Am 1.August 1914 ordneten sowohl die französische Regierung als auch der Deutsche Kaiser die Mobilmachung ihrer Armeen an. Der erste Weltkrieg begann heute vor 97 Jahren. In den beiden Tagebüchern des Chronisten und damaligen Schulleiters der Katholischen Volksschule Westönnen, Franz Asshoff, finden sich zahlreiche Berichte zu dem Krieg, der über 17 Millionen Menschenleben forderte. Die Bücher Asshoffs tragen den Titel „“Der Krieg v. 1914 – 18, die Schule und die Schulgemeinde“, und befanden sich viele Jahre im Besitz von Felix Kenter. „Übersetzt“ wurden sie nach Erhalt vom Online-Autor Ferdi Newe (Wir berichteten). Beginnen wollen wir unsere Serie zum Ersten Weltkrieg und fangen an mit dem Mobilmachungstag.
—– Der Mobilmachungstag———-
Nachdem am Freitag, d. 31. Juli 1914 nachmittags gegen 6 Uhr die Erklärung des Kriegszustandes durch Plakate bekannt gegeben war, traf am Samstag, d. 1. August um dieselbe Zeit, der allgemeine Mobilmachungsbefehl telegraphisch hier ein.
Es war der letzte Schultag vor den Sommerferien. Boten des Bezirkskommandos zu Soest in Militärmütze und schwarz-weiß-roter Schärpe eilten im Automobil von Ort zu Ort und überbrachten Plakate mit den Mobilmachungsbestimmungen.
Diese wurden hier an der Schulhofsmauer und an anderen geeigneten Stellen des Dorfes angeheftet. Zugleich wurde durch den Flurschützen der Mobilmachungsbefehl ausgeschellt. Alles drängte sich an die Plakate, um den Befehl und die Bestimmungen zu lesen. Man war froh, aus der bedrückenden Ungewißheit der letzten Tage herausgekommen zu sein.
Auf den Straßen ertönten patriotische Lieder. Überall sah man Gruppen von Männern, Frauen und Kindern, die die jüngsten Ereignisse besprachen. Besorgte Hausfrauen eilten in die Geschäfte, um Einkäufe auf Vorrat zu machen. Die Geldeinleger bei der hiesigen Spar- und Darlehnskasse aber bewahrten ruhiges Blut. Nicht eine einzige Abhebung erfolgte infolge der Mobilmachung.
Um 8 Uhr versammelten sich die Mitglieder der hiesigen Feuerwehrkapelle und durchzogen, abwechselnd die deutsche und österreichische Nationalhymne spielend, die Hauptstraßen des Dorfes. Männer und Jünglinge und Kinder folgten der Musik und sangen patriotische Lieder. Die Begeisterung war groß und allgemein. Es waren unvergeßliche Stunden.
Um 9 Uhr bewegte sich der Zug zum „Gasthof zur Linde.“ Hier legte Hauptlehrer Aßhoff unseren vollzählig versammelten Kriegern die Ursachen des nun beginnenden heiligen Kampfes dar, zeigte, dass es sich nicht um einen Angriffs sondern um einen Verteidigungskrieg handle, mahnte zu Mut, Tapferkeit und Opferfreudigkeit und schloß mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm und seinem greisen Bundesgenossen Franz Joseph.
Am selben Abend waren schon unsere Reservisten durch Telegramme zum sofortigen Eintritt einberufen. Ihr erster Gang war zur Kirche, um vorerst noch zu beichten. Bis zum späten Abend herrschte auf den Straßen des Ortes bewegtes Leben. Man hörte Vaterlandslieder und Hochrufe. Die Erregung des Tages und die Erwartung bevorstehender großen Ereignisse lies keinen zur Ruhe kommen.
Autor: Ferdi Newe / Manfred Zeppenfeld