Lang herbeigesehnt und geplant war am 28. März das Konzert des Jugendspiel-mannszuges Werl-Westönnen. Nachdem das Gate um 15 Uhr geöffnet wurde, checkten die meisten Reisenden schnell ein, um sich noch vor Abflug mit Kaffee und leckerem Kuchen zu stärken. Auch wenn aufgrund der besonderen Flugumstände keine Reise-Übelkeit zu erwarten war, bildete sich eine lange Schlange an der großen Kuchentheke, wo der Bord-Gastronom Alexander Fischer und seine fleißigen Helfer alle Hände voll zu tun hatten.
Pünktlich um 16 Uhr wurden alle Reisenden, die 40-Mann-starke Crew und natürlich die 15 Auszubildenden, die zum ersten Mal mit der kompletten Mannschaft unterwegs waren, von der Vorsitzenden Maren Riemenschneider begrüßt. Als Ehrengäste konnte sie u. a. den Vereinsgründer Robert Bömelburg sowie Vertreter aus der lokalen Politik an Bord willkommen heißen. Ein besonderer Gruß ging natürlich auch an die beiden Pilotinnen Simone Fromm und Inga Stratmann, die das Flugzeug an diesem Nachmittag gesteuert haben. Nachdem Maren noch auf diverse Besonderheiten bei diesem doch eher ungewöhnlichen Flug hinwies (es gab weder Sauerstoffmasken noch Schwimmwesten und auch die Gurte suchte man vergebens), hob der Flieger mitten in Westfalen mit dem bekannten Stück „Westfalengruß“ ab. Wer die Reiseroute besser überblicken wollte, musste nur auf die Leinwand über der Bühne schauen und konnte stets neben den gehörten Eindrücken auch Bilder der einzelnen Ziele entdecken.
Erster Zwischenstopp: Russland. „Russia forever“ wird mit der Melodie der russi-schen Nationalhymne eingeläutet. Es folgen bekannte und abwechselungsreiche Melodien aus dem größten Land der Erde, die man so schnell nicht mehr aus dem Ohr bekommt. Weiter ging es mit „Tulpen aus Amsterdam“ nach Westeuropa. Während dieses Walzers flitzten einige der jüngsten Besatzungsmitglieder durch das „Flugzeug“, um – passend zur Jahreszeit – Tulpen zu verteilen. Bei welcher Airli-ne gibt es solche Geschenke noch? Den letzten Schliff erhielt das Stück, welches bei dem Konzert zum ersten Mal vom Jugendspielmannszug aufgeführt wurde, durch den Walzertanz zweier Crew-Mitglieder auf der Bühne – natürlich in Holz-Clogs.
Bis zum nächsten Ziel war es gar nicht weit: Mit „Marche officielle des Parachutistes Belges“, dem bekannten Konzertmarsch von Pierre Lemans, arrangiert von Eberhard Merten und Nikolas Bleifuss, flog man hinüber nach Belgien. Auch dieses Stück wurde erstmalig von der anwesenden Besatzung aufgeführt und mit großem Applaus bedacht. Das nächste Ziel lag dann jedoch in weiter Ferne! Es handelte sich um die Karibik. Pilotin Inga, die die Reisenden stets über Mikrofon auf die anvisierten Ziele einstimmte, erzählte, dass die Besatzung für „Pirates of the Caribbean“ wahrlich am längsten geprobt hatte. Dies zahlte sich aus: Nachdem die letzten Töne der bekannten Filmmusik-Melodien aus „Fluch der Karibik“, wie „The Black Pearl“ oder „He’s A Pirate“ verstummten, fühlte sich wohl jeder, als käme er mitten aus einem Piratenkampf auf hoher See. Das Publikum war begeistert und zeigte dies auch. Weiter ging es Richtung Süden. Der „Lima Express“ startete in Kolumbien und zog mit tollen Rhythmen quer durch Südamerika, um beim Karneval in Rio de Janeiro mit einer feurigen Samba zu enden. Erkundigt und einstudiert wurde dieses Neuland erstmals beim Probe-Wochenende im November letzten Jahres. Ist man einmal in Südamerika, will man nicht so schnell wieder weg: „El Condor Pasa“ wurde für diese Weltreise mit beson-derem Blick auf das Schlagwerk- und Percussion-Register vom Crew-Mitglied Eugen Michel arrangiert. Unterstützt wurden die Rhythmiker im Flötenbereich lediglich von den Registerführern der einzelnen Flötenstimmen. Bevor nach vielfältigen Eindrücken aus der halben Welt eine 20-minütige Verschnaufpause angesetzt war, gaben die Schlagwerker noch mit einem Solo ihr alleiniges Können zum Besten. Auch hier hatte Eugen den Schalthebel in der Hand.
