Anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme der neuen Glocke im Dachreiter unserer Pfarrkirche St. Cäcilia, in der Osternacht 2011, möchte ich nachfolgend einen Bericht aus dem zweiten Chronikbuch von Franz Asshoff wiedergeben, der die obige Überschrift trägt.
Am 11. Juli [19]17, nachmittags 5 Uhr läuteten die Glocken zum Abschied. Sie sind beschlagnahmt und sollen abgeliefert und eingeschmolzen werden. Um die besten Glocken behalten zu können richtete der Kirchenvorstand an die Behörde einen diesbez.[üglichen] Antrag auf Grund eines Gutachtens des Herrn Musikdirektors Liersch zu Werl über den bedeutenden Kunstwert der 4 größten Glocken. In diesem Gutachten heißt es :
„Die Form der größten Glocke (etwa 900 kg) ist nicht alltäglich. Bei einer geringen Mensur im oberen Teile verläuft sie nach unten weit ausladend und erhält damit eine außergewöhnliche Klangwirkung. Vier Ornamentenkränze schmücken den oberen Teil der Glocke, während unten zwei Kränze von Gußringen zu sehen sind. – Zwischen den Ornamentenkränzen befindet sich eine zweireihige Schriftprägung in Minuskelschrift mit folgendem Wortlaut :
Maria heis ich .. peter und johanesman gossen mich d. schultz pastor hermann … schulte tho …. johan peter nirenberstrate provisores mathier schultz custos anno Dmi M D L X X X X V II (1597) –
Die Glocke ist auf Fis gestimmt. Ist die Klangwirkung durchaus rein, vornehm und edel, so ergeben die Aliqodtöne, daß das Glockengut von sehr gediegener Mischung und der Guß ganz fehlerlos sein muß.
Die zweite Glocke stammt aus dem Jahre 1671. Auch diese Glocke ist sehr schön geformt, reich ornamentiert und trägt die Inschrift :
Laudate Dominum in cymbalis benesonantibus, laudate eum in cymbalis jubilationis. Psal. e. u. Joannes da paix me fecit anno salutis M D C L X X I (1671) S Joannes Baptista ora pro nobis.-
Auch diese Glocke ist auf Fis abgestimmt, daß aber um einige Schwingungen tiefer ist, so daß im Zusammenklang mit der vorgenannten Glocke eine Klangwirkung von ganz eigenem Reize entsteht. Der einzelne Glockenton ist durchaus klangrein und reich an Obertönen, so dass die Eigenschaften der oben genannten Glocke auch hier zutreffen.
Offenbar ihre Schwesterglocke ist die dritte. Ebenfalls aus dem Jahre 1671 stammend besitzt sie alle Eigenschaften der vorgenannten Glocke. Zwischen reichen Ornamentenkränzen trägt sie die Inschrift:
In honorem S. Caeciliae refundi curarunt M D C L X X I me fily ac famili parochiano- rum
(d.h. zur Ehre der Hl. Cäcilia haben mich gießen lassen im J. des Heils 1671 die Söhne und Knechte der Pfarrangehörigen). – Diese Glocke ist auf Gis abgestimmt.
Vervollständigt wird das Geläute durch die 4. Glocke. Sie stammt aus dem Jahre 1749. Gegossen von einem Meister Michael Moll trägt sie neben drei Gußringkränzen reiche Ornamente. Der Ton dieser Glocke zeichnet sich durch besondere Klangreinheit und durch Wohllaut aus.
Da diese Glocke auf Cis abgestimmt ist, so entsteht im Zusammenklang mit den übrigen Glocken der Akkord Fis – Gis – Cis, eine so edle Klangwirkung, wie sie weit im Land nicht gehört wird. Die Erhaltung dieses Geläutes wäre aus künstlerischen Gründen nur zu erwünschen.“ [Soweit das Gutachten]
Dem Gesuch der Kirchengemeinde wurde insofern stattgegeben, als nur die beiden kleinsten Glocken von den 6 vorhandenen (eine aus dem Turm u. die Glocke des Dachreiters) abgeliefert werden brauchten. Die Bauernglocke, Feuerglocke, Kinderglocke und Angelusglocke sind also geblieben, somit auch der Anschlag unserer Turmuhr.
Unsere Turmuhr macht nämlich ihre Vollstundenschläge an der Bauernglocke, [und] die Viertelstundenschläge an der Angelusglocke.
Die abgelieferte Turmglocke, Agatha–Glocke genannt, hatte ein Gewicht von 269 kg. Anfang der 70. Jahre war sie gesprungen und wurde im J. 1877 umgegossen. Sie trug die Inschrift :
In honorem Sanctae Agathae. Humpert Brilonensis. 1877.
Sie wurde gebraucht bei Frühmesse, Hochamt und Andacht zum Nachläuten und zum Zwischenschlag bei jedem feierlichen Geläut. Jetzt wird an ihrer Statt die Kinderglocke gebraucht. Die Glocke konnte bei ihrer Abnahme nicht heil vom Turm heruntergeschafft [werden], sondern mußte vorher zerschlagen werden.
Die ebenfalls abgelieferte Glocke des Dachreiters, Klepp–Glocke genannt, wog 75 kg. Sie brauchte nicht zerschlagen zu werden. Die Klepp–Glocke trug die Inschrift:
Ad maiorem Dei gloriam 1877.
Sie wurde geläutet vor jeder stillen hl. Messe, zur hl. Wandlung und bei Versehgängen. Auch sie wird jetzt durch die Kinderglocke ersetzt.
Am 8. Oktober [19]17 wurden die beiden zuletzt genannten Glocken p.[er] Bahn nach Kall in der Eifel zum Schmelzen abgeschickt.
Fast 94 Jahre sind vergangen, nachdem am 11. Juli 1917 die Klepp-Glocke im kleinen Turm unserer Pfarrkirche zum letzten Mal geläutet wurde. Sie war im ersten Weltkrieg beschlagnahmt worden und musste eingeschmolzen werden.
In der Osternacht, am 23. April 2011, erklang erstmals offiziell, die neue, am 10. 09.2010 in der Glockengießerei Perner/ Passau gegossene Jubiläumsglocke. Sie war am ersten Januar 2011 von Kurienbischof Dr. Josef Clemens / Rom in unserer Kirche geweiht worden.
Die Glocke soll erinnern an 350 Jahre Wallfahrt zur Gottesmutter nach Werl und an die Wallfahrt der Pfarrgemeinde St. Cäcilia zur Trösterin der Betrübten seit 1667.
Die in [ ] gesetzten Silben / Worte / Zahlen habe ich zum besseren Verständnis zugefügt.
Autor: Ferdi Newe