Mit Glasnost und Perestroika und damit dem Ende des Kalten Krieges endete auch die Zeit der großen Manöver. 2 Monate vor dem Mauerfall in Berlin erlebte Westönnen eine der letzten gespielten „Schlachten“ am eigenen Leibe. Als am 11. September 1989 65 Tonnen schwere britische Chieftain-Panzer durch Westönnen rollten verursachten sie einen Schaden von über 200.000 Mark. Die Engländer hatten der Übung auch gleich den passenden Namen verpasst: White Rhinozeros (dt. Weißes Nashorn).
Die Breite Straße befand sich seinerzeit kurz vor Fertigstellung als die britischen Kolonnen den Ortskern passierten. Dabei verursachte das „Nashorn“ auf dem Hinweg schon soviel Schaden, dass Ortsvorsteher Sasse schließlich der Kragen platzte und die auf dem Rückweg befindlichen Panzer mit seinem Trecker in der Breiten Straße stoppte.
Mit dem Eintreffen der Polizei beruhigte sich die Lage keineswegs, denn die drohten dem Ortsvorsteher erst mal mit einer Anklage auf Nötigung, was im Gegenzug weitere Westönner motivierte mit ihren PKW’s den „Westönner Kessel“ auszubauen.
Aus der Westfalenpost vom 12. September: „…auf 300 m Länge wurden Pflasterzeilen zermalmt, Bordsteine in Fahrbahntiefe gerammt und die Teerdecke perforiert…“. Und weiter: „Als die Verbände wieder durch Westönnen fahren wollten, versperrte der Ortsvorsteher mit seinem Trecker und Dorfbewohner mit ihrem LKW den Weg: Das Ergebnis: Die Manöverleitung ordnete die Verlegung der Verbände aus dem Raum Werl in den Bereich Hamm an. Da gaben die Dorfbewohner die Panzer wieder frei…“.
Doch Manöverschäden gab es nicht nur Westönnen. Aus dem gesamten Werler Stadtgebiet wurden von massiven Schäden berichtet. Bei dem Manöver, dessen Zentrum in der Soester Börde lag, waren insgesamt 4500 Soldaten im Einsatz. Die Internetseite M136.de berichtet gar von über 11000 Soldaten und über 1000 Kettenfahrzeugen und Panzern.
Die Aktion der Westönner war anschließend dominierendes Thema in regionaler und überregionaler Presse und beschäftigte natürlich auch die Politik. Besonders die Frage, warum die im Bau befindliche Breite Straße für dieses Manöver freigegen wurde, interessierte die Räte. Am Ende gab es sogar offizielle Entschuldigungen in Richtung Westönnen seitens des britischen Botschafters in Bonn.
Doch schon wenige Tage später gingen Westönner und Briten versöhnlicher miteinander um. Die Engländer waren eigens zur Reparatur der Manöverschäden nach Westönnen gekommen. Diesmal jedoch mit Hacke und Schaufel bewaffnet. Damit ließen sich zwar nicht die Schäden in der Breiten Strasse beheben, jedoch wurde dadurch zumindest das Klima zwischen den beiden Parteien wieder entspannter. Die massiven Schäden im Ortskern waren dann letztendlich doch eine Sache des Amtes für Verteidigungslasten und in diesem Fall waren die Briten mit 75% beteiligt.
Quelle: Westfalenpost vom 12. und 15. September 1989
Autor: Manfred Zeppenfeld