Am 26. September wurde dem Verein „Gemeinsam für Westönnen“ der A. Stein’schen Buchhandlung verliehen. Westönnen Online berichtete bereits von der Veranstaltung. Die Laudatio hielt der gebürtige Westönner Walter Schlummer, der heute in Büderich lebt. Der Preis ist Grund genug für uns die Laudatio nochmal in leicht verkürzter Form hier bei Online zu veröffentlichen.
Lieber Martin Beudel, sehr verehrte Mitglieder des Vereins „Gemeinsam für Westönnen“,
sehr geehrte Damen und Herren,
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Als ich davon hörte, dass in Westönnen ein neuer Verein gegründet werden sollte, war ich überrascht, ebenso wie andere. Es stellte sich die Frage: Warum noch ein Verein? Das Vereinsleben in Westönnen funktioniert doch, es ist lebendig.
(…….)
Gemeinsam für Westönnen e. V. nennt sich der Verein. Er will sich Vorhaben widmen, um Dorfgemeinschaft und Kirchspiel zu dienen und zu fördern. Im Vordergrund sollen Orts-, Heimat- und Landschaftspflege stehen sowie Geschichte und Tradition des Dorfes und des Kirchspiels. Meine Gedanken dazu: Das Thema ist in Westönnen doch bereits präsent, es wird bearbeitet.
Drei Vereine gilt es in diesem Zusammenhang zu nennen:
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Da ist seit vielen Jahren die Schützenbruderschaft St. Sebastianus aktiv.
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Seit 2001 besteht der Verein Westönnen online e. V., der aktuelle Informationen und Beiträge aus Dorf und Kirchspiel, sowie der Geschichte, zusammenstellt, um sie im Internet zu veröffentlichen.
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Und kurz vorher hat sich im Neuen Heimat- und Geschichtsverein Werl eine aktive Ortsgruppe „Heimat und Geschichte“ gebildet.
Warum also noch ein Verein? Warum ein Verein mit dieser Aufgabenstellung? Auf der anderen Seite:
Warum kein neuer Verein, ein Verein, der sich speziell diesen Aufgaben widmet?
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Heute besteht der Verein Gemeinsam für Westönnen e. V. bereits über 5 Jahre.
Wie kam es nun dazu? Was war auslösendes Moment? Wer waren die entscheidenden Personen?
Ausgangspunkt ist die Schützenbruderschaft St. Sebastianus Westönnen. Nach Willi Sasse, viele Jahre erfolgreicher Ortsvorsteher in Westönnen, hat sie unter Brudermeister Friedel Grümme bereits vor Jahren die Bedeutung des heimischen Grünsandsteins für das Dorfbild erkannt, nicht nur weil die Schützenhalle 1924 aus diesem Stein, abgebaut in Westönner Steinbrüchen, errichtet worden ist. Sie trägt Steine zusammen, die in Westönner Steinkuhlen gewonnen worden waren und beim Abbruch von Gebäuden (…….) anfallen. Zahlreiche Sammelaktionen werden durchgeführt. Unterstützt wird die Bruderschaft von Helfern aus anderen Vereinen, von Landwirten und zahlreichen weiteren Freiwilligen. Sie arbeitet die Bruchsteine so auf, dass sie eingelagert werden können. Sie findet dazu eine Halle im Ort, wo sie vor der Witterung und dem Zerfall geschützt sind. Die Bruderschaft nutzt die Grünsandsteine für eigenen Zwecke. Die Steine dienen – bis heute – der Erhaltung und Renovierung der Schützenhalle und der Gestaltung des Umfeldes.
Einige Beispiele aus den zurückliegenden 25 Jahren:
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der Windfang am kleinen Saal,
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das Kassenhäuschen
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die Garage vor dem Speisesaal
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die lange Mauer am Parkplatz
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vier Toreinfahrten
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das St. Sebastianusdenkmal am Mawicker Weg Ecke Westönner Schützenstraße.
Die Grünsandsteine dienen der Bruderschaft darüber hinaus für Maßnahmen im Dorf, wie dem markanten Buswartehäuschen zwischen Schule und Kirche. An anderen Grünsandsteinprojekten ist sie beteiligt, wie Feuerwehrstützpunkt, Heiligenhäuschen und so mancher Mauer und Grundstückseinfassung.
Dadurch, dass die Bruderschaft das Baumaterial rettet, welches seit Mitte des letzten Jahrhunderts nicht mehr gewonnen wird, und es wieder einsetzt, leistet sie einen wertvollen Beitrag zur Heimatpflege. In meinem Aufsatz über die Grünsandsteinmauern in Büderich und Westönnen im Jahrbuch Werl gestern – heute – morgen von 1997 – also vor 20 Jahren – habe ich dies bereits lobend und als Vorbild erwähnt.
