Möchte man WESTOENNEN-ONLINE postalisch erreichen, ist in Werl-Westönnen folgende Anschrift zu wählen: AM HUMPERTSPFAD 12a. Es ist gleichzeitig der Wohnsitz unseres ersten Vorsitzenden Manfred Zeppenfeld. Die Siedlung „Am Humpertspfad“ liegt südwestlich vom Dorfmittelpunkt und ist sicherlich allen Westönnern bekannt. Josef Lefarth und Burkhard Feldmann haben in ihrer Schrift „Straßennamen der Stadt Werl“ von 2003 den Gartenweg erwähnt und die Straße „Am Humpertspfad“ aber leider unerwähnt gelassen.
Die damalige Westfalenpost vom 13. Juli 1951 berichtete in einem Beitrag über den Beginn der Bautätigkeit in der westlichen Westönner Flur:
„Aus einem Haus wurden zwanzig.
Drei Jahre sind vergangen, seitdem man den Grundstein zum ersten Haus der Siedlung am Humpertspfad im Westteil der Westönner Flur gelegt hat. Aus dem einen Haus ist inzwischen eine stattliche Siedlung von 20 Häusern herangewachsen, von denen fünf in den letzten Monaten im Rohbau fertiggestellt sind und bald ebenfalls bezogen werden können. Nach außen hin macht die Siedlung, die nach von der Westfälischen Heimstätte ausgearbeiteten Richtlinien angelegt ist, einen freundlichen, geschlossenen Eindruck. Viel Schweiß und Sorge hat es gekostet, in diesen schweren Zeiten eine Siedlung zu bauen.
Der Plan war schon vor dem Kriege ins Auge gefaßt. Damals konnte jedoch nur ein Bauvorhaben verwirklicht werden, alle weiteren Pläne zerschlug der Krieg. Auch nach Beendigung des Krieges konnten wegen der Währungsverhältnisse keine Bauvorhaben durchgeführt werden, obwohl die Wohnungsnot auf den Dörfern groß war. Mit dem Währungsschnitt gingen die Siedlungswilligen sogleich ans Werk. Die Kirchengemeinde stellte im Umtausch für Siedlungszwecke geeignetes Gelände zur Verfügung, so daß die Bauarbeiten rasch vorwärts getrieben werden konnten. Manche Familie, die lange in Miete gewohnt hat, ist heute glücklich, ein eigenes Heim zu besitzen.“
Bei dem im Westfalenpost-Artikel zitierten Bauvorhaben von vor dem Krieg, handelt es sich um das Haus der Familie Pater, heute „Am Humpertspfad 12“. 1953 wünschen sich die Siedler, dass ihre Straßen jetzt endlich eine eindeutige offizielle Bezeichnung erhalten. Denn bis zu diesem Zeitpunkt galt immer „Humpertspfad“ oder „Siedlung“ als amtliche Anschrift. Hierunter konnte man sich nichts Konkretes vorstellen und schlug u. a. den Namen „Gartenstraße“ vor. Später wurde dann dieser Vorschlag für die Straße in westlicher Richtung von der Weststraße aus, angenommen. Die Straße in südlicher Richtung vom Werler Weg erhielt offiziell den Namen „Am Humpertspfad“. Nach der kommunalen Neugliederung 1969, als Westönnen ein Ortsteil von Werl wurde, hatte die Stadt nun zwei Straßen mit den Namen „Gartenstraße“. Folglich wurde dann 1970 die Westönner Gartenstraße in Blumenweg unbenannt.
