Zur Einstimmung auf das diesjährige Schützenfest berichtet WestönnenOnline aus der Geschichte der Bruderschaft. Ein richtiges Kleinod hat vor nicht langer Zeit Dieter Holtheuer im Soester Kreisblatt entdeckt. Das Soester Kreisblatt war der direkte Nachfolger der ersten Soester Zeitung, dem Soester Wochenblatt. Die vorliegende Ausgabe enthält einen Leserbrief vom 24. Juli 1846 eines gewissen Sincerus Freimund in Utopien, der sich bitterlich über den Ausschank von Wein auf dem Schützenfest beklagt. Nicht eindeutig aus dem Text geht hervor, dass es sich dabei um das Schützenfest in Westönnen gehandelt hat. Dies offenbart jedoch ein Leserbrief nur eine Woche später. Gespannt darf der geneigte Leser also auf die Antwort der Westönner Schützen sein, die ebenfalls im Soester Kreisblatt veröffentlicht wurde und auch uns vorliegt (Wir berichten am Freitag. darüber).
Schützenfeste (Eingesandt)
Allgemach haben viele Schützenfeste sich so sehr von ihrem ursprünglichen Ziele entfernt, daß eine kleine Hindeutung auf einzelne Mißstände wohl nöthig erscheinen dürfte; und gewiß wird man es der Redaction dieses Blattes Dank wissen, wenn dieselbe den wenigen nachfolgenden Zeilen Zeilen ein Plätzchen im Kreisblatte anweisen wollte.
Die Entstehung der Schützenfeste fällt ins graue Alterthum. Heinrich I., bekannt unter dem Namen Der Vogler oder Vogelfänger führte sie ein als Waffenspiele fürs Volk. Seine Absicht dabei war unsere Voreltern in jeder Art der Waffenübung geschickt zu machen, durch den Scherz auf den Ernst vorzubereiten, und den Schutz des Landes zu erhöhen wozu ihm die wiederholten, feindlichen Einfälle der Ungarn (Hunnen) ins deutsche Vaterland die nächste Veranlassung gaben.
Allmählich wurden Belustigungen mancher Art damit verbunden, insbesondere war es der mit Gerstensaft gefüllte und den alten Deutschen so sehr mundende, und durch die Runde kreisende Becher, zu welchem die Hausfrauen aus ihrer Vorratskammer einen kräftigen Schinken, einen saftigen Braten und eine wohlschmeckende Wurst hinzufügten, wodurch das Fest einen lieblicheren Anstrich gewann, als man jetzt auf vielen gewahren kann, da manche zu förmlichen Saufgelagen herabgesunken sind.
Da kam kein Mann vom Rheine,
Um mit theurem Weine
Schönes Bier zu höhnen,
Und Westfalens Söhnen
Schlau das Geld zu kapern.
Wer Gelegenheit gehabt hat, seit einigen Jahren den hier angedeuteten Mißstand auf einzelnen Schützenfesten unseres Kreises wahrzunehmen (z. B. in W …….n) wird das Gesagte begeiffen. Beispiele in petto könnten den Beweis liefern wie weit Uebelstände reichen.
Darum vorläufig der wohlgemeinte Rath den lieben Leuten vom Lande, (auch von den Städtern zu berücksichtigen;)
Trinkt Bier, eßt Braten, Schinken und Wurst;
Löscht nicht mit kräftigem Weine den Durst;
Behaltet in eurer Tasche das Geld,
Und merkt euch die Schlinge, die listig man stellt !!!
Dieses als Fingerzeige, – nächstens die Beschreibung eines Schützenfestes am Hellwege mit Angabe von Namen nebst offener Darlegung herrschender Uebelstände zur bliebigen Beherzigung von
Sincerus Freimund in Utopien
Autor: Manfred Zeppenfeld