Nun ziehen Gewitterwolken auf:
Die Finanzverwaltung stellt die Satzungsmäßigkeit bei den im Dorf durchgeführten Maßnahmen in Frage. Verbunden wäre damit die Aberkennung der Gemeinnützigkeit der Bruderschaft. Dies darf auf keinen Fall geschehen. Dem kreativen und engagierten Brudermeister Christoph Zeppenfeld lässt das nicht ruhen. Als Lösung sieht er einen eigenen Verein, der diese Aufgaben übernehmen kann.
Um den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und das Dorf weiter voranzubringen regt die Schützenbruderschaft durch ihren Brudermeister 2011 die Gründung eines „Dorfvereins“ an. Im Ortsvorsteher Martin Beudel findet sie sofort einen Gleichgesinnten. Der Gründungsgedanke ist geboren.
Nach intensiver Vorbereitung gründete sich der Verein „Gemeinsam für Westönnen e. V.“ am 18. Januar 2012. Der Name soll Programm sein!
Martin Beudel wird zum 1. Vorsitzenden gewählt, Stellvertreter wird Peter Gontrum, Jochen Gerenkamp wird Kassierer und Ursula Schlünder Schriftführerin. Franz Sauer und Christoph Zeppenfeld sind Beisitzer.
Die Arbeitsgruppe „Heimat und Geschichte“ unter Leitung von Ursula Schlünder wechselt mit Zustimmung des Vorsitzenden des Neuen Heimat- und Geschichtsvereins Werl, Herrn Dr. Klaus Köpsel, zum neu gegründeten Verein.
Unter dem Dach von Westönnen online gibt es sogleich eine eigene Homepage im Internet.
Unverzüglich werden Ideen in die Tat umgesetzt.
Ortsbegrüßungsschilder an der ehemaligen Bundesstraße 1 sind die erste Bauaktion. Natürlich unter Verwendung von Grünsandsteinen. Voraus geht eine kooperative Zusammenarbeit mit Stadt und Kreis. Neben einem freundlichen Willkommen an beiden Seiten der Ortsdurchfahrt nutzen viele Vereine des Dorfes die Tafeln um eigene Veranstaltungen anzukündigen. Für dieses erste Projekt mobilisiert der neue Verein bereits zahlreiche Personen und Familien, die ihren Sachverstand, ihre Arbeitskraft sowie Material und Maschinen einbringen.
Weitere Projekte aus Grünsandstein folgen, als Beispiele seien genannt:
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Grünsandsteinmauer im Ketteler Park mit Erinnerungsstein als Ersatz für die entwendete Kupfertafel samt neuer Fahnenstange und – ebenfalls im Ketteler Park – der Sockel für ein Wegkreuz (2014)
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2015 eine Mauer mit Muschel zur Kennzeichnung des Jakobsweges an der Weststraße Ecke Werler Weg, dazu 2016 Tisch und Bank als Raststation
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noch im Herbst 2015 eine Brücke im Ketteler Park, schon ein recht anspruchsvoller Grünsandsteinbau
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2017 unter Mitwirkung einer BdSJ-Gruppe der Schützenbruderschaft neue Bänke am Cäcilienpfad, mit Eichenholz als Sitzflächen
Die Grünsandsteinprojekte tragen die Handschrift von Fritz Kenter, der die Maurerarbeiten von Helmut Bettenbrock, Theo Lötte, Heinz Rohrer, Ferdi Kerkhoff und Robert Lutter übernommen hat.
So wurde der Staffelstab von der Schützenbruderschaft St. Sebastianus Westönnen erfolgreich an Gemeinsam für Westönnen weiter gereicht. Die Grünsandsteine stellt die Schützenbruderschaft für die Durchführung der Projekte weiterhin aus ihrem Fundus sehr gern und wie selbstverständlich zur Verfügung. Ein deutliches Zeichen für Gemeinschaft und Gemeinsinn.
Die Projekte des Vereins Gemeinsam für Westönnen beschränken sich nicht auf „Grünsandstein“. Folgende Beispiele sollen das Bild vom Wirken des jungen Vereins vervollständigen:
2012 Übernahme der Patenschaft für die Grabstelle der Hiltroper Schwestern vom Heiligen Herzen Jesu, die über viele Jahrzehnte segensreich in Westönnen gewirkt haben. – Hier muss die Leistung von Hiltrud Kunzelmann, welche die Grabstelle auf dem Friedhof seit vielen Jahren sorgfältig pflegt, besonders genannt werden.