Reisen bildet und macht hungrig: Für den zweiten Teil der Weltreise konnte man sich in der Pause mit Schnitzeln und weiteren Leckereien von Luigsmühle eindecken.
Für etwas Verwunderung mag der Aufruf, die Reisetruppe möge für das nächste Stück möglichst nah an die Tische heranrücken, gesorgt haben. Doch man brauchte nur einen Blick in den hinteren Teil des Flugzeuges zu werfen, um zwei Snare-Spieler, sowie eine große Trommel zu sehen und konnte vielleicht schon erahnen, was in den nächsten Minuten passieren würde – jedenfalls, wenn man das angesprochene Trio auf dem letztjährigen Bezirksschützenfest in Westönnen erlebt hatte. Stefan Weber, Marvin Hagedorn und Marcus Wegener marschieren auf die Bühne und boten eine faszinierende Drum-Session, die man einfach gesehen und gehört haben muss.
Nach lang anhaltendem Applaus kam der große Zeitpunkt für den Vereins-nachwuchs. Zusammen mit ihren Ausbildern wurde das erste Mal vor Publikum gespielt. Der Name des dargebotenen Stückes war vor allem danach Pro-gramm:„That Happy Feeling“. Mit dem bekannten Stück „Highland Cathedral“ entführte der Jugendspielmannszug seine Gäste im Anschluss in das schottische Hochland. Hierfür wurden im Schlagwerkbereich neben großer Trommel und natür-lich den Becken nur sogenannte Double Snares eingesetzt, die durch die harte Spannung und den beiden Snare-Teppichen den „schottischen Klang“ ermöglichen. So kam man möglichst nah an das Originalwerk heran. Wer zunächst eine Kathedrale besucht, freut sich sicherlich im Anschluss auch noch ein paar Burgen bzw. Städte vorgestellt zu bekommen – wenn gleich es in eine völlig andere Region Europas ging: Nach Spanien.
Mit „Castillos en Espana“ wurden den Bordgästen durch verschiedene Melodien und Rhythmen vier Städte im Norden Spaniens näher gebracht. Auch dieses Musikstück begeisterte die Zuhörer aus nah und fern.
Mit dem „Ungarischen Tanz“ als Xylophon-Solo wandte man sich Richtung Osteuropa. Nach Prag war es nun nicht mehr weit und es lag nahe das Stück „Prager Musikanten“ aufzuführen. Das Wort „Aufführung“ ist wirklich wörtlich zu nehmen, da die Flugzeug-Crew eine kleine Choreographie für diesen Marsch einstudiert hatte. Jede Reise geht irgendwann zu Ende, auch die gehörte musikalische Weltreise. Von Prag aus startete der Flieger Richtung Heimat. Damit niemand zu wehmütig wurde, zählte Inga vielfältige Gründe auf, um sich nach einer Reise wieder auf zu Hause zu freuen.
Mit dem Volkslieder-Medley „Kein schöner Land“ kam man schließlich wieder in Westönnen an. Die Forderung nach einer Zugabe blieb nicht aus. Der Jugendspielmannszug zeigte mit „The lion sleeps tonight“ noch einmal sein Können bevor besonders dem musikalischen Leitungsteam, aber natürlich auch allen MusikerInnen für den großen Einsatz bezüglich des Konzertes gedankt wurde. Im Anschluss verbrachte der Verein noch ein paar fröhliche Stunden mit seiner Reisetruppe.
Viele positive Stimmen waren von den guten Darbietungen der im Durchschnitt sehr jungen Mannschaft beeindruckt. Besonders wohl gefühlt haben sich während der Weltreise die V.I.P.-Gäste. Durch ein Gewinnspiel im Vorfeld des Konzertes hatten acht Personen einen besonderen Service mit Sektempfang, eigener Tisch-Bedienung, Westönner Pralinen, Kerzenschein und ausgezeichneter Sicht auf die Bühne.
Der Jugendspielmannszug bedankt sich bei allen Gästen, die den Weg in die Westönner Schützenhalle angetreten haben, um viele Melodien aus der ganzen Welt zu hören.
Autor: Michaela Kerkhoff / Manfred Zeppenfeld