Im Rahmen ihrer Firmvorbereitung hat die Westönner BdSJ-Gruppe „Feldteens“ unter der Leitung von Bernd Keweloh zwei Flüchtlinge eingeladen, die von ihrer Flucht von Syrien nach Deutschland erzählt haben. Die Gruppe behandelt zur Zeit im Hinblick auf ihre Firmung das Thema Flüchtlinge und hat in diesem Zusammenhang auch die zwei weiteren Westönner Firmgruppen eingeladen.
Sehr interessiert und neugierig reagierten die Jugendlichen auf Mustafa und seinen Vater Steve, die von ihrer Flucht nach Deutschland berichteten. Mit 19 Jahren kam der junge Syrer zusammen mit seinem Vater, seiner Mutter und seinem Bruder nach Deutschland und lebt hier nun seit bereits einem Jahr und drei Monaten. Doch der Weg bis hierher war lang. Zunächst flüchtete die Familie von Syrien in die Türkei. Dort lebte sie knapp ein Jahr lang unter schwierigen Bedingungen.
Mustafa musste 12 Stunden am Tag arbeiten gehen, um sich und seine Eltern über Wasser zu halten und Geld für eine Flucht nach Europa zu sparen. Studierte er in Syrien noch Geografie und Biologie, musste er nun Jobs als Kellner, Dolmetscher oder Klomann annehmen und sich mit einem geringen Lohn zufrieden geben. Denn als Syrer bekommt man in der Türkei noch lange nicht das gleiche Gehalt wie ein Staatsangehöriger. Nachdem Mustafas Mutter ihren Goldschmuck im Wert von 9 000 Euro verkaufte, machte die Familie sich auf den Weg nach Europa. Zunächst liefen die vier Familienmitglieder mehrere Tage lang über schwierige Wege und Berge zu Fuß bis nach Bulgarien. Dort sind sie fünf Monate lang geblieben, haben 20 Tage davon im Gefängnis verbracht. Ausgang hatten die Familie dort nur alle drei Tage für jeweils eine halbe Stunde.
Nach Deutschland gekommen sind Mustafa, seine Eltern und sein Bruder dann für 3 000 Euro ohne große Probleme mit einem Fahrer, der sie in Dortmund abgesetzt hat. Von da aus kamen sie über Unna und Wickede nach Werl und leben nun in einer kleinen, eigenen Wohnung.
Deutsch lernen die Flüchtlinge in der VHS und im Jugendzentrum. Mustafa ist bemüht, unsere Sprache zu lernen, um sein Abitur nachzuholen und sein Studium fortsetzen zu können. Beides wird in Deutschland nicht anerkannt. Trotzdem sagt der 20-Jährige: „Ich finde, dass Deutschland ein gutes Land ist; es hat mir geholfen und eine Wohnung gegeben. Auch wenn es sehr schwer ist, die Sprache zu lernen“.
Um Flüchtlinge wie Mustafa mehr in unsere Gesellschaft zu integrieren, hat sich die Firmgruppe überlegt, in nächster Zeit ein Fußballtunier zu veranstalten, bei dem Jungen und Mädchen ihr Talent unter Beweis stellen und sich dabei näher kennen lernen können. Außerdem haben die Jugendlichen im Rahmen ihrer Firmung zusammen mit ihrem Gruppenleiter als soziales Projekt Insektenhotels gebaut, die demnächst zum Einsatz kommen werden.
Autor: Rebecca Schlummer