2013 Renovierung des Heiligenhäuschens an der Breiten Straße
2015 werden die Stromkästen mit den Logos der Westönner Vereine versehen
2016 wird ein besonders aktives Jahr:
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als Geschenk an Martin Hufelschulte wird anlässlich seiner Heimatprimiz an der Weststraße Ecke Werler Weg eine Eiche gepflanzt, abgerundet wird der Bereich um kleine Ligusterhecken
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die Trauerhalle auf dem Friedhof erfährt in enger Abstimmung mit der Stadt eine Innenrenovierung
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im Christophorusheim wird eine Vitrine angebracht zur Aufbewahrung eines Kreuzes, ein so genanntes Tatzenkreuz, das am Ehrenmal befestigt war, und welches so vor Vandalismus und Metalldieben gesichert ist
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am Cäcilienpfad werden Namenstafel und Ständerwerk erneuert
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hinzu kommt in diesem Jahr, also in 2017, eine Tafel mit der Abbildung der hl. Cäcilia
Weiter wird 2017 gemeinsam mit der Stadt die Trauerhalle von außen renoviert.
Nun ein ganz anderes Projekt, das die Vielseitigkeit des Vereins aufzeigt: Unter dem Dach von Gemeinsam für Westönnen startet 2013 eine Arbeitsgruppe um eine „Lebendige Chronik“ zu erstellen. In Abstimmung mit Westönnen online arbeitet sie die neuere Geschichte auf. Sie führt unter der Leitung von Johannes Müller die Geschichtsschreibung von Heinrich Westhues (1966) und Rudolf Preising (1977) in elektronischer Form fort. Was bisher erarbeitet worden ist, steht seit dem 14. Juli als digitale Chronik für jeden zugänglich im Internet. Sie ist nicht abgeschlossen, sondern wird ständig fortgeschrieben, erweitert.
Und dann muss ich doch noch einmal auf Grünsandsteine zu sprechen kommen
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Rechtzeitig zum 350jährigen Jubiläum der Wallfahrt nach Werl ersteht eine Mariengrotte am Friedhofseingang. Hier wird wiederum, nach der Patenschaft für die Schwesterngräber und der Eiche am Werler Weg, die gute Beziehung zur Kirchengemeinde deutlich.
Zurück zu meiner Eingangsfrage: Warum noch ein Verein in Westönnen?
Zurück zu meiner Frage: Warum ein Verein mit dieser Aufgabenstellung?
In dem Verein Gemeinsam für Westönnen haben sich Menschen zusammen gefunden, denen ihr Dorf, ihr Kirchspiel, nicht gleichgültig ist, die ihre Heimat erhalten und sie weiter gestalten möchten. Es gelingt den Initiatoren, sie seien noch einmal genannt, nämlich Christoph Zeppenfeld und Martin Beudel, von Anfang an und immer wieder, bei jedem Projekt neu, Aktive und Sponsoren zu finden. Eine neue starke Gemeinschaft hat sich in Westönnen etabliert. Zahlreiche kleine Projekte, die aus der Dorfgemeinschaft und dem Verein selber vorgeschlagen werden, fügen sich, wie bei einem Mosaik, zu einem erstaunlichen Ganzen zusammen.
Außerordentlich bemerkenswert an diesem Verein, an Gemeinsam für Westönnen, ist die Tatsache, dass sich immer wieder Menschen von den Projekten begeistern lassen und den Verein unterstützen, dass sie mitwirken, ganz gleich ob kreativ oder aktiv, durch Sach- oder Geldspenden, ganz gleich ob Privatpersonen, Handwerksbetriebe, Händler, Dienstleister, Landwirte oder Vereine, ganz gleich ob Jung oder Alt.
Mein Fazit, und damit die Antwort auf meine Fragen:
Dieser Verein tut dem Dorf, dem Kirchspiel und der Kirchengemeinde St. Cäcilia gut!
Der Verein ist ein Gewinn! Seine Gründung war und ist mehr als berechtigt. Der Verein ist Beispiel gebend für andere Dorfgemeinschaften: Menschen zusammen führen, Ideen aufgreifen, gemeinsam umsetzen und Dorf gestalten.
Mit seiner Entscheidung, dem Verein Gemeinsam für Westönnen e. V. den diesjährigen Werlpreis zu vergeben, hat die Jury eine gute Wahl getroffen. Zurecht erkennt die Jury das persönliche Engagement, die pfiffigen Ideen, die pragmatische Umsetzung in Eigenleistung, die gute Zusammenarbeit als Gemeinschaftsleistung eines Dorfes mit dieser Würdigung an.
Der Verein Gemeinsam für Westönnen wird seinem Namen gerecht. „Der Name soll Programm sein“ heißt es bei der Vereinsgründung. Genau so ist es geworden!
Lieber Martin, verehrte Mitglieder des Vereins „Gemeinsam für Westönnen e. V.“, auch von mir einen ganz herzlichen Glückwunsch zum 30. Werlpreis der A. Stein´schen Buchhandlung.Ich wünsche Euch weiterhin erfolgreiche Arbeit.
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