Die Familie Linzbach, Besitzer des ehemaligen Hofes Hennemann, plante im Jahr 2009 den Neubau einer grossen Lager- und Maschinenhalle. Hierfür mußte ein einstiges landwirtschaftliches Gebäude weichen. Schon seit 1810 wurde dieses von den Besitzern des Hofes als Scheune und Lager genutzt. Über der Scheuneneinfahrt befand sich ein Deelenbalken, der uns das Baujahr dieses Hauses verrät. Natürlich ist der Balken behutsam entfernt und gesichert gelagert worden. Später wird er wieder einen besonderen Platz auf der Hofesstelle erhalten. Folgende Inschrift wurde von den Erbauern gewählt:
DAS DIE EHELEUTE NAMENS FRANS HENNEMAN VON HIER UND DIE FRAU ELISABETH TOP AUS MAUWIKE HABEN DIESEN BAU DURCH GOTTES HULF UND MEISTER BREMEKE ZU DEM NOTIGEN GEBRAUCH AUF RICHTEN LASEN GESCHEHEN DEN 13 JUNNY ANNO 1810
In diesem Beitrag wollen wir zunächst natürlich über die Haus- und Bauherrenfamilie berichten, um anschließend auch etwas zum Baumeister Bremeke auszusagen.
Wie uns die Schrift verrät,hat also Franz Hennemann und seine Frau Elisabeth, geborene Topp, dieses Bauwerk 1810 errichten lassen. Franz, richtig Johann Franz Hennemann ehelichte am 2. Juli 1795 die Elisabeth Topp in der Westönner Pfarrkirche. Trauzeugen waren Franz Klenter und Stephan Voß gnt.Guthoff aus Westönnen. Johann Franz erblickte das Licht der Welt am 16. Juni 1771 als erstes Kind des Kolonen Anton Schilling gnt. Hennemann und seiner Frau Anna Catharina Gerwin. Als Paten erscheinen hier Johann Franz Wiehoff und Anna Maria Schilling. Seine Frau Elisabeth Topp stammte vom Hof Topp in Mawicke und wurde hier am 5. Januar 1762 als erstes von acht Kindern geboren. Ihre ganzen Vornamen lauteten Anna Maria Elisabeth. Sie war eine Tochter des Johann Theodor Topp und seiner Frau Theresia Evers, die zu der Zeit den Topps-Hof bewirtschafteten. Theodor Schilling und Anna Maria Ebels hatten bei ihr die Patenschaft übernommen.
Beide Höfe, sowohl Hennemann in Westönnen, als auch Topp zu Mawicke, gehörten früher zur Grundherrschaft des Soester Walburgisstiftes. Früher war es gute Sitte, dass die Kinder der Kolonen eines Stiftes, Klosters oder anderer Grundherren untereinander heirateten. Dies war ganz im Sinne der Stifts- oder Klosteroberen, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen.
Nach ihrer Hochzeit hatten Johann Franz und Elisabeth Hennemann den Vater bei der Führung des Hofes unterstützt. Seine Frau, Anna Catharina Gerwin, war nämlich vier Monate vorher verstorben. Aus der Verbindung der jungen Leute gingen drei Kinder hervor. Maria Theresia (* 20.09.1796), Johann Franz (* 03.12.1800) und Anna Catharina Elisabeth (* 22.11.1805). Johann Franz heiratete später (1836) eine Gertrud Deitelhoff und wurde Erbe des Anwesens. Die älteste Tochter vermählte sich (1815) mit dem aus Niederbergstraße stammenden Caspar Kaiser gnt. Hagen. Die jüngste Tochter fand ihren Partner (1836) in Franz Pöppinghaus aus Werl.
Noch vor den Verbindungen der Kinder starb die Mutter am 1. März 1815 mit 53 Jahren an einem Blutsturz. Aber schon fünf Monate später ging der Witwer eine zweite Ehe ein. Er heiratete am 1. August 1815 die 48 jährige ledige Anna Catharina Maria Elisabeth Kaiser gnt. Hagen vom Hofe Hagen in Niederbergstraße. Es war der gleiche Tag, an dem die älteste Tochter mit Caspar Kaiser gnt. Hagen den Bund der Ehe einging. Es fand also eine sogenannte Doppelhochzeit statt. Vater und Tochter Hennemann heirateten also Bruder und Schwester Hagen. Aus dieser zweiten Ehe, sie währte 42 Jahre, gingen keine Kinder mehr hervor. Anna Catharina Maria Elisabeth starb am 27. Januar 1847 mit 80 Jahren an Altersschwäche.
Johann Franz Hennemann folgte ihr nach knapp sechs Jahren am 9. September 1852. Auch er starb an Altersschwäche im Alter von 81 Jahren, 5 Monaten und 23 Tagen.
Sieben Jahre vor seinem Tod, am 13. Februar 1845, hat er seinen letzten Willen verfasst. Sein Sohn Franz wird der Universalerbe. Die zwei Töchter, Frau Kaiser gnt.Hagen und Frau Pöppinghaus, erhalten je ihren Pflichtteil; dass sind 1000 Thaler in bar und drei Grundstücke in der Größe zwischen ein und drei Morgen. Wie bereits erwähnt, hat der Sohn Franz mit seiner Frau, Gertrud geborene Deitelhoff, den Hof übernommen und weiter geführt.
Nun noch einige Notizen zum Erbauer des Gebäudes. Wie auf dem Deelenbalken eingeschnitzt, hat ein Meister Bremeke den Bau 1810 errichtet. Meister Bremeke hieß mit Vornamen Christian und stammte aus Rhynern. Dies erfahren wir durch den Trauungseintrag im Westönner Kirchenbuch. Am 8. Mai 1786 heiratet er hier in der Pfarrkirche die Sybilla Lange aus Westönnen. Seine Eltern waren Theodor Bremeke und Anna Catharina Prünte zu Rhynern. Die Eltern der Braut wohnten in Westönnen und hießen Bernhard Lange und Elisabeth Wegmann.
Bei der Eheschließung seiner Tochter Catharina Elisabeth 1817 und bei seinem Sterbeeintrag 1822 wird er als Eingesessener und Zimmermann zu Westönnen genannt. Christian muss um 1762 geboren sein, denn bei seinem Tode, am letzten Tag des Jahres 1822 war er 60 Jahre alt. Seine Frau Sybille folgte ihm sieben Jahre später, am 9. Januar 1829, und wurde 80 Jahre alt. Beide starben am Brustfieber (= Lungenentzündung). Aus ihrer Ehe gingen zwei Töchter, Anna Catharina (*1789) und Catharina Elisabeth (*1790), hervor.
Interessant ist, dass auch Christians Tochter Catharina Elisabeth einen Zimmermann ehelichte. Am 24.April 1817 heiratete sie den Beisass (=Mieter) und Zimmermann zu Westönnen, Hermann Buschof gnt.Mott. Er war gebürtig aus Mawicke und der Sohn des Zimmermanns Franz Buschof gnt.Mott und seiner Frau Margarete Mott. Auch in früheren Zeiten bestand die Tradition, dass Handwerkerfamilien zusammenhielten, gemeinsam arbeiteten und auch oft untereinander heirateten. Von Christian Bremeke sind uns bis heute leider keine weiteren Zeugnisse seiner Zimmermannskunst in Westönnen bekannt. Man kann aber davon ausgehen, dass er manchen „ Bau“ in Westönnen zwischen 1786 und 1822 gezimmert hat.
Autor: Dieter Holtheuer