Mit einer faustdicken Überraschung von Propst Michael Feldmann begann in diesem Jahr das Westönner Schützenfest. Während der Schützenmesse überreichte der Propst eine 500 Jahre alte Sebastianus Statue an die Gemeinde. Es ist ein Geschenk von Ledwina Wüstefeld und stammt aus dem Nachlaß des Prälaten Franz Wüstefeld aus Paderborn. Sie soll natürlich ihren Platz in der Westönner Kirche finden. Zudem gibt es noch eine hochinteressante Geschichte, die mit diesem Geschenk verknüpft ist. Wir hätten schon längst darüber berichtet, wenn nicht noch die „Rechercheabteilung“ von WestönnenOnline gerne ein paar Informationen dazu gesammelt hätte. Die sind jetzt verfügbar und somit steht diese Woche ganz im Zeichen der Geschichte um die Statue, die mit dem Anzeigerbericht vom 3.August 2010 beginnt. Autor ist Tobias Gebhard, der sehr schön beschreibt…
Propst Michael Feldmann überreichte im Festhochamt zum Westönner Schützenfest eine Statue des Heiligen Sebastian an die Gemeinde und im speziellen natürlich an die Schützenbruderschaft Westönnen. Interessant ist, wie es zu diesem Geschenk kam. Denn die rund 500 Jahre alte Figur ist nicht ohne Grund für die Pfarrkirche St. Cäcilia bestimmt worden. Ledwina Wüstefeld schrieb am 28. Juni aus Paderborn: „Aus dem Nachlass des Prälaten Franz Wüstefeld in Paderborn, meines Vetters übergebe ich der Kirche in Westönnen eine Figur des Hl. Sebastian“.
Auch warum die historische Statue jetzt an die Kirche in Westönnen ging, erklärte sie. „Als im Juni in der Kirchenzeitung DER DOM ein Artikel stand in dem Westönnen als Ort der Sebastianusschützenbruderschaft genannt wurde (Zur Erinnerung: Hendrik Schüngel wurde als Diözesamprin vorgestellt) kam mir der Gedanke, die Figur der Kirche zu geben, denn Westönnen ist mir seit Kindertagen bekannt, da mein Vater es oft erwähnte. Denn er, Alfons Wüstefeld, und später auch sein Bruder Franz, der Vater von Prälat Franz Wüstefeld, haben das Malerhandwerk bei Meister Peter Topp in Westönnen erlernt.
„Gerne hätte ich studiert“
In den Lebenserinnerungen von Alfons Wüstefeld (Obernfeld/Eichsfeld) ist nachzulesen, wie er die Zeit im Dorf erlebte: „Es kam die Zeit, da über meinen künftigen Beruf entscheiden werden musste. Gerne hätte ich studiert, aber meine Eltern konnten die Kosten nicht aufbringen. So entschied ich mich für den Maler- und Anstreicherberuf. Bei Malermeister Topp in Westönnen ging ich zu Ostern 1897 in dessen Malergeschäft und Atelier für kirchliche Kunst in Lehre.“ In seinen Aufzeichnungen schwärmte er von Westönnen sowie seinem Lehrmeister und dessen Familie.
„Auch einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb hatte der Meister, der von dem alten Balz und einer Dienstmagd besorgt wurde, Das Anwesen, mitten im Dorf am Bach gelegen, war schon alt, aber gut erhalten. Ein großer Garten beim Haus und um das Ganze eine Ziegelsteinmauer, deren Durchgänge bei Hochwasser mit bereitgehaltenen Brettern geschlossen wurde. Nachmittags sind Vater und ich mal durchs Dorf gegangen, haben die Kirche besucht und mich beim Pfarrer vorgestellt“.
Der Meister betete vor.
Wüstefeld berichtet von seinen ersten Arbeitseinsätzen im nahen Waisenhaus in Ostuffeln. Aber auch von anderen Aufträgen ist die Rede. „Meistens waren wir auswärts beschäftigt, bis halbwegs Hamm und Unna, südlich bis zur Möhne, östlich bis in den Kreis Soest. Es waren größere Guts- und Bauernhöfe, auch Schulen und Pfarreien, auf denen wir arbeiteten. Meister Topp oder der alte Balz fuhren uns und das Material mit dem Ponywagen zu den entfernten Arbeitsstellen. Essen bekamen wir bei der Kundschaft, schlafen mussten wir häufig in Gaststätten. Um für die Gesellen und Lehrlinge auch im Winter Beschäftigung zu haben, hatte Meister Topp sich auf das Lackieren von Kutschwagen und das Polychromieren von Gipsfiguren eingerichtet. Wenn keine andere Arbeit für ihn da war, dann machte der alte Balz Glaserkitt, der dann in großen und kleinen Fässer verschickt wurde.“
Auch von religiösen Leben bei Meister Topp erzählt Wüstefeld: „Er war ein recht relgiöser Mann, das Abendgebet wurde gemeinschaftlich kniend verrichtet, der Meister betete vor. In der Fastenzeit las er aus einem Buch über das Leiden Christi vor und der Rosenkranz wurde gebetet. Sonntags zwischen Messe und Andacht mussten wir Lehrlinge zeichnen, im Winter auch am Werkabend.“
Damals mangelte es in Westönnen noch an Angeboten für Jugenliche: „Leider gab es keinen Jugendverein! Erwähnen muss ich noch, dass ich das Sakrament der Firmung in Westönnen empfangen habe. Der neue Bischof von Paderborn war als junger Priester auf Haus Lohe, dass zur Pfarrei Westönnen gehörte, Hauskaplan gewesen. Die Firmung in Westönnen war eine seiner ersten bischöflichen Handlungen und so wurde er besonders festlich empfangen. Da Meister Topp keinen Nachfolger hatte, verkaufte er das Geschäft und ging mit seiner Tochter, die sich nach Arnsberg verheiratet hatte, ins Sauerland. (Frau Topp war schon während meiner Lehrzeit gestorben). Er fühlte sich dort aber nicht wohl und kam nach Westönnen zurück“, heißt es in den Aufzeichnungen.
Und weiter über das spätere Leben: „Wie ich später hörte, soll er für seinen Freund, den Bürgermeister Kerkhof, der eine Sauerkrautfabrik und ein Zementdachziegelwerk besaß, als Reisender tätig gewesen sein.“
Text: Tobias Gebhardt (Werler Anzeiger) – Foto: Manfred Zeppenfeld
Autor: Werler Anzeiger / Manfred Zeppenfeld