Nun einige Details zur Geschichte dieser Straße. Bei der Bezeichnung – Humpertspfad – handelt es sich früher um ein großes Flurstück im Westönner Westen. Schon 1616 erscheint die Bezeichnung in den Archivalien. Im Urkataster von 1828 wird das ganze Flurstück zwischen ehemaliger B1 und Werler Weg, im Süden und Norden; sowie zwischen Hohle Str. und westlicher Flur, im Osten und Westen, als „am Humbertspfad“ bezeichnet. (siehe Foto 2). Wie bereits erwähnt, erscheint 1616 erstmalig die Nennung „ Auff dem Hummelschen Pade“ in den Akten des Pfarrarchives unserer Kirche St. Cäcilia. Der Pfarrer Gerhard Hausen (Pfr. in Westönnen von 1616 – 1621) rechnet am 1. Mai 1616 die Einkünfte und Gefälle, sowie die Ausgaben für 1615, vor dem kurfürstlichen westfälischen Visitator Conrado Luthero, ab. (siehe Foto 3 u. 4) Die Kirche besaß Am Humpertspfad diverse Landparzellen. Diese waren natürlich auch noch bis zur Bebauung in den 1950er Jahren in Kirchenbesitz. Die Verpachtungen dieser Landsegmente der Kirche erscheinen in fast sämtlichen jährlichen Abrechnungen seit dem 17. Jahrhundert. Interessant sind die Schreibweisen des Flurstücks:
1616 – auff dem Hummelschen Pade
1697 – auf dem Humbergschen pfadt
1702 – auf dem Humbergschen pfadt
1730 – am Humberßchen pfadt
1740 – am Humbersgen Pade
1754 – auf dem Humberischen padt
1758 – am Humberlischen pade
1760 – am Humberschen pade
1764 – auf dem Humberschen pade
1828 – am Humbertspfad
1854 – auf den sogenannten Hunpertspfad
1862 – am Humbertspfad
2015 – Am Humpertspfad
Auf den Fotos Nr. 5 bis 7 werden drei Schriftzüge zu dieser Tabelle gezeigt. Natürlich gehen aus den Texten auch die Namen der damaligen Pächter des Kirchenlandes hervor. Hierzu einige Nennungen:
– Diedrich Plattfuß 1697 u. 1702,
– Johann Schulte 1730,
– Johann Hering 1754,1758 u. 1761,
– N. Trockel 1758, 1761 u. 1764,
– Schmied Kneer 1758 u.1760,
– Hünnies 1764
Aus einer Akte des Stadtarchivs Werl (Dep. Amtsarchiv Werl B36-1) erfahren wir ein weiteres Detail zum Humpertspfad. Auf dem Foto Nr. 8 wird ein Situationsplan von 1854 zur Anlage eines neuen Fahrweges mit einer Breite von 24 rheinischen Fuß (ca. 7,50m) dargestellt. Es handelt sich um den Ausbau eines Weges, der quer durch den sogenannten – Humpertspfad – geht. Wir sehen hier den Anfang der heutigen Weststraße, beginnend von der „Chaussee von Werl nach Soest“ in nördlicher Richtung bis zum Anschluß an die Hohle Straße. Laut Plan mussten hierfür 23 Landparzellen, von verschiedenen Besitzern, erworben werden. Im ganzen waren es: 1 Morgen, 26 Ruthen und 25 Fuß. (ca. 3000 m²)
Der Ursprung oder die Bedeutung des Namens – Humpertspfad – konnte bisher nicht einwandfrei erforscht werden. Die zur Zeit verfügbaren Archivalien geben darüber keine Informationen, so dass nur Theorien herhalten müssen.
Leider kommen keine Westönner Familien- oder Personennamen in Betracht, da vor 1700 in Westönnen weder der Name Hummel noch Humberg oder ähnlich vorkommt. Auch ältere Schatzungsregister, z. B. von 1536 und 1565, enthalten keine verwertbaren Namen. In der Zeitschrift des Vereins für die Geschichte von Soest und der Börde, Heft 53 – 1940, veröffentlichte der Vermessungsrat Hugo Schoppmann den Beitrag: „Die Flurnamen des Kreises Soest.“ Für die Gemeinde Westönnen schreibt er unter Punkt 46 auf Seite 175:
„ Am Runkelpfad, a) Rummelske Patt, b) am Humberts Pfad,
c) A, d) C ½, e) Rummelske=Runkelrübe.“ Ist das vielleicht die Lösung?
Oder ist doch die Erstnennung von 1616 –Hummelschen Pade- hier die Hummel der Namensgeber? Vielleicht galt das Tier bereits im 17. Jahrhundert schon als Bestäubungsinsekt und diente so der Landwirtschaft. Eine weitere Deutung ergibt sich nach dem Grimm´schen Wörterbuch. Hier ist u. a. zu lesen, dass die Hummelgeiß eine Ziege und der Hummelbock ein Widder ohne Hörner ist. Hütete früher vielleicht auf diesem Landstrich der Dorfschäfer diese Tiere?
Autor: Dieter Holtheuer