auf die Schöpfungsgeschichte, wurde dann von Moderatorin Bettina Böttinger angekündigt mit dem Thementitel: Mehr Toleranz für Homosexuelle, weniger Toleranz für religiöse Eiferer.
Ui, was kommt denn jetzt? Endgültige Bewältigung des Kindheitstraumas? Doch nein, dazu gab es nur wenig. Er erzählte zwar die Geschichte vom Weihnachtsmann, die er auch schon im Welt-Interview zum Besten gegeben hatte, Westönnen war danach aber kein Thema mehr. „Bei
einer großen Nikolausfeier wurde ich vor den Weihnachtsmann zitiert, um ein Gedicht aufzusagen. Das allein ist für ein Kind purer Horror. Ich saß also auf seinem Schoß und sah plötzlich das Gummiband, das seinen Wattebart festhielt. Das war ein traumatisches Erlebnis“.
Ralf König erzählte von seinem Hauptschulabschluss und der anschließenden Schreinerlehre in Westönnen, bei der er sein Coming-Out per Furniermaschine erledigte, der „Flucht“ aus
Westönnen und der Findung seiner Berufung, dem Zeichnen von Knollennasen. Sein neuer Comic „Prototyp“, bei dem erstmalig keine homosexuellen Themen Bestandteil sind wurde abschließend besprochen. Ihm zugehört hatten neben den Fernsehzuschauern, der Redaktion
von WestönnenOnline noch die anderen Gäste des Kölner Treffs, unter ihnen Howard Carpendale und Volker Schlöndorff.
Autor: Manfred Zeppenfeld